„Suche den Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15)

Gedanken zur Jahreslosung

Die nachfolgenden Gedanken von Cornelia Seng zur Jahreslosung entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung der Website der Initiative für Asylsuchende und Flüchtlinge „Willkommen in Wermelskirchen“:

von Cornelia Seng

Wermelskirchen | Eine Losung ist wie ein Motto. Schon Jahre im Voraus wird die „Jahreslosung“ von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen festgelegt. Ein Bibelvers, der über die Konfessionsgrenzen hinweg verbindet. Was will er uns für das Jahr 2019 sagen?

Den Frieden suchen, ihm nachjagen! Das klingt nach Arbeit und Anstrengung.

Haben wir ihn denn nicht längst, den Frieden?

Solange ich denken kann, herrscht Frieden in Deutschland. Und länger. Ich kenne nichts anderes als Frieden im Land. Niemand bedroht mich, niemand will mir grundsätzlich Böses. In Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit durfte ich groß werden. Und leben. Jetzt schon mein ganzes Leben lang.

Ich habe erlebt, wie Europa zusammengewachsen ist: In den 80er Jahren hatten wir in der Kirchengemeinde Besuch aus England. Eine Partnerschaft des Kirchenkreises hatte das möglich gemacht. Noch sehe ich den älteren Herrn aus England bei uns auf dem Sofa sitzen. Plötzlich stand er auf und sagte sehr feierlich und sichtlich gerührt, seit dem Krieg habe er sich nie vorstellen können, mit Deutschen noch einmal Gemeinschaft zu haben. Und er (!) bedankte sich für dieses Ereignis. Heute reise ich gerne nach London, genauso unkompliziert wie nach Berlin. Es herrscht Frieden in Europa.

Ein Friede, den wir zum großen Teil den Menschen der Nationen rund um Deutschland (und in Amerika!) verdanken. Sie haben uns nicht festgelegt auf die Gräultaten der Nazizeit. Sie haben uns trotz des Holocausts wieder Frieden und Gerechtigkeit, Respekt der Menschenwürde zugetraut. Durch ihren Willen zur Versöhnung konnte Europa zusammenwachsen und wurde dafür 2012 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

„Europa muss den Friedensnobelpreis zurückgeben“, forderte Mitte 2018 der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Menschen ertrinken im Mittelmeer und Europa schaut zu und wehrt sie ab. Die Sea-Watch, das Schiff einer Rettungsaktion, darf mit 32 (!) Menschen an Bord in keinen Hafen einlaufen, obwohl die Bürgermeister mehrerer Städte sich zur Aufnahme bereit erklärt haben.

Was ist los in Europa?

Europa ist im Kampf gegen Flüchtlinge. Es herrscht kein Frieden im Mittelmeer. Und viele, die es bis in unsere Städte geschafft haben, müssen Angst haben vor Abschiebung, weil sie aus einem vermeintlich sicheren Herkunftsland kommen.

Warum trauen wir es uns nicht zu, sie in Frieden aufzunehmen? Den Menschenrechten gemäß und wie es unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung entspricht? Und der Verpflichtung unseres christlichen Glaubens?

„Suche den Frieden und jage ihm nach“, fordert uns die Jahreslosung 2019 auf.

Der Frieden muss „unten“ gelebt werden. Von Mensch zu Mensch. „Shalom“, sagen die Juden zur Begrüßung. „Salam aleikum“, die Araber. „Friede sei mit Dir!“

Friede beginnt mit den einfachen Begegnungen in unserer Stadt.

Und schon vorher: In unseren Gedanken und Worten. In unseren Herzen. Achten wir auf unsere Gedanken, auf unsere Worte!

Die, die Frieden stiften, preist Jesus selig. Sie haben Gottes volle Unterstützung.

Auf ein friedliches Jahr 2019, Friede den Alt- und den Neubürgern!

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