Sekundarschule teurer

Heute tagte im Rathaus der Ausschuß für Schule und Kultur. Neben der Schriftführerbestellung und den obligatorisch letzten Tagesordnungspunkten „Anfragen“ und „Verschiedenes“ gab es nur einen Beratungspunkt: „Weitere Vorgehensweise Sekundarschule“.

Was sprachlich ein wenig holprig daherkommt, war auch hinsichtlich der Vorbereitung der Ausschußmitglieder nur mäßig gut in Szene gesetzt. Es gab nur diese Tagesordnung. Keine Vorlage der Verwaltung, keine ordnendes Papier, keine Stellungnahme einer Fraktion. Kurios wird die Angelegenheit aber vor allem dadurch, daß der erst am Donnerstag der kommenden Woche tagende Ausschuß für Umwelt und Bau die Errichtung der Sekundarschule ebenfalls beraten wird und die Mitglieder dieses Ausschusses bereits eine umfängliche Vorlage erhalten haben, die ausweist, daß der Bau der Sekundarschule etwa sieben Millionen Euro teurer werden wird, als der Rat im vergangenen Jahr beschlossen hatte.

Kein Wunder, daß Christel Reetz (SPD) eingangs der Sitzung monierte, daß sie ohne Vorlage keine Entscheidung treffen könne. Stefan Görnert, Erster Beigeordneter der Stadt und für Bildung, Schule und Kultur zuständig, mühte sich erkennbar, die Wogen zu glätten. Man habe in der Tat den Ausschuß kurzfristig einberufen.

Die aktuellen Anmeldezahlen für Kindergärten und Grundschulen machten es erforderlich, so Görnert, die Planungen für die Sekundarschule einer Revision zu unterziehen. Die spürbar dynamische Bevölkerungsentwicklung zwinge dazu, die Sekundarschule 5-zügig zu planen und nicht mehr nur 4- bis 5-zügig. Zudem pendelten derzeit noch 20% der Schüler in die Schulen von Nachbarkommunen, die indes vor einer vergleichbaren demographischen Entwicklung stünden.

Der technische Beigeordnete Thomas Marnert erläuterte, daß die größere Schülerzahl andere Flächenberechnungen erforderlich mache, eine andere Brandschutzkonzeption erfordere und schließlich der Baukostenindex habe angepaßt werden müssen. Höhere Schülerzahlen bewirkten eine überproportionale Kostensteigerung.

Thorsten Schmalt von der CDU bat die Verwaltung um die Nennung eines Gesamtbetrags, den die veränderte Schulplanung zur Folge habe. Die Grundschulen müßten angepaßt werden und später ginge die Mehrheit der Grundschüler tendenziell eher aufs Gymnasium, was dort ebenfalls zu Kostensteigerungen führen könne.

Stefan Görnert führte aus, daß die Schulkapazitäten ausreichend seien, daß man von der Überlegung, Schulen zu schließen, ja Abstand genommen habe und verwies auf die demnächst vorliegende Prioritätenliste.

Für die SPD erklärte Wolfgang Eisenreich, daß sie auch unter den neuen Umständen am Konzept der Sekundarschule festhalte. Für die CDU reklamierte Monika Müller Beratungsbedarf. Norbert Kellner von der WNKUWG stellte die durchaus spannende Frage, ob angesichts der Dynamik der Bevölkerungsentwicklung und des womöglich zu erwartenden Zuzugs junger Familien aus den umliegenden Metropolen die 5-zügige Planung der Sekundarschule ausreichen werde.

Man könne, so der technische Beigeordnete Thomas Marnert, in kleineren Schritten nachrüsten, falls sich später ein solcher Bedarf entwickle. Beigeordneter Görnert antwortete mit einem Zitat von John F. Kennedy: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“ Da in Düsseldorf diskutiert werde, ob auf lange Sicht die Schullaufbahnempfehlung der Schule für den weiteren Schulbesuch der Grundschüler entscheidend sei und nicht mehr nur der Elternwunsch, könne man davon ausgehen, daß es auch eine Umlenkung der Schülerströme vom Gymnasium auf die anderen Schulformen, in Wermelskirchen eben auf die Sekundarschule geben werde.

Eine durchaus spannende Debatte um die hiesige Schullandschaft. Auch, wenn sie nicht wirklich gut vorbereitet war.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.