Volkstrauertag 2017

Zahlreiche Teilnehmer haben sich heute Vormittag am Gedenkstein in den Hüppanlagen eingefunden, um der Gedenkfeier anläßlich des Volkstrauertages 2017 beizuwohnen. Vertreter von Parteien und der kommunalen Politik und Verwaltung waren gekommen, Bürger ohne Amt, Menschen, die in der Kirche und der Flüchtlingsbetreuung aktiv sind, die Jugend des Deutschen Roten Kreuzes und auch Flüchtlinge, die in Wermelskirchen heimisch werden.

Ausgerichtet wurde die Gedenkfeier vom Kreisverband Rheinisch-Bergischer Kreis des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und vom Ortsverband Wermelskirchen als zentrale Veranstaltung zum Volkstrauertag im Kreisgebiet.

Nach einem Musikstück des Posaunenchores begrüßte Bürgermeister Rainer Bleek die zahlreich erschienenen Gäste sowie den neuen Landrat Stephan Santelmann als Hauptredner der Gedenkfeier mit einem Zitat des Schriftstellers Henry Miller: „Jeder Krieg ist eine Niederlage des menschlichen Geistes.“ Als  Lektion  aus  den  schrecklichen  Ereignissen  des  20. Jahrhunderts und den Terror-Anschlägen der heutigen Zeit müsse gelten: Rechtzeitig zu erkennen, wenn Bürgerrechte ausgehöhlt und Menschenrechte mit Füßen getreten werden, daß man menschlichem  Leid  gegenüber  nie  gleichgültig  sein dürfe und mutig einzuschreiten sei, wo Mitmenschen unsere Hilfe bräuchten. Zivilcourage  sei  kein  bloßes  Wort,  es  sei  das  Lebenszeichen  einer menschlichen Gesellschaft.

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Stephan Santelmann, der neugewählte Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises, begrüßte die Anwesenden mit einem Wort von Erich Kästner: „Die Vergangenheit muss reden und wir müssen zuhören. Vorher werden wir keine Ruhe finden.“ Trauer sei mehr als nur Erinnerung, Trauer tue weh, sie sei der Schmerz, der uns ergreift, wenn vergangene und gegenwärtige Ereignisse unser Innerstes berührten. Das verklärende Heldengedenken oder das Verschweigen eigener Schuld seien seit Jahrzehnten einer sehr bewußten Auseinandersetzung  mit dem Thema Krieg und Frieden gewichen.

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Im Anschluß ergriffen drei in Wermelskirchen lebende und von der Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Wermelskirchen“ betreute Flüchtlinge an der Seite von Pfarrerin Cornelia Seng und Pfarrer Ulrich Seng das Wort und wiesen in kurzen Worten und teils in noch hörbar ungeübtem Deutsch auf die bedrückende Lage in ihren Heimatländern, auf Gewalt, Verfolgung, Bürgerkrieg und Leid hin:

Moaweeh Al-Basheer

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich heiße Moaaweh Al Basheer und komme aus Syrien, ich bin 25 Jahre alt und schon seit 3 Jahren in Deutschland. Ich war leider gezwungen, meine Heimat zu verlassen, weil es dort Krieg gibt. Krieg, das heißt töten oder getötet werden.

 

Ich wollte nicht für Bashar Al-Assad in den Krieg ziehen, dann hätte ich Bomben auf mein Volk, vielleicht auch meine Verwandten, werfen müssen! Krieg zu führen gegen ein fremdes Volk ist ja schon furchtbar, aber gegen das “eigene” ist unvorstellbar.

 

In meiner Heimat sterben die Zivilisten, Familien Frauen und Kinder, unschuldige Menschen. Ich finde das Leben zu kostbar, um zu früh zu sterben, und jeder Mensch hat das Recht, in Frieden zu leben.
Das wertvollste, was man im Leben haben kann, ist ein Zuhause und sie haben uns ein Zuhause gegeben.

 

Manche von ihnen haben den Krieg miterlebt und wissen, welche Bedeutung das hat. Damals sind viele von ihnen auch nach Amerika oder irgendwo hin weggelaufen oder geflüchtet. Und deshalb hoffe ich, dass sie das nachvollziehen können.
Ich bedanke mich in meinem Namen und im Namen meines Volkes bei Ihnen, dass sie sich Zeit genommen haben, mir zuzuhören.

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Zainab Hazza

Mein Name ist Zainab Hazza, ich komme aus Syrien, zusammen mit meinem Mann und unseren zwei Kindern. Von Beruf bin ich Bauingenieurin. Wir sind seit einem Jahr und zehn Monaten in Deutschland. Es ist sehr schwer, wenn man seine Heimat verlassen muss. Aber in der besonderen Situation in Syrien, hatten wir keine Wahl. Um nicht als unschuldige Menschen in dem Bürgerkrieg in Syrien sterben zu müssen.

Vor dem Krieg waren wir eine große Familie. Doch in unserer Verwandtschaft sind zehn Kinder, sieben Frauen und fünf Männer in dem Krieg durch Assads Bomben umgekommen. Zuerst demonstrierten die Menschen friedlich für mehr Demokratie in Syrien. Doch dann hat der Herrscher, Bashar Al-Assad, seine Strategie geändert: Auch Beamte wurden eingezogen, um gegen die Demonstranten,  das eigene Volk, zu kämpfen. Mein Mann und ich waren Beamte.

Wir wollten auf keinen Fall an der Unterdrückung teilnehmen. Deshalb haben wir unsere Heimat verlassen und sind geflohen. Mindestens fünf unserer Kollegen mussten sterben.

Wir trauern um sie und alle Menschen, die Opfer der Unterdrückung und Gewaltherrschaft in unserem Land geworden sind.

Ashfaq Javed

Ich komme aus der Islamischen Republik Pakistan. Ich bin Christ und gehöre zu den 2% Menschen, die nicht Muslime sind.

Als Minderheit wurden wir schon immer diskriminiert in Pakistan. Aber seit 2001 der Westen Krieg führt in Afghanistan, ist der Hass auf Christen in der normalen Bevölkerung richtig schlimm geworden. Durch das Blasphemiegesetz in meinem Land ist kein Christ mehr sicher und bekommt auch kein Recht vor Gericht.

Ich trauere um Asia Bibi, eine junge Frau, die unschuldig im Gefängnis ist seit mehreren Jahren. Und um alle Brüder und Schwestern, die wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden, die Diskriminierung und Hass ertragen müssen.

Ich bitte Gott um Leben und Frieden für meine Familie und die Menschen in meinem Land.

Ein gemeinsames Gebet beendete ein würdiges Gedenken an in den Kriegen Verstorbene, Soldaten und zivile Opfer, an Menschen, die damals und auch heute noch Gewalt und Drangsal ausgesetzt sind, Krieg, Folter oder Verfolgung. 

Hier einige Impressionen:

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