Von der Schrottimmobilie zur „historischen Chance“

VON WOLFGANG HORN

Drei Jahrzehnte lang war es eine „Schrottimmobilie“. Die Rhombus-Brache, neben Rathaus und Umgehungsstraße, mitten im Herzen der Stadt. „Eine Problemimmobilie ist eine nicht angemessen genutzte und / oder bauliche Missstände (Verwahrlosung) aufweisende Liegenschaft, die negative Ausstrahlungseffekte auf ihr Umfeld verursachen kann und die eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung darstellt oder den geltenden Vorschriften zu Umgang, Nutzung und Bewirtschaftung nicht entspricht oder städtebaulichen Entwicklungszielen bzw. wohnungspolitischen Zielsetzungen entgegensteht.“ So der „Leitfaden zum Umgang mit Problemimmobilien“. Keiner kann wirklich sagen, was sich im Boden dieser Industriebrache befindet. Heute, keine 24 Stunden nach der 30minütigen Sondersitzung des Rates gestern mit einstimmigem Votum für den Kauf eines 11.000 Quadratmeter großen Rhombus-Teilstücks durch die Stadt trafen sich Bürgermeisterin Marion Lück, der Technische Beigeordnete Christian Pohl sowie die beiden Rhombus-Eigner Walter vom Stein und Sven Schulte beim Notar und ratifizierten sowohl den Kaufvertrag zwischen Stadt und Privatinvestoren über den Besitzerwechsel als auch die damit einhergehende Planungsvereinbarung zum städtebaulichen Vertrag. Die Stadt Wermelskirchen will auf dem nunmehr städtischen Grundstück ein neues Hallenbad, ein Parkhaus und einen Standort für außerschulisches Lernen (zum Beispiel Musikschule oder Volkshochschule) errichten. Das Areal sei seine „historische Chance“, so Bürgermeisterin Marion Lück, nach mehr als 30 Jahren der Stadt an der Dellmannstraße ein neues Gesicht zu geben. Zeit wäre es schon lange für ein freundliches, ein edles Stadtantlitz. Nach drei Jahrzehnten häßlicher Fratze. Zudem: Anja Carolin Siebel schrieb im Remscheider General-Anzeiger: „Heißt es doch seit langem, dass Teile des brachliegenden Areals aufgrund der Vornutzung mit Schadstoffen belastet seien, so dass eine Bodensanierung notwendig sei, um das Areal neu zu entwickeln“. Allein: mir fehlt auch (noch) der Glaube, das Zutrauen in die städtebaulichen Kompetenzen der lokalen Politik. Der Schwanenplatz, der baumlose Markt, der Lochesplatz, vielleicht das Eifgen-Areal, sie geben Zeugnis von der nicht eben gelungenen Stadtentwicklung in den letzten Jahrzehnten. Ein Hallenbad oder ein außerschulischer Lernort dürften allenfalls mit Fördermitteln zu errichten sein. Und die sind weiß Gott nicht in trockenen Tüchern. Wie gesagt: Welche Kosten am Ende die Stadt und ihre Steuerzahler aufzubringen haben, kann derzeit wirklich noch niemand sagen. Begeisterungsstürme sind also noch lange nicht angesagt. Mit Wohnungen und Hotels hingegen wird man Kasse machen können. Also mit den für den privaten Teil des Areals vorgesehenen Nutzungen. Public-private Partnership. Wie gehabt.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Heidbüchel
    • 22.08.23, 22:47 Uhr

    Dem Bürger würde interessieren was das Objekt gekostet hat

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