VON FREUD UND LEID

Ein Wort zum Montag, dem 20. März 2023

VON CORNELIA SENG

Ehrlich: Großmutter werden, ist aufregend. Auch beim zweiten Mal. Viel aufregender, als selbst Mutter zu werden, denn man ist ja nicht „dabei“. 

Gewöhnlich bete ich gerne Psalmen. Beim Spaziergang im Bergpark: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen“ (Ps 103,1). Oder beim Anblick der Bäume, Blumen und beim Lachen der Kinder: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!“ (Ps 8,1). Aber diese Worte wollten mir jetzt nicht über die Lippen kommen. Stattdessen passten andere: „Mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs“ (Ps 22,15). Ja, so etwa fühlte ich mich. Wird alles gut gehen bei der Geburt ?

Der Wechsel zur Freude war in meinem Fall einfach. Mit der freudigen Nachricht über die Geburt eines gesunden kleinen Jungen wechselten auch meine Lieder und Gebete wieder. „Kommt her und seht an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern“, das hatten wir damals über die Geburtsanzeige der eigenen Tochter geschrieben. Auch jetzt wieder strahlten mir die Freude und die Dankbarkeit aus allen Knopflöchern. 

Aber wie mag es Menschen ohne solch gute Nachrichten gehen? Den schwangeren Frauen in der Ukraine, die um das zerstörte Krankenhaus nebenan wissen? Oder Frauen, die auf einem Flüchtlingsboot ihr Kind zur Welt bringen müssen? Und überhaupt den Menschen im Krieg und im Leiden? Wie gelingt ihnen der Wechsel vom Klagen zum Loben über den, der „alles so wunderbar gemacht hat“? Und wie wird  m i r  die Zuversicht gelingen, wenn es mal dunkel bleibt?

„Unser Leben hat eine Tiefe, an die wir nicht herankommen, Gottes oft unerkannte und nur erahnte Liebe und Zuwendung“, lese ich in einer Meditation. 

Und Frère Roger, der verstorbene Prior von Taizé, betet: „Heiliger Geist, sind wir in Gemeinschaft mit dir, hast du schon in uns gehandelt, auch wenn ein Gebet scheinbar nicht erhört wurde.“

Auf die Tiefe und Zuwendung der Liebe Gottes, auf seine Nähe und Gemeinschaft ist Verlass!  So hat es schon Jesaja im Alten Testament gepredigt. Und nach ihm haben es viele, viele erfahren.

Dafür steht Jesus ein. Mit seinem Tod am Kreuz. 

Es ist Passionszeit. 

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