Links von links ist rechts

VON WOLFGANG HORN

Isabelle Casel kandidierte bei der Bundestagswahl im Rheinisch-Bergischen Kreis für die Partei Die Linke. Manch einer erinnert sich. Die freischaffende Künstlerin gilt als Unterstützerin von Sarah Wagenknecht. Spiegel Online berichtet nun von einer internen Mail aus dem Landesverband NRW, geschrieben von eben jener Isabelle Casel, mit der die Kundgebung von Alice Schwarzer und Sarah Wagenknecht kürzlich in Berlin unterstützt und die parteiinterne Debatte weiter befeuert wird. Die Bundesführung der Partei und der NRW-Landesverband hatten sich wegen unzureichender Abgrenzung nach rechts distanziert. Isabelle Casel kritisiert »scheinheilige Solidarität« mit der Ukraine. Wenn Russland besiegt werden solle, würde das bedeuten, »dass dann mindestens auch die Ukraine, möglicherweise ganz Europa oder die ganze Welt in Schutt und Asche liegt und ruiniert ist«. Weiter heißt es laut Spiegel Online: »Und wer da nun wieder mit Hitler kommt. Nein es war nicht richtig ganz Deutschland mit seiner Zivilbevölkerung in Schutt und Asche zu legen mit den Bombardierungen der Alliierten sogar noch nach Kriegsende«, schreibt Casel. Es habe »Kriegsverbrechen auf ALLEN Seiten« gegeben, so die Linkenpolitikerin. Gewalt führe nie zu einer Lösung. Naziverharmlosung. So urteilen Parteifreund:innen. Wobei der Begriff der Verharmlosung für die Relativierung von Naziverbrechen selbst eine Verharmlosung darstellt. Zudem: Dass einige Menschen auf der Kundgebung »Lügenpresse« gerufen hätten, könne sie, Casel, angesichts der Berichterstattung dazu »sogar irgendwie nachvollziehen«. Auf die Nachfrage des SPIEGEL antwortete Casel, sie relativiere keine NS-Verbrechen. Sie wies auf die »Bombardierung von Städten im Zweiten Weltkrieg« hin, die die Zivilbevölkerung terrorisiert habe. »Die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki durch die USA töteten bis zu 120.000 Menschen sofort und doppelt so viele durch die Spätfolgen – ganz überwiegend Zivilisten, völlig ohne militärischen Nutzen. Allein das zeigt, dass es Kriegsverbrechen auf allen Seiten gegeben hat.« Angekommen im Brackwasser der historischen Relativierungen. Von der Kommunistischen Plattform bis hin zur nach rechts offenen populistischen Bewegung: Offenbar nur ein kleiner Weg. Links von links ist und bleibt rechts.

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