Bei den Bauarbeiten auf dem Loches-Platz, auf dem derzeit ein neues Einkaufszentrum gebaut wird, ist in dieser Woche ein Tiefen-Brunnen gefunden worden. Dieser hat einen Durchmesser von 1.20 Meter und ist etwa 15 Meter tief, wobei das Wasser elf Meter hochsteht. Gemessen wurde ab Fahrbahnoberkante.
Um zu klären, wie alt der Brunnen ist und ob dieser von historischem Wert ist, hat sich nun Michaela Böllstorf, Untere Denkmalbehörde der Stadt Wermelskirchen, an das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland gewandt. „Wir haben alle relevanten Informationen, die wir bisher finden konnten, weitergeleitet. Jetzt werden die Expertinnen aus dem Amt ein Gutachten zu unserem Brunnen erstellen, damit wir entscheiden können, ob es ein historischer Fund ist, der als Denkmal erhalten bleiben sollte, oder nicht“, sagt sie. Das Amt für Bodendenkmalpflege war bereits vor Ort und hat erste Daten aufgenommen.
Gefunden wurde der Tiefen-Brunnen bei Arbeiten für den Parkplatz, der vor dem Einkaufszentrum entstehen soll. Dabei stieß der Bagger auf eine Betonplatte mit unterlegten Eisenstangen, die das Brunnenloch abgedeckt hatte. Die Bauarbeiten gehen aktuell weiter, allerdings wird die Fundstelle ausgespart, bis die Denkmalschutz-Expertinnen den Tiefen-Brunnen begutachtet haben.
„In Wermelskirchen gab es früher viele Privatbrunnen“, weiß Michaela Böllstorf. Da sich auf dem Loches-Platz früher die Schuhfabrik „Schumacher und Schmidt“ befunden hat, liegt die Vermutung nahe, dass der gefundene Tiefen-Brunnen aus dieser Zeit stammt. Volker Ernst vom Bergischen Geschichtsverein hat für die Stadt recherchiert: „Die Fabrik wurde 1854 erbaut und in den Jahren 1864 und 1871 erweitert. Auf historischen Fotos der Fabrik ist an der Stelle, an der der Brunnen gefunden wurde, ein Vorbau.“ Es könnte also gut sein, dass man deshalb auf den Fotos keinen offenliegenden Brunnen sieht.
Im Jahr 1970 ist die alte Fabrik abgerissen wurden. Wahrscheinlich wurde damals in dem Zusammenhang der Brunnen mit einer Betonplatte abgedeckt.
„Der Fundort des Brunnens befindet sich vermutlich nicht auf einer der geplanten Zufahrten zum Einkaufszentrum oder in die Tiefgarage, sondern eher mitten auf dem Parkplatz, der gerade angelegt wird“, sagt Hartwig Schüngel, Leiter des Gebäudemanagements der Stadt. „Wir warten jetzt ab, was das Gutachten des Brunnens ergibt.“
Michaela Böllstorf, Untere Denkmalbehörde der Stadt, begutachtet den Fund auf dem Loches-Platz. Fotos: Stadt Wermelskirchen / Kellermann