Der Widerstand der Frauen

Ein Wort zum Montag, dem 14. März 2022 

VON CORNELIA SENG

In lustig bunter Kleidung läuft die Joggerin unter meinem Fenster vorbei. An diesem herrlichen Tag im Sonnenschein muss es Freude machen zu joggen. Unwillkürlich gehen meine Gedanken zu den Frauen in der Ukraine. Dort joggt bestimmt niemand mehr. Wie muss das sein – unter Beschuss von Raketen zu leben? “Wie furchtbar, wenn man als Mutter sein Kind nicht mehr beruhigen kann, weil man auf der Flucht ist”, sagt meine Tochter, während sie den kleinen Emil auf den Arm nimmt. Wie muss es den Müttern gehen, deren Söhne in diesem Angriffskrieg kämpfen müssen? Keine Mutter hat je ihr Kind unter Schmerzen geboren, damit es in der grausigen Gewalt eines Krieges stirbt. Ich träume von einem Protestmarsch der Mütter, Großmütter und der Urgroßmütter mit Rollatoren gegen diese sinnlose Gewalt und Zerstörung. In Russland gibt es die “Soldatenmütter”. Manche sagen, Putin fürchte sie.

Am Weltfrauentag bin ich mal wieder in der Gemäldegalerie “Alte Meister” im Schloss Wilhelmshöhe. Die Bilder sind mir noch längst nicht alle vertraut. Wie häufig Frauen auf den alten Bildern gemalt wurden! Fällt mir das heute besonders auf? Die alten berühmten Maler waren nun mal Männer. Die Frauengeschichten scheinen die Maler fasziniert zu haben. “Die Auffindung des Moseknaben” zum Beispiel. Es ist ein Bild des Pariser Malers namens Charles de La Fosse, gemalt vor mehr als dreihundert Jahren.

Nur Frauen sind auf dem Bild zu sehen. Natürlich! Auch in der biblischen Geschichte kommen nur Frauen vor. Dem mutigen Widerstand von Frauen verdankt der kleine Mose sein Leben. Der Pharao hatte den grausamen Befehl gegeben, alle männlichen Babys zu töten. Das Volk der hebräischen Sklaven wurde ihm zu stark. Aber nicht nur Mutter und Schwester verweigern den Gehorsam, auch seine eigene Tochter und deren Dienerinnen! Der kleine Mose wird aus dem Wasser gezogen und gerettet. Später wird er das Volk Israel aus der Sklaverei in die Freiheit führen. Es ist das grundlegende Ereignis des Volkes Israel bis heute. 

Und alles beginnt mit dem Widerstand der Frauen! Gott nutzt ihr beherztes Handeln, um die Geschichte zu lenken. Bei Petrus und den Aposteln heißt das später “man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!” (Apg 5,29).

Gott behält den Überblick über die Weltgeschichte. Das glaube ich. Auch wenn ich im Moment verwirrt bin. Er wird aus beherztem Handeln und mutigen Worten Weltgeschichte machen. Er hat die Fäden in der Hand.

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