Ein Statement für den Zusammenhalt der Gesellschaft

VON JOACHIM ZAPPE

Es war am Abend eine wichtige und eindrucksvolle Demonstration von Wermelskirchenern  gegen Corona-Leugner, Impfgegner, Verschwörungsanhänger und Rechtsradikale. Und gleichzeitig war die Veranstaltung ein klares Statement für den Zusammenhalt der Gesellschaft, für Dialog- und Kritikfähigkeit und Demokratie.  Auf dem Rathausvorplatz fanden sich bei der von der Bürgerinitiative „Wermelskirchen für Zusammenhalt, Gesundheit und Solidarität“ offiziell angemeldeten Kundgebung mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger ein. Vor dem Rathauseingang wurde mit  42 angezündeten Kerzen der mit oder an Corona Verstorbenen aus Wermelskirchen  gedacht.

Ein eindeutiges Zeichen für Solidarität und den Zusammenhalt der  Gesellschaft kam  von Marion Lück und Rainer Bleek, der amtierenden Bürgermeisterin und ihrem Vorgänger, die gemeinsam vor das Mikrophon traten. Mit eindeutiger Ansage richtete Marion Lück sich an jene, die sich alltäglich anonym mit ihren Verschwörungserzählungen und Drohungen an sie wenden. Andere Meinungen, Einstellungen und Kritik seien erlaubt, aber dann sollte man  das auch offen mit seinem Namen vertreten und verantworten.

Armin Himmelrath gab zu, sich vor einem Jahr noch nicht habe vorstellen können, in welcher Geschwindigkeit  Verschwörungserzählungen, QAnonon und Wissenschaftsfeindlichkeit sich in der Gesellschaft  verbreiten würden.  Es sei die Zeit, „Farbe zu bekennen“, und  aus der Komfortzone zu kommen, um der Spaltung der Gesellschaft Einhalt zu gebieten.

 Auf acht kleine Comic-Zeichnungen von Charles M. Schulz mit den „Peanuts“  aus dem Jahr 1967 verwies Thomas Wintgen, Mitbegründer der Wermelskirchener Erklärung und Mitinitiator der Kundgebung,  in seiner Ansprache.  Die Comics „Kleiner Piks, große Wirkung“ war die erfolgreichste Impfkampagne (gegen Masern) aller Zeiten.

Matthias Pahl, der für den musikalischen Rahmen  der Zusammenkunft sorgte, berichtete über die ausgeklügelten Methoden und Strategien der „Montagsspaziergänger“, die seit Wochen auch in Wermelskirchen versuchen,  Regeln des Demonstrationsrechts auszuhebeln. Seine Empfehlung: Die Gesellschaft müsse sich dem entgegen  stellen und energisch Grenzen setzen.

Pfarrer Manfred  Jetter hob die besondere Bedeutung der Kirchen  als Gesprächs-Plattform hervor. In diesen belastenden und psychisch schweren Zeiten seien Gespräche,  Gedankenaustausch und gemeinsame Krisenbewältigung Grundpfeiler  der Seelsorge.

Gute Nachricht am Rande: Die Kundgebung fand ohne jegliche Zwischenfälle und unter Einhaltung aller Regeln statt. Auch Befürchtung eines Konflikts, eines möglichen Aufeinandertreffens der Kundgebungsteilnehmer mit den „Spaziergängern“, war unbegründet.  Dass die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen stimmten, dafür sorgten Michael  Faubel und Mike Galow.

Comments (9) Write a comment

    • Anne Röser
    • 25.01.22, 8:56 Uhr

    Ich war gestern Abend bei dieser Kundgebung mit vielen anderen Mitmenschen. Auf dem Weg auf den Rathausvorplatz sprach mich eine Dame an und sagte, dass sie Angst habe hier zu sein und die Befürchtung habe, dass es zu Auseinandersetzungen und Gewalt käme. Nachdenklich und betroffen hörte ich den Rednern und ihren Beiträgen zu und musste immer wieder daran denken, was gerade mit unserer Gesellschaft passiert.
    Massive und konsequente Impfverweigerer und Verschwörungstheoretiker werden wir wohl kaum erreichen, aber ich habe die Hoffnung das wir die Menschen überzeugen können, die Angst haben sich impfen zu lassen und einfach verunsicht sind.

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    • Erna Kind
    • 25.01.22, 9:50 Uhr

    Warum wird hier immer von Impfverweigerern geredet?
    Es gibt genügend Menschen, die sich aus Gesunfheitlichengründen nicht impfen lassen dürfen/können!
    Was ist mit denen? Kein Wort auf Ihrer Kundgebung!
    Sollen die bis zum St. Nimmerleinstag auch eingeschränkt bleiben?

    Sind Wüsts Aussagen ein wissenschaftlich begründet?

    „Sinn und Zweck (der geplanten Impfflicht) ist, daß wir den Menschen signalisieren können, die alles getan haben in den letzten zwei Jahren, sich impfen lassen, die vorsichtig waren, die sich testen lassen, die Maske tragen. Jetzt sind die anderen dran, die sich bislang geweigert haben, damit wir alle gemeinsam wieder ein Stück mehr Normalität kriegen. Schritt für Schritt, aber ganz sicher im nächsten Winter nicht wieder in den nächsten Lockdown.“

    Auf die verwunderte Nachfrage der Moderatorin, ob es nicht darum ginge, die Ungeimpften dazu zu bringen, sich impfen zu lassen, bekräftige Wüst, der immerhin Jurist ist, nochmals, es gehe um „ein Zeichen an die Geimpften: jetzt sind die anderen dran“.

    Es gebe viele Menschen, die sich hätten impfen und boostern lassen und weiterhin vorsichtig seien aus Rücksichtnahme auf Nicht-Geimpfte. „Und jetzt müssen wir uns mal bitte liebevoll um die Nicht-Geimpften kümmern.“

    H. Wüst – MP von NRW – begründet den SINN & ZWECK einer Impfpflicht damit, dass Geimpfte ein Signal bekommen: „Jetzt sind die anderen dran (…) jetzt sind die dran, die sich geweigert haben.“

    Damit begründet man eine Impfpflicht. Was sind das für Politiker. #AnneWill pic.twitter.com/u02zrzM9BQ

    Wie begründet Lauterbach den Genesenstatus von 6 auf 3 Monate zu reduzieren?
    Österreich nach wie vor 6 Monate Gültigkeit, Schweiz und die anderen EU Länder: 12 Monate und nun der Knaller für unsere Abgeorneten im Bundestag gelten nach wie vor 6 Monate Genesenenstatus!
    https://www.bundestag.de/allgemeinverfuegung

    Wie kann man sowas bitte begründen? Sollte doch auch Sie zum Nachdenken bewegen?!

    Und auch Drosten rudert nun zurück:
    „Wir werden nicht auf Dauer, über alle paar Monate, die gesamte Bevölkerung wieder nachimpfen können, um damit eine Bevölkerungsimmunität (…) zu erhalten. Das geht nicht!“
    „Irgendwann muss das Virus auch in der Bevölkerung Infektionen setzen, und das Virus selbst muss die Immunität der Menschen immer wieder updaten.“
    https://www.rnd.de/gesundheit/christian-drosten-ueber-omikron-warum-die-corona-variante-pandemie-beenden-koennte-C3YRKKATVFEN5A54Z54HNM624M.html

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    • Liebe Frau Kind,

      bei unserer Veranstaltung ging es darum, die Menschen freiwillig zum Impfen zu bewegen und ihnen Mut dafür zuzusprechen. Es ging darum, sich nicht auf Verschwörungserzählungen einzulassen sondern den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu folgen, welche von der überwältigenden Mehrheit der Wissenschaftler vermittelt werden. Wie Sie richtig schreiben, gibt es Menschen, welche sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen dürfen oder können. Diese Menschen benötigen von der gesamten Gesellschaft einen sehr großen Schutz und umso wichtiger ist es dieses Virus weitestgehend zu unterdrücken. Die bislang beste Möglichkeit ist die Impfung möglichst vieler Menschen auf der Welt. Die Impfung ist ein besserer Weg als die Infektion. Zumindest zu diesem Zeitpunkt. Mit Aussagen von einzelnen Politikern hat unser Statement nichts zu tun. Mit freundlichen Grüßen Lutz Balschuweit

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    • Bernd Luchtenberg
    • 25.01.22, 13:05 Uhr

    Es war gut, dass wir als bürgerliche Gemeinschaft dieses statement gesetzt haben. Die Redebeiträge haben klar, aber sachlich Position bezogen; auch für Hilfesuchende und friedlich Andersdenkende wurden verständnisarm, aber repektvoll die Möglichkeiten für Hilfe und friedliches Miteinander formuliert.
    Wir hätten noch mehr sein sollen: 120 Anwesende von mehr als 300 Unterzeichnern sind ein Anfang, aber auch die Unterzeichnenden sind gerade 1% der Einwohner- ich glaube aber wir sind mit unserer Haltung deutlich mehr!
    Was nicht passieren darf: die wenigen Lauten schüchtern die Vernünftigen ein (siehe 1. Kommentar). Es ist an der Zeit, Haltung deutlich sichtbar zu machen.
    Ein Detail: Die Polizei war präsent, die Veranstaltung zu schützen, prima! Wir wurden angehalten, die Mützen zu lupfen (Ohren frei, Vermummungsverbot). Ok, kann ich einsehen. Ich hoffe nur, dass bei den aktuell grassierenden unangemeldeten Versammlungen auch so penibel für Ordnung gesorgt wird.

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    • Mike Galow
    • 25.01.22, 14:52 Uhr

    Eine Diskussion über Corona wäre wieder auf Augenhöhe möglich, wenn man wüsste, dass sich der Meinungsaustausch und die dazugehörigen Aktionen wie Demos im rechtlichen Rahmen bewegen. Den Bürger*innen, die bei solchen “Spaziergängen“ mitwirken, muss klar sein, dass man einer rechten Strategie auf den Leim geht, in der es darum geht, den Rechtsstaat zu schwächen, die Polizei mit dezentralen Aktionen handlungsunfähig zu machen.

    Liebe “Spaziergänger“, Ihr wollt diskutieren und eure Meinung kund tun, wollte aber nicht mit Rechten (Parteien) in einen Topf geworfen werden, die Verschwörungen verbreiten, Politiker*innen, Presse, Kitas und Schulleitungen attackieren, vor Morddrohungen nicht zurückschrecken? Dann meldet eure illegale Demo an und haltet euch an die Vorschriften! Damit wäre der erste Schritt einer Distanzierung gemacht. So entzieht man sich dieser rechten Strategie und nimmt nicht mehr, vielleicht unbewusst, an Aktionen teil, die den Vorsatz haben, den Rechtsstaat zu destabilisieren.

    Ich rate mal dazu, wenn Zeit ist, sich mit der Strategie der “Spaziergänge“ auseinander zu setzen. Hier ein Einstieg: — https://www.ndr.de/kultur/Corona-Spaziergaenge-Johannes-Hillje-ueber-die-uralte-Strategie,coronaprotest126.html

    Bei diesen “Spaziergängen“ geht es auch nicht um “Follow the Leader“. Es wird auf eine Gruppendynamik gesetzt, wo die Antreiber und Spalter im Hintergrund agieren können. Nicht ohne Grund habe ich oben nur von einer Strategie geschrieben. Diese Anpeitscher sind auch nicht nur im Dunstkreis der AfD zu finden. Manche erhoffen sich aus einer Spaltung auch einfach nur politische Vorteile oder erfreuen sich am Krawall. Gerade die sozialen Netzwerke und Messenger- Dienste wie Telegram bitten sich hervorragend an, die Menschen in einer geschaffenen Filterblase mit Falschinformationen zu versorgen und massives Framing zu betreiben. Bei Telegram und Whatsapp wird man in größeren Gruppen im Minutentakt mit FakeNews zugeschüttet. Natürlich geht es in den Gruppen auch über das Thema Corona, 2G, etc., was aber als politisches Vehikel missbraucht wird, um andere Themen in die Wahrnehmung zu spülen. Und da ist dann natürlich Alles dabei, was man so aus der Szene kennt. Deutschland ist noch besetzt und die Amis haben das Sagen, Deutschland ist nur eine GmbH, Impfstoffe werden aus Baby-Föten gewonnen, eine NWO, die uns mit einer geheimen Schattenregierung im Hintergrund leitet. Und natürlich darf das Evergreen, “die Nazis waren links und Sozialisten“, nicht fehlen. Alles schön verlinkt zu “seriösen“ Webseiten und anderen Gruppen, damit man auch ja nicht aus der Blase raus kommt.

    @ Bernd Luchtenberg
    Die Auflage, die uns von der Versammlungsbehörde vorgeschrieben wurde, aufgrund des Vermummungsverbots die Ohren frei zu halten, halte ich persönlich für Blödsinn. Ich habe mir ja auch provokativ die Mütze ausgezogen. Das Vermummungsverbot gilt auch nur auf (angemeldeten) Versammlungen und Demos und nicht beim angeblichen Spazieren gehen. So ist das halt, wenn man sich an das Recht hält. Die Polizei hat die klimatische Situation aber gut erkannt…:-)

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    • H. Rosen
    • 25.01.22, 15:06 Uhr

    Ja, es gibt einen Weg raus aus den Ängsten. Pfarrer Manfred Jetter hatte gestern Abend ein Angebot an ALLE gemacht. Sinngemäß sagte er: Die Kirchengemeinde hat Räumlichkeiten für die die Sorgen, Ängste und Nöte haben. Hier können im Dialog Brücken geschlagen werden zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften, zwischen Impfbefürwortern und Impfskeptikern.

    Pfarrer Manfred Jetter hat quasi eine Einladung ausgesprochen. Hoffen wir, dass diese Einladung bald tatsächlich umgesetzt wird.

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      • Dr. med. Michael Bredenbröker
      • 25.01.22, 17:51 Uhr

      zu H. Rosen: Ja, diese sehr konstruktive Bemerkung von Herrn Jetter, hat mich beeindruckt. Einzig und allein das Gespräch kann uns in Sachen Abspaltung dazu bringen, auch bei massiven Differenzen bei der Beurteilung, welcher Weg hinsichtlich der Pandemie derzeit der Richtige ist und wie wir menschlich bleiben, miteinander Kontakt zu suchen. Er hat den Aspekt der Seelsorge erwähnt, wo jeder im Gespräch mit Anderen die Möglichkeit hat, den Versuch zu unternehmen, die verletzte Seele des Gegenübers nach seinen Möglichkeiten mehr oder weniger zu heilen. Herr Jetter ist noch weiter gegangen: Er bietet konkret Räume in der Kirche an, wo es am ehesten möglich ist , heiße Eisen in gesitteter Form anzupacken. Danke, Herr Jetter , an sehr geeigneter Stelle die richtige Lösung anbieten. Das passt.
      H. Rosen: Ja , das Angebot soll genutzt werden.
      Wenn Steine im Weg liegen, kann man damit Mauern bauen oder eben Brücken.
      Herzliche Grüße, Dr. Michael Bredenbröker

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        • Klaus E. Ulinski
        • 26.01.22, 15:40 Uhr

        Ich stimme Ihnen beiden zu, Horst Rosen und Dr. Bredenbröker. Jedoch, um den Gedanken von Ernst Ferstl aufzugreifen: die Im Weg liegenden Steine sehe ich wurfbereit bereits in den Händen von Leuten, die überhaupt kein Interesse an einem Dialog in – wie Sie es ausdrücken “gesitteter Form” haben. Die Frage, die sich mir in der gegenwärtigen Situation überhaut stellt ist, ob solch ein Dialogversuch überhaupt noch Chancen auf Erfolg bietet. Mittlerweile werden Menschen eingeschüchtert und bedroht. Morddrohungen in anderen Städten sind im Umlauf. Kann man in solch einem Klima überhaupt noch mit Argumenten durchkommen? Nein. Ich glaube das nicht. Was wir dringend brauchen ist das Eingreifen der Ordnungskräfte. Die Ausführungen von Mathias Pahl hinsichtlich der Weigerung des Ordnungsamts und der Polizei, hier einzugreifen, haben mich bestürzt. Das ist eine Kapitulation der Mehrheit, die sich durch ihr eigenes Schweigen einen erheblichen Glaubwürdigkeitsschaden zufügt.

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    • Dr. med. Michael Bredenbröker
    • 27.01.22, 0:56 Uhr

    Dr. Michael Bredenbröker
    Natürlich, Herr Ulinski, habe ich bei dem Ferstl Zitat auch an die Steinewerfer gedacht, bin aber noch der Meinung, man sollte zunächst intensiv versuchen, Gespräche zu führen. Dafür gibt es Voraussetzungen, die unsere Bürgermeisterin Frau Lück- und weitere Redner- in ihrer Rede eindeutig benannt haben. Das habe ich mit „gesitteter Form“ impliziert. Ich bin auch nicht bereit, mit Leuten zu reden, die ihre Identität verbergen , besonders nicht, wenn sie anonym Drohungen und Beschimpfungen unter der Gürtellinie verbreiten. Solche Äußerungen lese ich generell nicht. Solange aber noch eine Chance besteht, dass ein Stein, der geworfen werden soll wieder aus der Hand gelegt wird, sollten Gespräche angestrebt werden.
    Kann sein, dass der Einsatz der Ordnungskräfte mehr denn je zum Einsatz kommen muss. Wir werden es herausfinden, wenn es die Spaltung unserer Gesellschaft erfordert, uns und unsere Demokratie zu verteidigen. Die prinzipielle Möglichkeit, Besserung zu erreichen ( Seelsorge ) sollten wir primär versuchen.
    Herzliche Grüße,
    Dr. M. Bredenbröker

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