Autor: Joachim Zappe

  • Silberschmuck von mexikanischen Familien direkt in den Weltladen 

    Silberschmuck von mexikanischen Familien direkt in den Weltladen 

    Das Team des Welt­la­dens hat sich mitt­ler­wei­le dar­an gewöhnt, dass die Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen über die Hin­ter­grün­de und Facet­ten des fai­ren Han­dels in Wer­mels­kir­chen auf gro­ßes Inter­es­se sto­ßen.  So auch bei der für die­ses Jahr letz­ten Ver­an­stal­tung im evan­ge­li­schen Gemein­de­zen­trum zum The­ma „Sil­ber­schmuck aus Mexi­ko“.  Zu Gast war Mel­ly Bau­mann, vom Ver­ein „Paki­lia wirkt“, die zusam­men mit enga­gier­ten  Mit­strei­te­rin­nen 2019 nach einem Stu­di­en­auf­ent­halt in Mexi­ko die­sen gemein­nüt­zi­gen Ver­ein grün­de­te, der sich zur Auf­ga­be gemacht hat, Gesund­heit, Bil­dung, Kunst & Kul­tur sowie Gleich­be­rech­ti­gung und Natur­schutz in Mexi­ko zu för­dern. Der fai­re Han­del von Sil­ber­schmuck aus klei­nen Hand­werks­fa­mi­li­en vor Ort bil­det dabei das Kern­ge­schäft des Ver­eins, der mitt­ler­wei­le über 600 Welt­lä­den in Deutsch­land belie­fert.

    Der Ver­eins­na­me „paki­lia“ stammt  aus der Azte­ken­spra­che Nahua­ti und bedeu­tet „Freu­de geben“. Die­se „Freu­de“ wird bereits seit eini­gen Jah­ren in Form  eines außer­ge­wöhn­li­chen Schmuck­sor­ti­ment auch im Wer­mels­kir­che­ner Welt­la­den ange­bo­ten. Die gan­ze Geschich­te um den Schmuck und die Hand­werks­kunst aus Mexi­ko mit allen Infor­ma­tio­nen drum her­um gab es in einer unter­halt­sa­men und inter­es­san­ten Prä­sen­ta­ti­on von  Nel­ly Bau­mann, eine der Grün­dungs­mit­glie­de­rin­nen des Ver­eins. Sie   berich­te­te in ihrem Vor­trag, wie sich der Ver­ein „paki­lia“ in den letz­ten Jah­ren in einem eher schwie­ri­gen Umfeld zu einem bedeu­ten­den Lie­fe­ran­ten von fai­ren Läden ent­wi­ckelt hat. In der Stadt Tax­co  pflegt der Ver­ein lang­jäh­ri­ge Freund­schaf­ten zu mitt­ler­wei­le 20 Kunst­hand­wer­ker­fa­mi­li­en. Der Kon­takt geht mitt­ler­wei­le weit über das Geschäft­li­che hin­aus. Jun­ge Men­schen aus den Fami­li­en­krei­sen wer­den auf ihrem Bil­dungs­weg unter­stützt. Allein­er­zie­hen­den und Kunst­hand­wer­ken­de mit chro­ni­schen Krank­hei­ten erhal­ten unmit­tel­bar Hil­fe. Bei aku­ten gesund­heit­li­chen Not- und Todes­fäl­len steht  „paki­lia“ mit Rat und Tat zur Sei­te. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter­von „paki­lia“ besu­chen die Kunst­hand­wer­ker regel­mä­ßig vor Ort, pfle­gen enge Bezie­hun­gen zu ihnen und ach­ten auf fai­re Arbeits­be­din­gun­gen.  

    Mel­ly Bau­mann vom Ver­ein “paki­lia wirkt” stell­te nicht nur das kom­plet­te Sor­ti­ment des mexi­ka­ni­schen Sil­ber­schmucks vor, son­dern gab auch inter­es­san­te Ein­bli­cke in die Arbeit des Ver­ei­nes und der Hand­werks­fa­mi­li­en in Mexi­ko.

    Mit kon­kre­ten Bei­spie­len aus den per­sön­lich bekann­ten Hand­wer­ker­fa­mi­li­en zeig­te die Refe­ren­tin nicht nur die Schön­heit der in Mexi­ko tra­di­tio­nel­len Her­stel­lungs­tech­ni­ken auf, son­dern auch die Bedeu­tung des Fai­ren Han­dels vor Ort. „Wir hel­fen vor Ort den Men­schen zu einer siche­ren und fai­ren Abnah­me der Pro­duk­te. Wir unter­stüt­zen die Hand­werks­be­trie­be durch fai­re Prei­se, Vor­fi­nan­zie­rung der Lie­fe­rung, Wei­ter­ga­be von wirt­schaft­li­chem Know­how und gemein­sa­men Pro­dukt­ent­wick­lun­gen.“ Das Schöns­te an all­dem sei es, so Bau­mann, „dass unse­re Lie­fe­ran­ten ein gutes Aus­kom­men haben und damit mehr Selbst­be­wusst­sein im sozia­len Umfeld und im Geschäft­li­chen auf­bau­en kön­nen“. 

    Das gro­ße, kom­plet­te Sor­ti­ment an mexi­ka­ni­schen Sil­ber­schmuck stand dann natür­lich zum Schluss des Info­abends im Fokus und traf auf ein gro­ßes Inter­es­se. Die Schmuck­stü­cke stan­den dem Publi­kum zum Kauf oder zur Bestel­lung zur Ver­fü­gung. Im Welt­la­den vor Ort wird ja nur eine begrenz­te Zahl von mexi­ka­ni­schen Schmuck­stü­cken ange­bo­ten.

    Freun­de des hand­werk­lich hoch­wer­ti­gen Sil­ber­schmucks kamen des­halb in der gro­ßen Prä­sen­ta­ti­on des Sor­ti­ments voll auf ihre Kos­ten. Und: Wenn es in der „gro­ßen Poli­tik“ kon­tro­ver­se Dis­kus­sio­nen über Lie­fer­ket­ten­ge­set­ze gibt, so gab es hier­zu die per­fek­te fai­re Lösung gebo­ten. Für jedes Schmuck­stück, das in Euro­pa ver­kauft wird, bekommt man den Namen und ein Bild des Kunst­schmieds unmit­tel­bar dazu. Man kann Ein­zel­tei­le und Pro­dukt­va­ria­tio­nen nach­be­stel­len. Der Kon­takt zu den Her­stel­lern und den Kun­den ist unkom­pli­ziert und direkt. Davon kann man sich natür­lich im Welt­la­den am Markt per­sön­lich über­zeu­gen.

    Eine alles in allem gelun­ge­ne Ver­an­stal­tung des Welt­la­dens. Man darf gespannt sein, wel­che span­nen­den The­men im nächs­ten Jahr vom Welt­la­den-Team der Wer­mels­kir­che­ner Öffent­lich­keit ange­bo­ten wer­den.

    Fotos: J. Zap­pe

  • Vom befreiten Mafia-Land in den Weltladen

    Vom befreiten Mafia-Land in den Weltladen

    Das Lei­tungs­team des Welt­la­dens staun­te nicht schlecht. Mit solch gro­ßem Publi­kums­in­ter­es­se zum The­men- und Ver­kos­tungs­abend hat­te man nicht gerech­net. Es ging im Gemein­de­zen­trum um das The­ma „Mafia“  und um „ita­lie­ni­sche Fein­kost und Wei­ne von befrei­tem Mafia­land“.

    Mar­tin Klupsch refe­rier­te  sehr anschau­lich dar­über, wie die Mafia bis heu­te das Leben auf Sizi­li­en bestimmt.  Bil­der aus den Groß­städ­ten Sizi­li­ens, die dort zu fin­den­de Mafia-Folk­lo­re, die das Unwe­sen der  „Fami­li­en“ ver­harm­lo­sen,  ste­hen den Mahn­ma­len der Gewalt  gegen­über. Über­all in Paler­mo, aber auch in Cor­leo­ne, an der Portel­la del­la Gine­s­tra und andern­orts fin­det man Gedenk­ma­le und Erin­ne­rungs­or­te. Schon am Flug­ha­fen Paler­mo wird man mit der Mafia kon­fron­tiert, der Air­port ist nach dem von der Mafia ermor­de­ten Rich­ter Gio­van­ni Fal­co­ne benannt.

    Es gibt aber auch die ande­re Sei­te. Über­all  –  so Refe­rent  Klupsch – auch Zei­chen des Wider­stands: Auf­ru­fe zu Anti­ma­fia-Kund­ge­bun­gen, Geschäf­te und Restau­rants, die durch den „Addippizzo“-Aufkleber an der Laden­tür zu erken­nen geben, dass sie kein Schutz­geld bezah­len und Erpres­ser anzei­gen.

    Was aber in der deut­schen Öffent­lich­keit bis heu­te nicht so bekannt ist, ist,  dass der Kampf und die Initia­ti­ven gegen die Cosa Nos­t­ra, Ndra­ghe­ta, Camor­ra und Co. auch im Waren-Han­del  geführt wird.  Hoch­wer­ti­ge Lebens­mit­tel, die  zum größ­ten Teil aus kon­trol­lier­tem bio­lo­gi­schem Anbau pro­du­ziert wer­den, kom­men nicht nur auf den ita­lie­ni­schen Markt, son­dern  wer­den in enga­gier­ten Welt­lä­den, wie in Wer­mels­kir­chen sowie  in Natur­kost­lä­den ange­bo­ten.

     Neben ihrem Enga­ge­ment gegen die Mafia  erfül­len alle Pro­du­zen­ten wie Libe­ra Ter­ra  („befrei­tes Land“) hohe Sozi­al- und Umwelt­stan­dards. Die Pro­duk­te stam­men garan­tiert von „befrei­tem Mafia­land“.  Wirk­sa­me Geset­ze machen es mög­lich, von der Mafia betrie­be­ne Län­de­rei­en zu kon­fis­zie­ren und Sozi­al­ko­ope­ra­ti­ven zur Ver­fü­gung zu stel­len. Seit 1982 gibt es in Ita­li­en das Pio La Tor­re Gesetz, dass es dem Staat ermög­licht, schon bei dem begrün­de­ten Ver­dacht auf Mit­glied­schaft in der Mafia, ille­gal erwor­be­ne Güter die­ser Mit­glie­der zu kon­fis­zie­ren.

    Eine Viel­falt die­ser Pro­duk­te konn­ten im Gemein­de­zen­trum aus­gie­big ver­kos­tet wer­den. Für die Ver­ant­wort­li­chen des  Welt­la­dens eine gute Gele­gen­heit,  zu tes­ten, wel­che Lecke­rei­en dem­nächst ins Stamm-Sor­ti­ment mit auf­ge­nom­men wer­den sollten(Bild unten).

    Schmuck aus Mexi­ko

    Übri­gens: Die nächs­te Ver­an­stal­tung des Welt­la­dens ist schon in Sicht. Am Diens­tag, 4. Novem­ber, wird es im Gemein­de­zen­trum um Schmuck gehen. Es wird einen Vor­trag nicht nur für Schmuck­be­geis­ter­te gehen, son­dern  auch um tra­di­tio­nel­les Hand­werk ,  Fai­ren Han­del und nach­hal­ti­gem Kon­sum  von Mexi­ko gehen.

    Nicht erst seit den Mafia­mor­den von Duis­burg im Jah­re 2007 ist bekannt, dass auch das libe­ra­le  Deutsch­land bei  der Mafia sehr beliebt ist. Laut BKA gibt es in Deutsch­land mehr als 1000 Mafio­si. Nach Ein­schät­zung ita­lie­ni­scher Exper­ten ist Deutsch­land  nach Ita­li­en  Ita­li­en das zweit­wich­tigs­te Land für die „Ndran­ghe­ta . Die­se und wei­te­re Infor­ma­tio­nen erhiel­ten die Welt­la­den-Besu­cher von dem Ver­ein „Mafi­an­eind­an­ke“.  Sil­via Schmid und Chris­ti­an Leek  (im Bild oben) stell­ten den nach den Mafia­mor­den von Duis­burg gegrün­de­ten Ver­ein vor. Die ehren­amt­li­chen Mit­glie­der des Ver­eins för­dern die Anti-Mafia-Bewe­gung. Der Ver­ein will die Öffent­lich­keit für das Mafia-Phä­no­men sen­si­bi­li­sie­ren, berät  inter­es­sier­te Stel­len und will  die Erin­ne­rung an die Opfer der Mafia-Ver­bre­chen wach­hal­ten.

    Mar­tin Klupsch (Geschäfts­füh­rer Fair­han­dels­zen­trum Rhein­land), Ulla Buhl­mann, Chris­ti­an Leek, Sil­via Schmid (Ver­ein “Mafi­an­eind­an­ke”) und Moni­que Schüpp­haus boten ita­lie­ni­sche Fein­kost und Wei­ne von befrei­tem Mafia­land und inter­es­san­te Ein­bli­cke in die Welt der Mafia.

    Fotos: J. Zap­pe