NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDLXXIII)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen hat wieder einen neuen Höchststand verzeichnet: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Morgen erhöhte sich der Wert auf 446,7. Am Samstag lag er bei 444,3, am Sonntag vergangener Woche bei 372,7. Bundesweit wurden laut RKI-Angaben vom Sonntag binnen 24 Stunden 44.401 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Am Freitag war die bisher höchste Zahl von 76.414 neuen Fällen registriert worden. Die Zahl der Todesopfer der Pandemie in Deutschland stieg laut RKI um 104 auf 100.883 Fälle. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,08 angegeben (Vortag: 1,08). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 4368 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2233 davon werden invasiv beatmet. 3155 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Aufgrund der vielen Covid-Patienten auf Intensivstationen müssen immer mehr Kliniken in Deutschland sogenannte planbare Operationen verschieben. Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft kann der Normalbetrieb in mehr als drei Viertel aller Krankenhäuser in Deutschland mittlerweile nicht mehr aufrechterhalten werden, und diese Häuser müssen planbare Operationen verschieben. “Die Lage ist wirklich zunehmend dramatisch und führt bei einem Teil der abgesetzten Behandlungen auch zu körperlichen und psychischen Belastungen bei den betroffenen Patienten”, teilt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, in Berlin mit.

Der Trend steigender Fallzahlen setzt sich in ganz Deutschland fort. Mittlerweile weisen laut aktuellem Datenstand der Robert-Koch-Instituts 31 von 411 Regionen eine Siebe-Tage-Inzidenz von über 1000 auf. Spitzenreiter ist der Erzgebirgskreis in Sachsen. Das Fallaufkommen beträgt hier sogar 2021,9 Fälle pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Lediglich 5 Kreise und Städte haben noch einen zweistelligen Inzidenzwert: der Heidekreis (83,0), Dithmarschen (90,1), Holzminden (91,2), Rendsburg-Eckernförde (92,1) und Wilhelmshaven (95,8). In zwölf Bundesländern steigt der Wert der Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Vortag. Die stärksten Anstiege gibt es in Thüringen (+47,1) und Sachsen-Anhalt (+30,1). In vier Bundesländern sinkt die Inzidenz – in Bayern, Bremen, Hamburg und Rheinland-Pfalz.

In der Bevölkerung wächst die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Laut einer repräsentativen INSA-Umfrage der “Bild am Sonntag” befürchten 53 Prozent der Befragten eine Ansteckung. Die aktuellen Corona-Maßnahmen hält eine deutliche Mehrheit von 58 Prozent für nicht ausreichend, 73 Prozent rechnen damit, dass noch in diesem Jahr ein bundesweiter Lockdown beschlossen wird und eine Mehrheit von 57 Prozent wünscht sich diese Maßnahme sogar. 55 Prozent glauben zudem, dass die Politik zu viel Rücksicht auf die Belange von Ungeimpften nimmt. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt angesichts des dynamischen Corona-Infektionsgeschehens sofortige umfassende und strikte Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung. “Das Hauptproblem in Deutschland besteht in der viel zu hohen Zahl noch ungeimpfter Menschen. Dies zeigen Vergleiche mit anderen Ländern, die bisher die Ansteckungsraten durch konsequentes Impfen haben flacher halten können, sowie die entsprechende Modellierung des Robert-Koch-Instituts vom Juli 2021. Ungeimpfte sind in einen Großteil der Neuinfektionen (ca. 8-9 von 10 Ansteckungen) involviert”, schreiben die Wissenschaftler. Um die hohen Coronavirus-Infektionszahlen in der Bevölkerung deutlich zu verringern, seien ungeimpfte Personen so schnell wie möglich zu impfen. “Vollständig Geimpfte” sollten möglichst nach 5-6 Monaten eine Auffrischungsimpfung erhalten. Zudem fordern die Wissenschaftler eine strikte Kontaktreduzierung. Diese könne auf zwei Wege erreicht werden. Zum einen durch eine vorgegebene Begrenzung in Gebieten mit hoher Inzidenz, zum anderen durch eine kontrollierte und sanktionierte 2G-Regelung.

In den ersten Tagen der Einführung der 3G-Regeln hat die Deutsche Bahn rund 80.000 Reisende kontrolliert, ob sie geimpft, genesen oder getestet waren.Bislang kam es nur in 40 Fällen zu Zug-Verweisen, wie die “Bild am Sonntag” berichtet. 9000 Sicherheits- und Kontrollmitarbeiter haben demnach zwischen Mittwoch und Samstagabend im Fernverkehr täglich rund 20.000 Fahrgäste kontrolliert. Das neue Gesetz verpflichtet die Verkehrsunternehmen zu Stichproben-Kontrollen. Im Fernverkehr der Bahn geschieht das auf rund 400 Verbindungen pro Tag. Rund 250.000 Reisende sind nach BamS-Angaben derzeit täglich in den ICE- und IC-Zügen unterwegs.

Die Polizei hat einen nicht angemeldeten Fußmarsch der „Querdenker“-Szene durch die Innenstadt von Saarbrücken verhindert. Beamtinnen und Beamte hätten am Nachmittag vor dem Rathaus eine etwa 90-köpfige Personengruppe festgestellt, die den “Querdenkern” zuzuordnen gewesen sei, teilt die Polizei mit. Die Gruppierung habe unter dem Motto “Spaziergang für die Freiheit” gemeinsam zur Europagalerie gehen wollen. Wegen der aktuellen Pandemie-Lage dürfen Versammlungen jedoch nur unter strengen Auflagen durchgeführt werden – im Saarland nur stationär unter Einhaltung des Mindestabstandes und mit Mund-Nasen-Bedeckungen. Mehr als 30 Einsatzkräfte hätten verhindert, dass sich die Ansammlung in Bewegung setze, teilt die Polizei mit. Trotz mehrfacher Aufforderung hätten viele Teilnehmer die Auflagen der Versammlung missachtet.

Der Charité-Immunologe Leif Erik Sander zeigt sich optimistisch, dass die bisherigen Impfstoffe auch gegen die Omikron-Variante wirken. Zwar könne man dies noch nicht abschließend sagen, weil es noch erforscht werden müsse, sagt er bei einer Veranstaltung des Bundesgesundheitsministeriums. Aber er sei optimistisch, dass man bei dieser Variante “nicht bei Null” anfangen müsse. In Bayern sind zwei Verdachtsfälle der neuen Virusvariante Omicron bestätigt worden. Es handele sich dabei um zwei Personen, die noch vor der Ausweisung Südafrikas als Virusvariantengebiet über den Flughafen München am 24. November einreisten, teilt das Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit. Der Entwickler des Astrazeneca-Impfstoffs gegen Corona, Andrew Pollard, geht nicht von einem dramatischen Neuanfang der Pandemie durch die neue Variante Omikron aus. “Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es in einer geimpften Bevölkerung einen Neustart der Pandemie wie im letzten Jahr geben wird”, sagt der Immunologe von der Universität Oxford in einem BBC-Interview. Man müsse einige Wochen warten, um sichere Ergebnisse zu haben, es gebe jedoch Anlass zur Hoffnung, dass die Impfstoffe gegen schwere Erkrankungen weiterhin wirken würden. Angesichts des rasanten Anstiegs der Zahl von Neuinfektionen hält Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci einen erneuten Lockdown für erforderlich. “Ich fordere den Bund auf, eine Bundesnotbremse einzusetzen”, sagt die geschäftsführende Senatorin der “Berliner Morgenpost”. Zugleich bittet sie die Menschen in Berlin, Großveranstaltungen vor allem in Innenräumen zu meiden, um das Ansteckungsrisiko zu senken. Auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen.

Die Zahl der Ärzte, die sich an der Impfkampagne beteiligen, ist nach Angaben von Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands, drastisch gestiegen. Mittlerweile würden etwa 100.000 Ärzte impfen, das seien mehr als auf dem Höhepunkt der Impfkampagne im Frühjahr und Sommer, sagt Heinrich. Die Impfkampagne werde in den kommenden ein, zwei Wochen an Fahrt gewinnen. In Deutschland haben mehr als zehn Prozent der Bevölkerung eine Auffrischungsimpfung erhalten. Das entspreche 8,6 Millionen Dosen, teilt der amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn per Twitter mit. Allein in den vergangenen fünf Tagen habe es 2,7 Millionen Booster-Impfungen gegeben. Zudem hätten sich rund 450.000 Menschen in dieser Woche doch noch zur ersten Impfung entschlossen. “Tendenz erfreulich steigend!”

Wegen eines starken Anstiegs der Infektions- und Patientenzahlen gehen die Niederlande von diesem Sonntag an in einen abendlichen Corona-Lockdown. Geschäfte, Kulturstätten, Gaststätten und Sportclubs müssen bereits um 17 Uhr schließen. Die verschärften Maßnahmen gelten zunächst bis zum 18. Dezember. Davon ausgenommen sind Supermärkte. Schulen sollen vorerst geöffnet bleiben. Allerdings müssen Schüler ab zehn Jahren eine Maske tragen, wenn sie nicht an ihrem Platz sitzen. In den Niederlanden gibt es eine Reihe von Omikron-Verdachtsfällen. Von den 61 Rückreisenden aus Südafrika, die positiv auf das Coronavirus getestet worden seien, dürften einige die Omikron-Variante haben, teilt die zuständige Gesundheitsbehörde mit. Weitere Tests seien notwendig. Am Flughafen Schiphol waren zuvor 61 Rückreisende aus Südafrika positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Fälle waren unter insgesamt rund 600 Passagieren entdeckt worden, die am Freitag mit zwei Flügen ankamen. In Italienist ebenfalls die Omikron-Variante festgestellt worden. Das gibt das nationale Gesundheitsinstitut ISS bekannt. Die Variante sei bei einer Person bestätigt worden, die aus Mosambik eingereist sei. Der Patient befinde sich in guter körperlicher Verfassung. Eine Bande in Italien soll Internetnutzer betrogen haben, die sich für gefälschte Corona-Impfzertifikate interessiert haben – jetzt sind Ermittler den mutmaßlichen Betrügern auf die Schliche gekommen. Eine Einheit gegen Internet-Kriminalität der Finanzpolizei machte die italienischen Staatsbürger in den Regionen Venetien, Ligurien, Apulien und auf der Insel Sizilien aus, wie die Guardia di Finanza mitteilt. Sie seien Administratoren eines Kanals im Messenger-Dienst Telegram gewesen. Hier seien Nutzern gefälschte Corona-Impf-Zertifikate für 100 Euro angeboten worden. Die Bezahlung sollte in Kryptowährungen erfolgen. In Großbritannien ist nach Regierungsangaben ebenfalls die Omikron-Variante festgestellt worden. Es handle sich um zwei Fälle, die miteinander im Zusammenhang stünden, teilt Gesundheitsminister Sajid Javid mit. Beide Personen befänden sich nun in häuslicher Isolation. Die Fälle würden noch näher untersucht. Auch in Tschechien besteht der Verdacht, dass die Omikron-Variante des Coronavirus aufgetreten ist. Wie das Nationale Institut für öffentliche Gesundheit mitteilt, ist eine Person betroffen, die sich in Namibia aufgehalten hat. Weitere Tests würden noch unternommen. In Österreich gibt es den ersten Omikron-Verdachtsfall. Wie das Land Tirol mitteilt, liegt seit dem Abend ein mit einer Südafrikareise assoziiertes positives PCR-Testergebnis im Bezirk Schwaz vor. Es bestehe ein konkreter Verdacht, dass es sich um die neue Virus-Mutation handeln könnte. Von der Infektion betroffen sei eine Person, die nach einer Südafrika-Reise positiv auf Covid-19 getestet wurde. Die betroffene Person weise derzeit keine Symptome auf.

Die neue Virusvariante Omikron unterstreicht aus Sicht der globalen Impfallianz GAVI den Mangel an Impfdosen in vielen Teilen der Welt. Solange große Teile der Weltbevölkerung ungeimpft blieben, könne das Virus mutieren und sich so die Pandemie verlängern, sagt GAVI-Chef Seth Berkley. “Wir werden die Entstehung von Varianten nur verhindern können, wenn wir alle Menschen auf der Welt schützen, und nicht nur die Reichen”, fügt er hinzu. Der US-Immunologe Anthony Fauci hält es für möglich, dass die als besorgniserregend eingestufte Omikron-Variante bereits in den USA ist. “Es würde mich nicht überraschen, wenn es so ist”, sagt er im US-Fernsehen. Allerdings seien bisher noch keine entsprechenden Fälle gemeldet worden. Es sei letztlich fast unvermeidlich, dass sich die Variante auf der ganzen Welt ausbreite. Reiseeinschränkungen könnten lediglich Zeit verschaffen, um mehr über die Variante zu erfahren, so der Präsidenten-Berater. Auch die US-Regierung schränkt wegen der neuen Variante des Coronavirus Einreisen aus den Staaten des südlichen Afrikas ein. Die USA haben Südafrika für seine “Transparenz” gegenüber dem Rest der Welt seit der Entdeckung der Omikron-Variante gelobt. US-Außenminister Antony Blinken gratuliert “den südafrikanischen Wissenschaftlern zur schnellen Identifizierung der Omikron-Variante”, heißt es in einer Erklärung des Außenministeriums, nachdem Blinken mit seinem südafrikanischen Kollegen telefoniert hatte. Er lobt “die südafrikanische Regierung für ihre Transparenz bei der Weitergabe dieser Informationen, die als Vorbild für die Welt dienen sollte”. Die Reaktion der USA ist auch als Seitenhieb auf China zu verstehen. Dort hatten sich die Behörden lange mit Informationen über die Ursprungsform von Sars-CoV-2 bedeckt gehalten. Die bislang mit der neuen Variante Omikron infizierten Menschen in Südafrika sind nach Angaben der dortigen Mediziner-Vereinigung (SAMA) bislang nicht schwer erkrankt. Die Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands, Angélique Coetzee, sagt der BBC, dass die bisher in ihrem Land festgestellten Fälle nicht schwerwiegend seien. Allerdings seien die Untersuchungen zu dieser Variante noch in einem sehr frühen Stadium. In dem Land seien nur rund 24 Prozent der Menschen vollständig geimpft. “Die Patienten klagen meist über einen schmerzenden Körper und Müdigkeit, extreme Müdigkeit, und wir sehen es bei der jüngeren Generation, nicht bei den älteren Menschen”, sagt sie. Es handele sich nicht um Patienten, die direkt in ein Krankenhaus eingeliefert würden. Im Kampf gegen die neue Coronavirus-Variante Omikron schottet Israel sich ab. Die Regierung unter Ministerpräsident Naftali Bennett untersagt Ausländern aus allen Ländern die Einreise. Die Maßnahme soll 14 Tage dauern. Zudem solle auch wieder die Handy-Überwachung eingesetzt werden, um Infizierte zu finden. In Israel ist bislang bei einer Person Omikron bestätigt worden. Zudem gibt es sieben weitere Verdachtsfälle. Die zwei bestätigten Omikron-Infizierten in Hongkong weisen offenbar eine sehr schnell ansteigende Viruslast auf. Die PCR-Tests der zwei Männer, die wenige Tage zuvor noch negativ ausfielen, enthielten einen Ct-Wert von 18 und 19. “Das ist wahnsinnig hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass die zwei bei den letzten PCR-Tests noch negativ waren”, schreibt der Epidemiologe Eric Feigl-Ding, der lange Zeit an der Universität Harvard forschte. Es sehe so aus, als ob die Variante dem Impfschutz tatsächlich entgehen könnte, so Feigl-Ding weiter.

Beitragsfoto © AdelinaZw (Pixabay)

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