NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCLI)

Die Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 25.464 neue Infektionen gemeldet. Das sind 3576 mehr als vor einer Woche. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 296 neue Todesfälle verzeichnet, in der Vorwoche waren es 232. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist von 105,7 am Vortag auf 110,4 gestiegen. Insgesamt wurden bislang mehr als 2,96 Millionen Infektionen in Deutschland bestätigt. 78.003 Personen starben dem RKI zufolge nach einer Infektion mit dem Virus. Die derzeitigen Meldezahlen sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten: Das RKI erklärt, dass rund um Ostern weniger Menschen einen Arzt aufsuchten und somit weniger getestet wurde. Auch könne es sein, dass nicht alle Gesundheitsämter und Landesbehörden ihre Fallzahlen an den Feiertagen übermittelten. Die aktuellen Zahlen könnte also ein verzerrtes Bild widerspiegeln. Die Intensivmediziner sind sich seit Tagen einig: Deutschland braucht schnell einen echten Lockdown. Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), erneuert nun die Forderung nach drastischen Beschränkungen des öffentlichen Lebens. “Wir brauchen wirklich einen harten Lockdown”, sagt er im Morgenmagazin. Die Lage sei dramatisch. “Wir müssen unbedingt das Infektionsgeschehen unter Kontrolle bringen und drücken.” Von möglichen Lockerungen hält Marx gar nichts. Es habe derzeit überhaupt keinen Sinn, über Modelle zum Öffnen nachzudenken. In den vergangenen Tagen seien täglich 80 bis 100 Patienten auf den Intensivstationen hinzugekommen. “Und wir werden mit Sicherheit bis Ende April über 5000 Patienten zu versorgen haben. Das sind wirklich sehr hohe Zahlen.” Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 4474 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2530 davon werden beatmet. Rund 3889 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, warnt vor einer Überfüllung von Deutschlands Intensivstationen. Auf Twitter lässt er seinen Unmut über die aktuellen Corona-Maßnahmen der Bundesregierung freien Lauf: „Liebe Entscheidungsträger, wie hoch sollen die Zahlen denn noch steigen, bevor ihr reagieren wollt? Wir verpassen jede Ausfahrt zur Senkung der Zahlen“, kommentiert er ein Prognosemodell des Intensivregisters. „Unser Prognosemodell im Abgleich mit den realen Zahlen spricht Bände. Bitte handelt endlich!“, so Karagiannidis weiter. Auch der Virologe Christian Drosten teilte den Beitrag mit dem Kommentar: „Dies ist ein Notruf“. Bei der Sieben-Tage-Inzidenz liegen sechs von 16 Bundesländer unter der “Notbremsen”-Schwelle von 100. Die stärksten Zuwächse gibt es in Bremen und der Modellregion Saarland, die nur noch knapp unter 100 liegt. Den niedrigsten Wert bei den Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen weist immer noch Schleswig-Holstein mit rund 65 auf. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz weist erneut Thüringen mit rund 181 auf. Wegen steigender Patientenzahlen in der dritten Corona-Welle schränkt Europas größte Uniklinik, die Berliner Charité, künftig wieder den übrigen Klinikbetrieb stark ein. Ab kommender Woche würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder vermehrt in Covid-19-Bereichen eingesetzt, planbare Eingriffe würden zurückgefahren, teilte der für die Krankenversorgung zuständige Vorstand Martin Kreis mit. “Wir rechnen mit einer erneut starken Arbeitsbelastung unserer Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte.” Notfälle und zeitkritische Eingriffe sollen von der Regelung vorerst ausgenommen bleiben. Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen appelliert an die Landes- und Bundesregierung, trotz steigender Infektionszahlen das Pilotprojekt zur Lockerung von Kontaktbeschränkungen fortführen zu können. “Wir beobachten die Zahlen. Bei allen Parametern liegen wir im Plan, wir haben keinen Anlass zur Sorge”, sagt der parteilose Madsen. Im Rahmen des Projekts waren etwa die Zulassung von 777 Zuschauern im Ostseestadion beim Heimspiel von Hansa Rostock gegen den Halleschen FC, eine Premiere im Volkstheater und Öffnungen im Einzelhandel möglich. Noch am 21. März hatte in Rostock die Sieben-Tage-Inzidenz bei 22,0 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern gelegen, am Sonntag lag sie bei 76,5, am Donnerstag bei 63,1. Laut Robert-Koch-Institut sind die jüngsten Zahlen wegen der Feiertage aber nicht verlässlich. Mehr als die Hälfte der Firmen in Deutschland bieten Beschäftigten, die vor Ort arbeiten, mindestens einmal wöchentlich Tests an. Dies geht aus Umfragen hervor, die die Bundesministerien für Arbeit (BMAS) und Wirtschaft (BMWi) vorlegen. Weitere Unternehmen planen demnach Tests bis etwa Mitte April. “Somit haben insgesamt 69 Prozent der Unternehmen jetzt oder in Kürze ein regelmäßiges Testangebot für ihre Beschäftigten”, heißt es. Die Bundesregierung hat der Wirtschaft mit Auflagen gedroht, wenn nicht mindestens 90 Prozent der Unternehmen regelmäßige Testmöglichkeiten schaffen. Ifo-Präsident Clemens Fuest spricht sich für eine erneute Verschärfung der Corona-Maßnahmen aus. “Wir müssen die sozialen Kontakte reduzieren, damit wir die Infektionen herunterbringen, denn sonst wird es auch keine nachhaltige wirtschaftliche Erholung geben”, sagt der Ökonom dem Fernsehsender phoenix. “Wir bleiben sonst im Jo-Jo-Lockdown, in den uns die Politik jetzt leider geführt hat, weil sie eben nicht viel früher eine überzeugende Strategie eingeschlagen hat.” Ob die Kontaktreduzierung durch Schließung des Einzelhandels oder der Schulen erreicht werde, sei letztlich eine politische Entscheidung. Es sei fatal, dass die Politik die Osterferien habe vorbeiziehen lassen, ohne diese für eine Reduzierung der sozialen Kontakte zu nutzen. Ebenfalls sei bedauerlich, dass man nicht genau wisse, wie genau sich das Infektionsgeschehen entwickle, weil nicht oder unvollständig gemeldet werde. “All das zeigt, dass ein wirklich überzeugendes pro-aktives Pandemie-Management in Deutschland nach wie vor fehlt, und zwar mehr als ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie”, kritisiert Fuest. Der Verband Bildung und Erziehung übt scharfe Kritik am Schul-Öffnungskurs einiger Bundesländer: “Dass es anscheinend immer noch Bundesländer gibt, die Schulen in Hochinzidenzgebieten offenhalten wollen, ist unverantwortlich”, sagte der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, Udo Beckmann. “Wir wissen: Seitdem die Schulen geöffnet sind, steigen im Alterssegment der Schülerinnen und Schüler, gerade bei Jüngeren, die Neuinfektionen rapide.” Um den Schutz aller Beteiligten zu gewährleisten, seien genaue Definitionen nötig, wann Schulen, – ganz oder teilweise – zu schließen sind, um den Schutz aller zu gewährleisten. Für die meisten der 2,5 Millionen Schüler in Nordrhein-Westfalen findet nach den Osterferien kein Unterricht mehr in den Klassenräumen statt. Ab Montag werde es wieder Distanzunterricht geben, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer. Die “Rheinische Post” und der WDR berichteten, dass die Abschlussklassen davon aber ausgenommen werden sollen. Der Präsenzunterricht an Schulen soll aus Sicht der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken an regelmäßige Corona-Tests gebunden werden. Mit Blick auf Beratungen der Kultusministerkonferenz am Nachmittag sagt sie der “Rheinischen Post”, die Virusvariante sei gerade bei Kindern so aggressiv, dass regelmäßige Tests für den Infektionsschutz unerlässlich seien. Daher laute ihre dringende Bitte an die Kultusministerinnen und Kultusminister: “Ohne Test darf eine Teilnahme am Präsenzunterricht nicht erlaubt werden.” Der US-Impfstoffhersteller Moderna will in diesem Jahr 80 Millionen Dosen seines Corona-Impfstoffs nach Deutschland liefern – das erklärte der Europa-Chef des Konzerns, Dan Staner, gegenüber der Wirtschaftswoche. Im ersten Quartal hat Moderna 1,8 Millionen Dosen nach Deutschland geliefert, im zweiten Quartal will Moderna laut Staner etwa sechs Millionen liefern. Auch in den Arztpraxen soll der Moderna-Impfstoff “bis Ende Juni” verimpft werden. “Wir sind dazu in Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium,” so Staner. Zudem schloss er auch den Bau einer Moderna-Produktionsstätte in Deutschland nicht aus. Am Mittwoch stellte Deutschland einen Rekord auf was verimpfte Dosen an einem einzigen Tag betrifft. Mit 656.357 Dosen wurden so viele an einem einzigen Tag verabreicht wie nie zuvor. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verkündet auf Twitter stolz den neuen Impfrekord. “Arztpraxen impfen diese Woche erstmalig mit. Bis heute Morgen wurden so 13,8 Prozent der Deutschen mindestens einmal geimpft. Das sind 11,5 Millionen Bürgerinnen & Bürger. 4,7 Millionen (5,7 Prozent) haben nach der 2. Impfung den vollen Schutz”, schreibt Spahn. Laut dem Impfmonitoring des RKI enfallen von den 656.357 gestern verimpften Dosen 305.664 auf Impfungen bei niedergelassenen Ärzten. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) sieht in einer Impfpflicht keinen Verstoß gegen die Menschenrechte. “Die Maßnahmen können in einer demokratischen Gesellschaft als notwendig angesehen werden”, urteilte das Gericht nach einer Klage mehrerer Familien gegen die in Tschechien bestehende Impfpflicht für Kinder. Die tschechische Gesundheitspolitik sei im “besten Interesse” der Kinder, urteilte das Gericht. “Das Ziel muss sein, dass jedes Kind gegen schwere Krankheiten geschützt ist, durch Impfung oder durch Herdenimmunität”, führte das Gericht weiter aus. Die Impfpflicht sei deshalb keine Verletzung von Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention (Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens). Großbritannien wird am Montag die Schwelle zur Herdenimmunität überschreiten. Das jedenfalls sollen Modellierungen des University College London (UCL) zeigen. 73,4 Prozent der Bevölkerung hätten bis zum 12. April einen Schutz gegen Covid erhalten oder aufgebaut, so das UCL. Prof. Karl Friston von der UCL rechnet vor: 31 Millionen Erstimpfungen seien bis nächste Woche erfolgt. Hinzu kämen rund 4 Millionen Briten, die bereits eine Corona-Infektion überstanden hätten und damit wohl immun seien. 10 Prozent der Bevölkerung hätten zudem eine natürliche Immunität gegen das Virus. Unter Berücksichtigung der geschätzten Wirksamkeit der Impfung im Hinblick auf die Immunität bedeute dies, dass derzeit mehr als 70 Prozent der Bevölkerung immun seien. Andere Wissenschaftler sehen die Sache allerdings skeptischer. Das Imperial College London hatte erst vor wenigen Tagen erklärt, nur rund 34 Prozent der Britinnen und Briten hätten den lebenswichtigen Antikörperschutz bis Ende März erreicht. Forscher der Universität Warwick sagten vor 14 Tagen, die Herdenimmunität sei in Großbritannien aufgrund der Mutation B.1.1.7 überhaupt nicht mehr zu erreichen. Die Türkei verzeichnet erneut einen Höchststand bei den Neuinfektionen. Sie liegt nach Daten des Gesundheitsministeriums bei 55.941. Zudem wurden 258 Todesfälle registriert. Die Zahl der schwerkranken Corona-Patienten in Israel ist trotz weitreichender Lockerungen der Maßnahmen erstmals seit mehr als vier Monaten wieder auf unter 300 gefallen. Das Gesundheitsministerium teilte mit, es gebe noch 290 Schwerkranke – Ende Januar lag die Zahl noch bei rund 1200. Fast vier Monate nach Beginn der rasanten Corona-Impfkampagne werden in dem kleinen Mittelmeerland auch immer weniger Neuinfektionen registriert. Das Gesundheitsministerium teilte mit, binnen 24 Stunden seien 274 neue Fälle gemeldet worden. Nur 0,5 Prozent von 53.755 Tests fielen demnach positiv aus. Viele Krankenhäuser haben ihre Corona-Intensivstationen bereits geschlossen. In Frankreich haben mehr als zehn Millionen Menschen mindestens eine erste Impfung gegen Covid-19 erhalten. Dieses Ziel sei eine Woche früher als vorgesehen erreicht worden, sagte Frankreichs Premier Jean Castex am Donnerstag während eines Besuchs eines Impfzentrums in Nogent-sur-Marne in der Nähe von Paris. Das sind knapp 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. In Polen haben die Behörden binnen eines Tages 954 Tote nach einer Corona-Infektion gemeldet – den höchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Im gleichen Zeitraum wurden 27.887 Neuinfektionen registriert, teilte das Gesundheitsministerium in Warschau mit. Ein Sprecher des Ministeriums sagte, in die Zahlen seien 350 Menschen eingerechnet, die in der Zeit von Karfreitag bis Ostermontag gestorben seien und deren Tod erst mit Verzögerung gemeldet worden sei. Niederländische Ermittler haben nach eigenen Angaben einen Anschlag auf ein Corona-Impfzentrum verhindert. Ein 37 Jahre alter Mann sei unter dem Verdacht eines Terroranschlags in Den Helder festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft heute mit. Der Mann wollte den Angaben zufolge einen Sprengkörper in dem Impfzentrum explodieren lassen und dadurch die Impfungen sabotieren. Die Festnahme des mutmaßlichen Täters erfolgte nach Angaben der Justiz bereits am 18. März. Über die Covax-Impf-Initiative wurden bisher fast 38,4 Millionen Impfdosen an über 100 Länder verteilt. as berichtet die WHO. Trotz Lieferproblemen und der gestiegenen Nachfrage in Indien sollen alle Länder, die Impfstoff bestellt haben, diesen in der ersten Jahreshälfte 2021 erhalten. Insgesamt wolle die Initiative für einen weltweit gerechten Zugang zu Impfstoffen in diesem Jahr mindestens zwei Milliarden Impfdosen verteilen. 4249 Corona-Tote an einem Tag: Brasilien bekommt die Krise nicht in den Griff. Kein Wunder, denn Präsident Jair Bolsonaro hält die ganze Aufregung um Corona für übertrieben. Nun plant der Senat eine Untersuchung des Vorgehens der Regierung bei der Bekämpfung der Pandemie. Dazu solle nächste Woche ein Sonderausschuss eingerichtet werden, sagt Senatspräsident Rodrigo Pacheco. Zudem entscheidet der Oberste Gerichtshof, dass staatliche und kommunale Verbote religiöser Versammlungen legal sind. Bolsonaro hatte die Verbote als Angriff auf die Religionsfreiheit bezeichnet. Indien hat wieder einen neuen Höchstwert an Neuinfektionen mit dem Coronavirus erreicht. Innerhalb eines Tages seien 126.789 neue Infektionen erfasst worden, wie das indische Gesundheitsministerium mitteilte. Demnach wurden auch 685 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona registriert. In absoluten Zahlen ist Indien das am drittmeisten von Corona betroffene Land – nach Brasilien und den USA.

Beitragsfoto © Martin Lopez

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