Wie die Spanische Grippe wütete

VON WOLFGANG HORN

Der ausdrucksstärkste Schrei in der Malerei stammt von Edgar Munch, der 1919, an der Spanischen Grippe erkrankt, zurückgezogen in Ekely lebte und dort ein Selbstbildnis malte: Der Maler und die Spanische Grippe. Zur etwa gleichen Zeit waren auch Egon Schiele, österreichischer Maler des Expressionismus und einer der bedeutendsten bildenden Künstler der Wiener Moderne, und seine Frau Edith an der Spanischen Grippe erkrankt. Max Weber, der deutsche Klassiker der Soziologie und Nationalökonom, war infiziert wie auch der Großvater von Donald Trump, Frederick Trump. 

Ebenfalls der letzte Kaiser von Österreich Karl I. Der 1918 weitgehend ruhenden Lungentuberkulose von Franz Kafka wurde möglicherweise durch die Spanische Grippe die tödliche Wendung gegeben. Die beiden Kriegsgegner, der amerikanische Präsident Woodrow Wilson und Max von Baden, der letzte Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs, waren ebenfalls infiziert, was zu einer Verzögerung wichtiger politischer Entscheidungen während der Friedensverhandlungen führte. 

Die Spanische Grippe nahm, was sie kriegen konnte. Prominent, unbekannt, alt, jung, Männer, Frauen, Künstler, Soldaten, Arbeiter, Fabrikbesitzer, Wissenschaftler, Bäcker oder Schreiner, Politiker, Studenten, Handwerker, alle. Und sie riß viele in den Tod. Millionen. Mehr, als der Erste Weltkrieg Tote forderte. Sie verlief weltweit in drei Wellen, ähnlich wie die derzeitige Corona-Pandemie. Können wir etwas aus dem Verlauf der ersten großen pandemischen Katastrophe vor etwa einhundert Jahren lernen?

Am Dienstag, dem 6. April wird Volker Börkewitz ab 18 Uhr einen Vortrag über die Spanische Grippe mit anschließender Diskussion im Online-Salon des Forum Wermelskirchen halten. Sie sind herzlich eingeladen. Hier der Link zur Teilnahme:

https://gib-gab.eu/SpanischeGrippe.

Die Teilnahme ist kostenlos.

Beitragsfoto: Edvard Munch, Selbstbildnis mit Spanischer Grippe, 1919

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