VON JOACHIM ZAPPE
Man muss nicht immer über Wut- und Reichsbürger, über Verschwörungsanhänger und Querdenker, über Rassisten, Faschisten und Neonazis sprechen. Sie haben nicht verdient, so viel Raum und Aufmerksamkeit eingeräumt zu bekommen. Wichtiger ist es, den Blick und die Aufmerksamkeit auf die andere Seite zu richten. Dorthin, wo wirkliches Engagement für unsere Gesellschaft gezeigt wird, wo Menschen und Institutionen Verantwortung übernehmen.
Wolfgang Horn stellt hier im Forum Woche für Woche solche Projekte zu Menschen- und Frauenrechten, Verfolgung von Minderheiten, Rassismus, Faschismus, Flucht und Gewalt vor. Die erste Wermelskichener Online-Demonstration zum Jahrestag der Morde von Hanau hat er selber konzipiert und gestaltet. Eine Wissenschaftlerin der Universität Düsseldorf gewann er als Referentin, Betroffene aus Hanau ließ er in Filmbeiträgen und Präsentationen zu Wort kommen.
Wenn man nur mit offenen Augen durch die Welt geht, findet man überall beispielhafte Projekte zu geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Themen. Man muss nicht allzu weit reisen. Ein Blick in die Nachbarstadt Solingen zeigt, was alles möglich ist. Über den „Pfad der Menschenrechte“, an dem die Solinger Amnesty-Gruppe maßgeblichen Anteil hat, haben wir hier berichtet (https://amnesty-solingen.de/mrp) .
Daniela Tobias, die an diesem Menschenrechtsprojekt beteiligt war und Mitinitiatorin des Max-Leven-Zentrums in Solingen ist, hat zusammen mit Armin Schulte (Stadtarchiv Solingen) im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus eine Tour entlang der Korkenziehertrasse entwickelt. Diese geht zu Orten, die mit Zwangsarbeit, Verfolgung von Juden, Sinti und Jenischen und den sogenannten “Asozialen” sowie mit Zwangssterilisation im „Dritten Reich“ zu tun haben. Die Stadtrundfahrt kann sowohl mit Fahrrad oder zu Fuß durchgeführt werden und ist etwa zehn Kilometer lang. Auf der Seite des Max-Leven-Zentrums ist die Tour verfügbar. Dort findet man ausführliche Informationen zu den einzelnen Stationen und den Hintergründen. Hier der Link dazu: https://max-leven-zentrum.de/stadtrundfahrt-zur-geschichte-der-ns-zeit-in-solingen/
Projektarbeit ist beileibe nicht auf den politischen Bereich beschränkt. Sport muss nicht unpolitisch sein. Der Solinger Sportbund hat beispielsweise Vereine und Privatleute erfolgreich animiert, sich gegen Rassismus zu engagieren (www.pinkgegenrassismus.de). Eine Aktion, an der 20 Stadt-und Kreissportbünde mit vielen Vereinen und unterschiedlichen Aktivitäten teilnahmen. Der Merscheider Turnverein zum Beispiel schuf unter Leitung der Übungsleiterin der internationalen Tanzgruppe, Miriam Pacifico, einen über die Stadtgrenzen hinaus vielbeachteten Film-Spot, der hier angesehen kann.
Das Solinger Kulturzentrum Cobra ist in der bergischen Region bestens bekannt. Kulturelle Veranstaltungen mit Theater, Tanz und Musik sind feste Bestandteile der Arbeit und des Programms. Anlässlich des 25jährigen Gedenkens zum Solinger Brandanschlag 2018 veranstaltete man das Projekt „Alte Spuren – neue Wege“ (https://www.youtube.com/watch?v=2ym-kYeOwyw), das sich wie schon das Vorgängerprojekt “Solingen – eine Spurensuche” von 2013 mit den Spuren rechter Gewalt von der Nazizeit bis heute im Solinger Stadtgebiet beschäftigte und diese künstlerisch verarbeitete.
Unter der Leitung von Volker Eigemann und Marita Gatawetzki (verstorben 2013) und der organisatorischen Unterstützung der Stadtwerke und des Theaters Solingen brachten mehr als 250 Aktive von verschiedenen Solinger Schulen, Tanz- und Musikgruppen und Institutionen die Ergebnisse ihrer Recherchen an fünf verschiedenen Spielorten in Solingen zur Aufführung, zu denen die Zuschauer*innen mit Bussen gefahren wurden. (https://tryingbabylon.de/)
Die Fotos vom Projekt Spurensuche des Kulturzentrums Cobra wurden uns freundlicherweise von Daniela Tobias zur Verfügung gestellt. https://photozeichen.de/spurensuche/373
👍👍gelesen und…für gut befunden. Danke