Erinnerungskultur um Roten Stein

VON WOLFGANG HORN

Der rote Backstein fällt ins Auge, im Wortsinn, wenn man auf der Dellmannstraße an der Industriebrache Rhombus vorbeifährt, zwischenzeitlich von den ultrahäßlichen Asbestzement-Platten befreit, die das Gelände jahrzehntelang verunstaltet haben, und, soweit ein kurzer Durchblick ein solches Urteil wirklich möglich macht, aufgeräumt und ohne Schuttberge. Eine rote Backsteinmauer. Sozusagen ein Industriefragment, das so, wie es sich dem Betrachter und seinem flüchtigen Blick von der Dellmannstraße präsentiert, erhalten bleiben, integriert werden muß in die zukünftige Verwendung. Ein roter Kontrapunkt zum silbrig-glänzenden Rathaus auf der genau gegenüberliegenden Seite. 

Roter Backstein, der Stoff, der jahrzehntelang Architektenträume in vielen Regionen Deutschlands gemacht hat, könnte jetzt die Träume von Stadtplanern beflügeln. Könnte, sollte. Auf daß nicht mehr, wie noch vor wenigen Jahren, abgerissen wird, was unwiederbringlich ist. Wie das Büdchen am Marktplatz etwa, das die Amateurstadtplaner aus der hiesigen Politik verscherbelt oder verschenkt hatten, ins Museum nach Lindlar, damit am Marktplatz die unsinnlichste Wüstenei entstehen konnte, zu der der gemeine Dellmann fähig war.

Was immer auf der Brache sein soll, werden wird, nachdem Christian Lindner und sein Wahlkampfbesuch längst Geschichte sind, wird, mit den Resten der roten Backsteinmauer versehen, diese womöglich integrierend, Neues sein, Modernes, aber: mit Geschichte, mit Patina aus rotem Backstein, einem Monument der Stadtgeschichte, einst die Firma Albert Schulte und Söhne. Jedenfalls: Schafft die Backsteine nicht auch noch nach Lindlar.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Heidbüchel
    • 19.08.20, 17:05 Uhr

    Den Lindner hätte man ruhig in dem schönen Bericht weglassen können.
    Der Backstein ist einfach fantastisch und ein Hingucker und er wird, so eine Vision von mir, in der dunklen Jahreszeit beleuchtet bzw angestrahlt werden.
    Ein echtes Highlight für Wermelskirchen.

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