Ein Wort zum Montag, dem 27. Juli 2020
VON CORNELIA SENG
Es war einmal ein reiches Kind, das hatte Spielzeug, soviel man sich nur denken kann. Es hatte teure Anziehsachen, die besten Schulsachen und immer und überall genug zu essen. Aber es hatte keine Geschwister, weil seine Eltern meinten, ein Kind wäre schon belastend genug. Überhaupt waren seine Eltern viel unterwegs, der Vater sowieso und meistens auch die Mutter. Sie mussten ja Geld verdienen, immer mehr Geld verdienen. Das Kind war dabei oft „das Problem“. Ständig mussten seine Eltern „das Problem“ lösen: „Wohin mit dem Kind? Ach ja, das Kind“. Und weil es immer nur zu stören schien, war es ein unausgeglichenes, nörgeliges Kind. Deshalb spielten die anderen Kinder nicht gerne mit ihm. „Ich bin eben ein Problem“, dachte sich das Kind und wurde immer einsamer.
Und da war auch ein armes Kind, ein Flüchtlingskind. Das ging manchmal mit seiner Mutter zur TAFEL und half ihr, die schweren Taschen zu tragen. Die Familie war groß. Seine Eltern sagten: „Kinder sind ein Reichtum“ und waren stolz auf ihre Kinder. Sie waren froh und glücklich, hier in Sicherheit zu sein. Das Kind ging gerne zur Schule. In seinem Land gingen nur reiche Kinder zur Schule. Wer weiß, vielleicht hätten die Eltern das Schulgeld dort gar nicht aufbringen können. Und – als das noch erlaubt war – trank es manchmal aus einer Flasche mit den anderen Kindern. Das machte das Kind glücklich – es gehörte dazu. Hier war es wie die anderen auch. Alle spielten gerne mit ihm, denn es war fröhlich und hilfsbereit.
Was meint ihr, welches von den beiden Kindern ist arm, und welches ist reich?
Jesus sagt: „Wie schwer kommen Reiche in das Reich Gottes! (Lk 18,24). Das Reich Gottes ist „Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist“. (Röm 14,17)