Jungbrunnen Kommunalpolitik

VON WOLFGANG HORN

Jünger jedenfalls, vielleicht nicht wirklich weiblicher, aber jünger, das scheint ein Trend zu sein, ein zarter, bei der Aufstellung von Kandidaten für die Kommunalwahlen im September dieses Jahres. Neue Kräfte, jüngere Bürgerinnen und Bürger, kaum etwas kann der kommunalpolitischen Reputation des Stadtrates gelegener sein. Es ist allenthalben der Lauf der Dinge, daß Ältere abgelöst werden eines Tages durch frischere Kräfte, solche mit anderem, neuem Blick, unterschiedlichem Wissen, anderen Routinen, ungewohnter Kommunikation. Warum ein solches Procedere also nicht auch in der Stadtverordnetenversammlung? 

Innovation geht zumeist nicht zufällig mit Verjüngung einher. Parteien sollten sich glücklich schätzen, wenn der Übergang auf jüngere Kandidaten, ihre Einbindung, im Konsens vollzogen werden kann mit jenen, die Amt oder Einfluß reduzieren, abgeben. Das scheint, so die Berichte der Lokalpresse, den Grünen, dem Bürgerforum, der SPD und auch der FDP in Grenzen jedenfalls gelungen zu sein. Die Parteien am Ort sind offenbar in besserer Verfassung, als man aus dem allseits zu vernehmenden Alltags-Gemecker schließen könnte.

Es ist ja hohe Zeit, auch im Umgang mit Parteien zu einem „Normalmaß“ zurückzufinden, zu einer „Ent-Aufregung“, einem konstruktiv-kritischen Dialog, zu Streit, aber auf der Basis von Verständnis. Die Parteien sind, ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger, viel, viel besser als ihr Ruf. Die Corona-Krise wird cum grano salis sehr gut gemanagt. Die ökonomische Krise vermutlich ebenfalls. Die vorhergehenden Krisen, Migration, rechte Gewalt, populistischer Stumpfsinn, haben angesichts der Bedrohungen für Gesundheit und Leben zeitweilig jedenfalls an Bedeutung eingebüßt. Erstmalig stehen jetzt Themen auf der Agenda, an die man gemeinsam nicht so recht heran wollte, Digitalisierung, Energie, Klima, Mobilität, das Wechselverhältnis von globaler und nationaler Produktion, die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt oder die Reorganisation der Sozialwirtschaft. In diesem Lichte auch die kommunalen Gliederungen der Parteien zu sehen, täte denen und ihren Aktivisten allemal gut. Hier in Wermelskirchen wird Kommunalpolitik immerhin ehrenamtlich gemacht. Wenn wir Bürger sonntags den Tatort schauen, kann es durchaus sein, daß sich irgendwo noch Menschen zu einer Beratung zusammenfinden, bei der es um ein mehr oder wichtiges Thema für das hiesige Gemeinwesen geht. Das alles unbezahlt, natürlich. Die Kultur wird ehrenamtlich gesichert in der Stadt, der Sport, die bildenden Künste, Musik, soziale Fürsorge – und eben auch die Kommunalpolitik. Und all jene, die das tun, die sich einsetzen, ihre Freizeit „opfern“, oft Geld, für uns alle, für unser Gemeinwesen, verdienen unsere Anerkennung. Quer durch alle Parteien, quer durch alle Initiativen, quer zu allen Vereinen.

Beitragsfoto: Lucas Cranach, der Ältere: Der Jungbrunnen

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