Ein Besuch im LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller

VON MICHAEL FAUBEL

Bergisches Land | Am gestrigen Sonntag sind wir aufgebrochen, um uns in Euskirchen das LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller anzuschauen. Der ursprüngliche Anlass, dorthin zu fahren, war eine Veranstaltung auf dem Gelände des Museums, bei der es um Dampfmaschinen ging.

Dort wurden in den Veranstaltungsräumen des Museums viele kleine und große Dampfmaschinen liebevoll ausgestellt und in Szene gesetzt. So, wie es sich gehört, zischte, klapperte und dampfte es in den Räumen. Und nicht nur die vielen anwesenden Kinder waren begeistert, auch in den Erwachsenen kamen Kindheitserinnerungen an die Dampfspielzeuge hoch.

Einmal vor Ort, entschlossen wir uns dann zu einer Besichtigung der Tuchfabrik, was nur in Form einer Führung möglich war. Pünktlich um 12 Uhr wurde mit der Führung in Kontor und Wohnhaus der Familie Müller begonnen.

Ludwig Müller übernahm 1894 die 1801 als Papiermühle errichtete Fabrik als neuer Firmenbesitzer. Er stellte robuste Wolltuche und Lodenstoffe her, die Ihre Verwendung hauptsächlich in Uniformtuchen fanden.

Unter Kurt Müller wurde die Fabrik 1961 geschlossen. In der Hoffnung, zu einem späteren Zeitpunkt die Firma wieder betreiben zu können, pflegte und hegte Kurt Müller den Maschinen- und Anlagenpark. Aber daraus wurde nichts und die Fabrik verfiel über die Jahre. 1988 übernahm und restaurierte der Landschaftsverband Rheinland das vollständig erhaltene Areal und eröffnete im Jahre 2000 das Industriemuseum.

Wir verließen das Kontor-Gebäude und gingen über den Innenhof zur ersten Produktionsstätte, dem sogenannten Wolf. Hier wurde die gereinigte Merinoschafswolle, die aus Übersee in Ballen angeliefert wurde, auseinander gerissen, um dann im nächsten Schritt mit verschiedenen chemischen Produkten eingefärbt zu werden..

Nach dem Färben wurde die Wolle gewaschen und in vielen Arbeitsgängen weiter bearbeitet, bis man dann einen gesponnen Wollfaden auf einer Spule hatte. Diese Arbeitsgänge erfolgten mittels vieler Spezialmaschinen, die uns vorgeführt wurden.

Anzumerken ist, das es sich von den Gebäuden her um eine ehemalige Papiermühle handelt, also um ganz andere Fertigungsabläufe als bei der Tuchherstellung. Deshalb musste das ganze Produktionsmaterial durch die Gebäude und Stockwerke getragen werden, was aus heutiger Sicht einen sehr schlechten Produktionsfluss darstellte.

In der Weberei wurde uns dann unter ohrenbetäubendem Lärm gezeigt, wie die Tuche gewebt wurden, ebenso die Qualitätskontrolle und die Nacharbeit bei kleinen Webfehlern.

Nach anderthalb Stunden, versehen mit neuem Wissen über die aufwendige Tuchherstellung, begaben wir uns dann abschließend zum Herzstück der Firma, der Dampfmaschine von 1860.

Ohne diese Dampfmaschine, die auch heute noch voll funktionstüchtig ist, aber nicht mehr über den Dampfkessel, sondern über einen großen Kompressor betrieben wird, wäre die gesamte Produktion in der Tuchfabrik gar nicht erst möglich gewesen.

So viele Informationen machen hungrig und durstig, deshalb schlossen wir diesen schönen Tag in dem Café des Museums bei Bockwurst und Kartoffelsalat ab, um so gestärkt die Heimfahrt anzutreten.

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