VON WOLFGANG HORN
Mit diesem Satz von Josef Hader, dem österreichischen – ja, was? Schauspieler? Kabarettisten? – sagen wir: dem bösen Autoren aus dem Nachbarland endete heute ein besonnen-vergnüglicher Abend im Haus Eifgen, der etwas für Wermelskirchen absolut Neues präsentierte, nämlich eine musikalisch untermalte Gedicht-Soirée der besonderen Art.
Zwei Männer auf der kleinen Bühne im Haus Eifgen, zwei Mikrofone, eine Gitarre samt Verstärker, ein Beamer, eine Leinwand. Auf die Leinwand gebeamt Autographen, handschriftliche Versionen von Gedichten, eigenhändig erstellt von den samt und sonders bedeutenden Autorinnen und Autoren der lyrischen Kunstwerke.
Gesammelt hat sie der Deutschlehrer Michael Wittschier, zugleich auch Maler und Autor. Die Autoren der Gedichte werden vorgestellt durch kleine Zeichnungen, die Wittschier angefertigt hat und biographische Anmerkungen, die mitunter auch Arno Brabender vorträgt, der Mann an der meist behutsam gezupften Elektrogitarre, die die vorgetragenen Gedichte sanft umspült, hier und da einen Akzent setzt.
Beide Männer tragen Gedichte vor, setzen in Sprache um, was zuvor Text war, begleitet, untermalt von der Gitarre, während das Autograph auf der Leinwand zu sehen bleibt und der Text also aus der Handschrift entschlüsselt werden kann. Wort, Bild, Ton und Musik kommen in einer eigenen, einer eigenartigen Dramaturgie zusammen und schaffen eine lebendige, eine interaktive Begegnung mit deutschsprachiger Gegenwartsliteratur.
Ernst Jandl ist Teil des Abends, Sarah Kirsch auch, Wolf Biermann, Hilde Domin, Karl Krolow, Peter Rühmkorf, Reiner Kunze, Dieter Wellershoff, Robert Gernhardt, Oskar Pastior, Jan Wagner, Josef Guggenmos oder Till Lindemann und viele, viele andere. Arno Brabender und Michael Wittschier präsentierten die Dichterinnen und Dichter in drei Abteilungen (Themengedichte / Gedicht-Gedichte / Sprach-Spiele).
Die knapp 30 Besucher des Hauses Eifgen waren sichtlich zufrieden mit dem literarisch-musikalischen Kleinkunstwerk der Herren Wittschier und Brabender. Kein Wunder also, daß nach 90 Minuten der Wunsch aus dem Publikum geäußert wurde, möglichst schon im Dezember eine zweite Runde dieser gelungenen Literaturrevue erleben zu können.
Ein paar Impressionen:
Ja, gut dargestellt, Wolfgang Horn:
Ein großer Abend im Haus Eifgen! So jedenfalls das Urteil unsrer Gäste, die sich sehr berührt fühlten und nun mit Freude auf das Angebot von Michael Wittschier warten, die anregend zitierten Texte über Mail zugestellt zu bekommen. Denn die dichten Wort-Spiele, untermalt von Arno Brabenders sensiblen Gitarrenklängen, wollten erfasst werden, während der Vortrag schon weiterging. Erstaunlich, wie intensiv so fragile Gebilde wie Gedichte auch nur mäßig Vertraute in ihren Bann ziehen, wenn die Vermittler selbst ihre Begeisterung so unprätenziös mitliefern.
Für uns von der Kultur-Initiative-Wermelskirchen war das erneut einer dieser Abende, die einer kleineren Schar hochinteressierter Nischen-Liebhaber ein außergewöhnliches Erlebnis bieten. Der Wunsch baldiger Wiederholung ist das größte Kompliment für uns als Veranstalter.
Joachim Schulte