Der Verlust von Anstand in Wien und in Wermelskirchen

VON WOLFGANG HORN

Nein, mit Wermelskirchen oder der kommunalen Politik im Bergischen hat das Strache-Video nichts zu tun, das seit Tagen die österreichische und europäische Politik beherrscht. Eigentlich.

Nur für jene, die sich mit der Problematik noch nicht befaßt haben: Der österreichische Vizekanzler und zugleich der Chef der FPÖ, der „Freiheitlichen Partei Österreichs“, Heinz-Christian Strache, und sein Adlatus und Generalsekretär der FPÖ, Johann Gudenus, spielen die Hauptrolle in einem heimlich aufgenommenen Video, in dem die beiden vor zwei Jahren mit einer vermeintlichen Nichte eines russischen Oligarchen darüber verhandeln, wie diese zugunsten der rechtspopulistischen Partei ein österreichisches Printmedium aufkaufen und ihren Einfluß hernach zur „Orbanisierung“, zur Gleichschaltung der österreichischen Medienlandschaft nutzen könnte. 

Im Gegenzug könne die Oligarchennichte dann mit Staatsaufträgen rechnen, die Strache als Regierungsmitglied glaubt, an Land ziehen zu können. Und schließlich weist Strache einen Weg auf, wie die vermeintlich reiche Russin an den Gesetzen des Landes vorbei erhebliche Geldbeträge über einen noch zu bildenden Verein in die Kassen der FPÖ leiten könnte. 

Wahrscheinlich illegal, auf jeden Fall aber jenseits jedweder politischen Kultur sind diese Phantasien von Stimmenkauf, von Staatsaufträgen gegen Millionärsgefälligkeiten, von russischen Parteispenden für den österreichischen Rechtspopulismus, so daß Strache und Gudenus ihre Ämter in Partei und Regierung der Republik Österreich aufgeben mußten.

Der verächtliche Umgang derer mit den Institutionen und Gepflogenheiten der Demokratie, die beständig von „System- oder Altparteien“ bramarbasieren, läßt alle Beobachter fassungslos zurück.

Alle Beobachter? Nein. In einer kleinen Bergischen Stadt, ehedem „Kleinstadt mit Herz geheißen“, ist seit vorgestern zu lesen, daß hier „in der Tat versucht“ werde, „die Europawahl zu manipulieren und eine den Medien missliebige Regierung eines unabhängigen Landes mittels deutscher Medien zu stürzen“. Wäre ein solcher Satz von den örtlichen Vertretern der AfD zu lesen gewesen – die sich aber geschickterweise bedeckt halten und zur Causa schweigen -, hätten wohl alle mit den Achseln gezuckt und sich das ihrige gedacht. 

Aber dieser Satz stammt aus der Feder von Henning Rehse, dem Fraktionsvorsitzenden der WNKUWG, assoziiert mit den Freien Wählern (FW). Weiter im O-Ton Rehse: „Dem politischen Gegner oder missliebigen Politikern unter Mithilfe von Böhmermännern Fallen stellen – ich freu mich drauf! Und das wird eine Woche vor der Europawahl bekannt, ein Video über ein Treffen 2017… … Nachtigall ick hör dir trapsen!“

Keine Silbe zu den Verfehlungen und illegalen Handlungsweisen der FPÖ-Vertreter. Kein Wort zum Versuch, mit russischer Kohle Einfluß zu nehmen auf die Alpenrepublik. Nicht ein Satz zum verächtlichen Umgang der rechtsnationalistischen Partei mit den Institutionen der Demokratie in unserem Nachbarstaat. Stattdessen: Mal wieder verschwörungstheoretischer Unsinn, wie ihn die AfD-Leute nicht besser formulieren könnten.

Schlimmer noch: Gestern hat Rehse nachgelegt. Er veröffentlicht einen Artikel der „BILD“ auf seiner „Facebook“-Seite und schreibt zur Einordnung: „Legion Condor! Sehr interessant, dass Deutschland wieder eine Legion Condor hat, die sich politisch motiviert in die inneren Angelegenheiten unabhängiger Länder einmischt. Das ZPS wird sich sicher dafür verantworten müssen und für den Wolf liegen die Wackersteine auch schon bereit.“ 

Legion Condor. Wie geschichtsvergessen kann man sein, wie blind auf dem rechten Auge, wie besessen und fanatisch, daß man die Legion Condor in einen Zusammenhang mit der Aufdeckung rechtspopulistischer Umtriebe bringt, mit der Veröffentlichung von Handlungsstrategien, die sich gegen die Demokratie der Republik Österreich wenden.

Zur Erinnerung: Die Legion Condor war ein Luftwaffen-Verband der deutschen Wehrmacht im Spanischen Bürgerkrieg, der bei verdeckten Operationen ohne deutsche Uniformen oder Hoheitszeichen auf der Seite der gegen die spanische Republik putschenden Falangisten unter General Franco eingesetzt war. Er hatte maßgeblichen Anteil am Sieg der Putschisten. Die Legion Condor führte die ersten größeren Luftangriffe der Geschichte gegen die Zivilbevölkerung eines europäischen Landes durch. In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Legion Condor bis heute insbesondere bekannt durch den Luftangriff auf Guernica, der zu einem weltweiten Symbol für Terror mittels Luftkrieg gegen eine wehrlose Zivilbevölkerung wurde.

Ebenso unanständig und geschmacklos ist der beim Rotkäppchen geklaute Hinweis auf die Wackersteine, die den Wolf im Märchen schließlich zu Tode bringen. Rehse meint aber nicht Rotkäppchens Wolf, sondern sähe vermutlich den ORF-Wolf, Armin Wolf, gerne mit Wackersteinen im Bauch. Armin Wolf war hierzulande bekannt geworden, weil er auch bei  FPÖ-Politikern mutig und beharrlich nachfragt. 

Roland N. kommentiert die Rehseschen Einlassungen auf Facebook mit dem Satz, daß „jedem Wähler in WK (…) endgültig klar sein (sollte), wessen Geistes Kind die WNKUWG und die freien Wähler sind und wen diese bei entsprechenden Wahlergebnissen unterstützen würden.“

So ist es. Derartige Infamien könnten hiesige AfD-Leute nicht einmal formulieren. Da braucht man schon einen Rehse.

Kommentare (11) Schreibe einen Kommentar

    • Lothar Dähn
    • 20.05.19, 21:04 Uhr

    Ein Wermelskirchener Mitbürger behauptete einmal, dieser Kommunalpolitiker hätte großes politisches Talent. Er hat das bei der CDU damals -Gottseidank- nicht wirklich dauerhaft umsetzen können. Seine aktuellen Parteifreunde und Wähler scheinen ihn zu (er)tragen. Ob er aber bereits in seiner wahren politischen Heimat angekommen ist, wohl kaum.

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      • Grauganz
      • 21.05.19, 14:15 Uhr

      Ich kenne sogar den Mitbürger …

      Wolfgang Horn

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    • stefan wiersbin
    • 20.05.19, 21:46 Uhr

    Dank an den Autor Wolfgang Horn. – Einen solchen Kommentar würde ich mir von der hiesigen Presse, sprich Rheinischen Post bzw. RGA, wünschen, denn mir kann keiner erzählen die hiesigen Redaktionen der beiden Zeitungen würden die örtlichen kommunalpolitischen Seiten in den sozialen Medien nicht beobachten. – Wenn nicht, würden sie eine wichtige Informationsquelle vernachlässigen.
    Wessen geistiges Kind dieser Kommunalpolitiker ist, kann man bei fast jeder politischen und gesellschaftlichen Diskussion in den sozialen Medien, sprich in den Facebookgruppen, nachlesen . Auch er bedient sich gern der These von irgendwelchen Verschwörungstheorien, Beschimpfungen und im Zweifel Herabwürdigungen . … und, dieser Kommunalpolitiker hat sich schon manches in den sozialen Medien geleistet. Eigentlich ist die Frage zu stellen, ob er nicht besser in einer anderen Partei aufgehoben wäre. – Fazit: Er und seine Wählergemeinschaft sind unwählbar.

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    • Karl Springer
    • 21.05.19, 15:12 Uhr

    Liebe Mitbürger,
    da hier ständig mit Mutmaßungen auf die AfD verwiesen wird möchte ich, als Mitglied gerne folgendes klarstellen: Wir als AfD möchten uns nicht an Vermutungen, Diffamierungen und Verschwörungstheorien beteiligen. Auch halten wir Verallgemeinerungen, “politische Sippenhaft” und Vorverurteilungen in einem anständigen, demokratischen und von gegenseitigem Respekt getragenen politischen Diskurs nicht für angebracht. Aus diesem Grund werden wir uns an solchen Diskussionen nicht beteiligen. Wir respektieren die Meinung jedes mündigen Bürgers und gehen davon aus, dass ein jeder sich auch eine solche bilden wird. MfG Karl Springer

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      • stefan wiersbin
      • 21.05.19, 16:32 Uhr

      Herr Springer, ich habe Ihren Kommentar amüsiert gelesen. Ich und viele andere kritische Bürger im Kreis und in der ganzen Republik haben die AfD als nicht diskursfähig erlebt und erleben sie so. Und ich persönlich bin vor noch nicht allzu langer Zeit von einem Funktionsträger der AfD öffentlich diffamiert worden. Die Maske ihrer Schwesterpartei, der FPÖ, ist gefallen. Umso interessanter ist die Frage, woher die Parteispenden der AfD kamen. – Weder zu dem undemokratischen Verhalten der FPÖ noch zu den Parteispenden der AfD erwarte ich eine Stellungnahme.. Ist ja alles eine singuläre Sache, die keine weitere Bedeutung hat.

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      • Grauganz
      • 21.05.19, 21:38 Uhr

      Ach, Herr Springer, machen Sie sich doch nicht wichtiger, als sie wirklich sind. Hier wird eben nicht ständig auf die AfD verwiesen. In diesem Artikel geht es um Herrn Rehse. Nur um ihn. Und der Satz vor dem Schlusssatz des Beitrages lautet: “Derartige Infamien könnten hiesige AfD-Leute nicht einmal formulieren.” Und das ist das wirklich Harsche am Artikel. In Ihrer Vereinigung ist niemand mit zureichendem intellektuellem und sprachlichem Vermögen. Sie versuchen lediglich, fast jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, um sich in von anderen gestifteten Debatten Gehör zu verschaffen.
      Wolfgang Horn

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    • Walter Schubert
    • 21.05.19, 16:36 Uhr

    Ja, hatte denn jemand etwas anderes erwartet?
    Stefan Wiersbin spricht mir aus der Seele. Genau aus diesem Grund habe ich die Mitarbeit bei der BM eingestellt. Eine kritische Presse findet nicht statt. Und ich habe gleich Nägel mit Köpfen gemacht und das Abo gekündigt. In Gesprächen mit anderen Bürgern stelle ich fest, dass es viele gibt, die diese Zeitungen nicht mehr brauchen.

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    • Stefan Schäfer
    • 26.05.19, 12:22 Uhr

    Interessanter Artikel. Nur am eigentlichen Thema vorbei. Wenn mit Stasimethoden gearbeitet wird, dieses Material rund zwei Jahre zurückgehalten wird, um die “Bombe” kurz vor der EU-Wahl platzen zu lassen, dann sollte man schon genauer hinschauen. Wird durch Medien und Menschen wie Wolfgang Horn gleich eine Kollektivhaftung in den Raum gestellt, sollten bei jedem guten Demokraten die Alarmglocken läuten. Bei Ihnen ist zwar schon keine objektive Betrachtungsweise der Vorgänge zu erwarten, sie setzen dem Ganzen mit Ihrem Artikel noch die Krone auf. Bleibt zu hoffen, dass die Leserschaft ihre Absichten erkennt und sich ein eigenes Urteil bildet.

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    • Grauganz
    • 26.05.19, 13:38 Uhr

    Lieber Stefan Schäfer, wer entscheidet denn eigentlich, was das „eigentliche“ Thema eines Beitrages ist, wenn nicht der Autor?
    Sie wollten und wollen womöglich, daß ich einen Artikel über die Urheberschaft und die Bedingungen der Produktion dieses Videos schreibe. Aber eben das wollte ich nicht.
    Ich habe mich für folgendes eigentliche Thema meines eigenen Beitrages entschieden: daß sich nämlich hier in Wermelskirchen ein lokaler Politiker angesichts des Demokratieskandals in Österreich zu Behauptungen aufschwingt, die nicht einmal die hiesige Schwesterpartei der FPÖ, die AfD, zu äußern sich wagt. Das „eigentliche“ Thema meines Beitrages ist die Kritik an Herrn Rehse und die Aussage, daß der seinen Anstand verliert, wenn er die Vorgänge in Wien derart wertet und kommentiert, wie er es bei Facebook gemacht hat.
    Zu den von Ihnen genannten Vermutungen und der Wertung als „Stasimethode“ habe ich in meinem Beitrag kein einziges Wort verloren. Kein einziges Wort.
    Auf welchen Satz meines Beitrages beziehen Sie sich eigentlich, wenn sie den Begriff der „Kollektivhaftung“ ins Spiel bringen? Und wie wird Kollektivhaftung „in den Raum gestellt“?
    Kennen Sie mich? Was wissen Sie von mir, so daß Sie in die Lage versetzt werden, ein Urteil über mich zu fällen, daß bei mir nämlich keine objektive Betrachtungsweise zu erwarten ist? Was wäre in diesem Fall denn ein „objektives Urteil“? Daß Herr Rehse, der sich ebenfalls nicht auf das „eigentliche“ Thema meines Beitrages bezieht, Recht hat mit seinen Vergleichen, mit denen er indes nur von der Kritik an ihm und seinem Urteil ablenken möchte?
    Sie können zudem ganz sicher sein, daß sich die Leserschaft der Forums Wermelskirchen mit meinen Absichten auseinandergesetzt hat und sich ein Urteil bildet. Viele hunderte Leser haben sich diesen Beitrag angesehen. Nur jene, die den Beitrag nicht verstehen wollen, versuchen, vom Thema, vom „eigentlichen“ Thema abzulenken und die Rezeption in eine andere, ihnen genehmere Richtung zu steuern. Das Verfahren ist bekannt. Man nennt es „Derailing“. Ihr Versuch ist gescheitert. „Derailing für Anfänger“. Sie sollten noch ein wenig üben, bevor Sie wiederum hier erscheinen.
    Das eigentliche Thema des Beitrages ist Herr Rehse. Nicht der Herr Strache ist hier interessant, nicht der Videoproduzent, auch nicht Spiegel oder Süddeutsche. Und schon gar nicht der Herr Schäfer.
    Und beim nächsten Mal werde ich, wenn Ihre Kritik wiederum unsachlich sein sollte, nichts mit dem Beitrag zu tun hat und lediglich den Autoren denunziert, abwertet und beleidigt, obwohl sie den Menschen gar nicht kennen, der den Beitrag verfaßt hat, und nichts von ihm wissen, ihren Kommentar sperren. Ich halte Ihnen zugute, daß Sie offenbar eine Auftragarbeit zu erledigen versucht haben. Heute belasse ich es bei der Ankündigung.
    Mit freundlichen Grüßen
    Wolfgang Horn

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      • Stefan Schäfer
      • 26.05.19, 17:31 Uhr

      Sehr geehrter Herr Horn,
      wer dafür bekannt ist, von der eigenen Meinung abweichende Ansichten permanent als „nicht anständig“ zu bezeichnen, oder grundsätzlich eine komplette Partei als „nicht diskursfähig“ einstuft, sollte doch trotz seines hohen Alters nochmal in sich kehren und das eigene Demokratieverständnis hinterfragen. Sperren Sie demnach nicht linientreue Meinungen gerne weiterhin wie gewohnt aus.

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    • Grauganz
    • 26.05.19, 17:41 Uhr

    Sie baden offenbar gerne in den eigenen Vorurteilen. Sie können keinerlei Beleg für ihre haltlosen Thesen beibringen. Ich habe in genau einem Fall eine Meinung als “Verlust des Anstandes” bezeichnet: Die Äußerung von Henning Rehse zur Legion Condor. Und nicht, wie Sie mutmaßen, “permanent”. Sie nehmen es mit der Wahrheit nicht genau.

    Und wo soll ich eine komplette Partei als “nicht diskursfähig” bezeichnet haben? Diese Aussage gibt es nicht von mir. Mit anderen Worten: Sie erfinden etwas, um hier zu denunzieren. Und wo sind Sie von mir ausgesperrt worden?

    Sie scheinen offenbar nicht zu wissen, was aussperren bedeutet. Fragen Sie doch mal bei Ihren Freunden von der WNK nach, die ja über eine langjährige Erfahrung mit der Aussperrung und Vertreibung von Wermelskirchener Bürger aus Facebookgruppen verfügen. Sie sind lediglich ein Troll, der von etwas schreibt, von dem er keinerlei Ahnung hat. Schade.

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