Geschichtsvergessen

Ein Einwurf von Wolfgang Horn

Ich frage mich, warum allen Ernstes Konservative dafür eintreten, die Stelle eines Archivars in der Stadtverwaltung nicht einzurichten.

Wer die Heimat zu einem Kernbegriff politischen Handelns macht, wer Ministerien, etwa das Bauministerium im Land oder das Innenministerium im Bund, mit der Aufgabe betraut, für die Heimatbelange einzutreten, wer vom Heimatbegriff aus politische Konzepte und Strategien entwickelt, die sich als tauglich in einer globalisierten und vernetzten Welt erweisen sollen, wer sich der Bewahrung dessen verschrieben hat, was gut und erfolgreich war in der Geschichte, wer bewußt Verbindungslinien schafft zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wer aus der Vergangenheit lernen möchte, kann und darf auf Tradition und Geschichte, auf die Aufbereitung und Bewahrung des Vergangenen, auf einen achtsamen Umgang mit Dokumenten, Zeugnissen, Fotos, Urkunden, Zeitungen und Büchern nicht verzichten. Archive sind das Gedächtnis der Zukunft und Archivare die sorgfältigen Hüter der Vergangenheit.

Wenn sich in nur wenigen Jahren die Stadtwerdung von Wermelskirchen zum 150. Male jährt, dann wollen und werden viele einen ausführlichen Blick in die Vergangenheit werfen, wie es dazu kam, was heute ist, welche Probleme die Stadt in ihrer Geschichte gemeistert hat. Nur wer sich den Blick zurück nicht verstellt, kann auch kenntnisreich und informiert nach vorne blicken, in die Zukunft. Welch ein großes Glück, daß es in Wermelskirchen den Bergischen Geschichtsverein gibt, ehrenamtlich geleitet und betrieben von Menschen mit gutem Gefühl für die lokale Geschichte und Verantwortungsbewusstsein.

Wie man hört, ist das Archiv der Stadt in jammervollem Zustand. Wer so achtlos mit der Vergangenheit umgeht, dem vertraut man auch die Zukunft einer Stadt nicht wirklich gerne an. In Wermelskirchen werden Haushaltslogik und Kultur, zu der unsere Stadtgeschichte zweifelsfrei zu rechnen ist, gegeneinander ausgespielt. Unheilvoll. Die CDU mag den Haushalt sanieren. Die bürgerliche Domäne Geschichtsbewußtsein hat sie bereits verloren. Schade.

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