70 Jahre Spiegel-Geschichte im Film-Eck

Immerhin 50 Bürger aus Wermelskirchen waren der Einladung der Buchhandlung van Wahden und des Film-Eck Wermelskirchen gefolgt, um am vergangenen Dienstag dem launigen Vortrag des Wermelskirchener Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten Armin Himmelrath zum siebzigsten Geburtstag des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ im hiesigen Kino zu folgen und über das „Sturmgeschütz der Demokratie“ zu sprechen. Rudolf Augstein, der einstige Spiegel-Herausgeber, hatte die Bedeutung seines Nachrichtenmagazins nach der Spiegelaffäre des Jahres 1962 mit diesen eher martialischen Worten beschrieben.

Armin Himmelrath ist freier Mitarbeiter von Spiegel-Online, eine der Säulen des Spiegel-Imperiums, neben natürlich der Printausgabe und Spiegel-TV. Im Januar wurde der Spiegel siebzig Jahre alt. Und alle redaktionellen Mitarbeiter des Spiegel sind ausgeschwärmt, in ihre Heimatstädte, und haben den Bürgern des Landes die Spiegelgeschichte erzählt, mit den Menschen diskutiert, die Bedeutung des Spiegels für die bundesdeutsche Publizistik gewürdigt.

270 Menschen sind derzeit für den Spiegel als Redakteure tätig. Und zusätzlich noch einmal siebzig Redakteure, die für die Archivredaktion des Blattes jede (!) Tatsachenbehauptung des Spiegel zusätzlich prüfen und verifizieren. Von wegen Lügenpresse. Dieses System leistet sich hierzulande kein anderes Verlagshaus. Das Vorbild liefert die New York Times, die ebenfalls einen gründlichen Faktencheck leistet. Jede Altersangabe, jede Ortsbeschreibung, jede Berufsbezeichnung, alles, was man als Tatsachenbehauptung im Heft lesen kann, wird einer nachträglichen Kontrolle der Archivredaktion unterzogen. Journalismus im Auftrag der Wahrheit.

Armin Himmelrath berichtete auch von seiner Mitarbeit bei Spiegel-Online. Millionen Leser suchen täglich diese Internetseiten des Spiegel auf. Das schnellste journalistische Medium ist zugleich einem gnadenlos-unmittelbaren Urteil seiner Leser unterworfen. Die Macher erfahren im Sekundentakt, wenn ein Beitrag nicht oder nicht mehr das Interesse der Leser trifft. Dann sinken die Klickzahlen rasant und die Leser sind anderswo. Hier gilt es, sehr schnell zu reagieren, den Text zu verändern, die Überschrift, die Illustration.

Der Spiegel ist aus der bundesdeutschen Publizistiklandschaft nicht wegzudenken. Auch nach siebzig Jahren ist er noch Leitmedium für Millionen von Menschen. Ein gelungener und informativer Abend aus dem Blickwinkel eines Insiders, den Armin Himmelrath, Gabi van Wahden und die Familie Schiffler vom Film-Eck präsentierten. Mehr noch: sogar ein kulinarisches Event, denn die Besucher konnten sich in der Pause an leckerer Kürbissuppe und Snacks laben.

Geschichten und Geschichte, Politik und Publizistik für hellwache und medieninteressierte Bürger. Ein Highlight der Informations- und Debattenkultur in Wermelskirchen.

Und mehr: Denn vom Eintrittspreis, für den man keine Eintrittskarte, sondern eine schwarze Eintrittstasche vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit der Aufschrift „Für das Wort und die Freiheit“ bekam, ging ein Teil auf ein Spendenkonto des PEN-Zentrums Deutschland zugunsten des in Spanien auf Geheiß der türkischen Regierung festgenommenen türkischstämmigen Autoren Dogan Akhanli. Der ist zwar zwischenzeitlich freigelassen worden, darf Spanien aber immer noch nicht verlassen. Akhanli muß den Aufenthalt und seine Anwaltskosten selber tragen. Gabi van Wahden hat gestern € 119 überweisen können. Danke.

 

Wenn Sie auch spenden wollen:

PEN-Zentrum Deutschland e.V. • Volksbank Darmstadt-Südhessen eG •

IBAN: DE22 5089 0000 0058 9207 11 • BIC: GENODEF1VBD Stichwort: „Dogan Akhanli“

(© Fotos und Beitragsfoto: Manfred van Wahden)

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