Römer 11, 33

Ein Einwurf von Wolfgang Horn

Schuldnerberatung. Was ein wenig sperrig klingt, ist in Wahrheit ungeheuer erfolgreiche soziale Beratungstätigkeit, ist soziales Investment, Prävention, Nothilfe. In Wermelskirchen seit über 20 Jahren von der AWO, der Arbeiterwohlfahrt, getragen. Drei Damen beraten, helfen, verhandeln mit Gläubigern, machen Haushaltspläne für jene, die Probleme haben mit Geld, die zu viel ausgeben und / oder zu wenig einnehmen.

Schuldnerberatung ist weiß Gott keine blinde Flickschusterei. Eine Sozialwirtschaftsstudie der Wohlfahrtsverbände hat neulich erbracht, daß für jeden Euro, der in Schuldnerberatung investiert wird, sechs Euro in die Gesellschaft zurückfließen. Fachleute nennen dies „Social Return on Investment“. Von den Investitionen in die Schuldnerberatung profitieren nicht nur die Ratsuchenden und deren Familien, sondern ebenso deren Arbeitgeber und die öffentliche Hand in vielfältiger Weise.

Wenn man das weiß, muß man sich aber fragen, warum dann, nach zwanzig Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit, die Stadt der AWO kürzlich den Vertrag gekündigt hat? In der Presse war zu lesen, daß die Kreisverwaltung mittels eines „Interessenbekundungsverfahrens“ herausfinden wolle, welche weiteren freien Träger Interesse hätten, dieses Beratungsangebot ab 2018 zu übernehmen.

Die Stadt ist zufrieden mit der Arbeit der Schuldnerberatung. Die AWO will, wie Alwine Pfefferle, zuständige Geschäftsbereichsleiterin der AWO erklärte, weiter mit der Stadt Wermelskirchen zusammenarbeiten: „Die Zusammenarbeit funktioniert seit mehr als 20 Jahren sehr gut – unser Wille ist da, dass es in Zukunft so weitergeht.“

Das “Interessenbekundungsverfahren”, was für ein Wort?, läuft derzeit. Aber für Wermelskirchen hat bislang niemand sein Interesse in diesem Verfahren bekundet. Wer wollte auch in einen Markt einsteigen, der bereits vollständig durch qualifizierte Beratung abgedeckt ist?

Und deshalb wurde ein Vertrag gekündigt? Die Wege des Herrn sind unergründlich, heißt es in Römer, 11, 33. Wohl wahr.

Drei Damen, das ist die Schuldnerberatung in Wermelskirchen. Kein Riesenapparat, keine große Bürokratie. Diese drei Damen sind nunmehr gehalten, ihre Effizienz nachzuweisen, Zahlen zusammenzustellen, Erfolgsberichte zu erstellen, damit es im neuen Jahr mit ihrer eigentlichen Arbeit, der Schuldnerberatung, weitergehen kann. Römer 11, 33. Dort heißt es weiter: „Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass es ihm wieder vergolten werde?“

Hätten Kreisverwaltung und Stadt doch besser mal die Bibel zur Hand genommen, Römer 11,33 gelesen und innegehalten, statt, wenn auch aus formalen Gründen, eine klaglos funktionierende, eine zum Wohl der Bürger dieser Stadt arbeitende Einrichtung und ihre Mitarbeiterinnen zu verunsichern. 

Hier die oben erwähnte Studie als PDF-Datei:

Loader Wird geladen …
EAD-Logo Es dauert zu lange?

Neu laden Dokument neu laden
| Öffnen In neuem Tab öffnen

Download [2.57 MB]

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.