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Ein Wort zum Montag, dem 22. Juli 2024

VON CORNELIA SENG

Es ist ein gelassenes, harmonisches Miteinander. Die drei Frauen scheinen sehr zufrieden mit sich und der Welt. Eine sitzt vor ihrer Staffelei, die Frau in der Mitte sinnt gedankenverloren über die Sätze nach, die sie gleich in ihr Tagebuch schreiben wird. Louise Breslau hat 1881 das Bild gemalt. Es ist jetzt in der Ausstellung STÄDEL – FRAUEN:  KÜNSTLERINNEN ZWISCHEN FRANKFURT UND PARIS UM 1900 in Frankfurt am Main zu sehen. 

Die Ausstellung ist siebenundzwanzig Künstlerinnen gewidmet. Vor gut hundert Jahren war es für Frauen schwierig, Zugang zu einer Kunsthochschule zu finden. Ein selbstbestimmtes, freies Leben jenseits der gesellschaftlichen Rollenerwartungen war für Frauen nicht vorgesehen. Frauenleben hatte enge Grenzen. Eine von ihnen, Alice Trübner, hat dies in dem Gemälde „Puppe unter dem Glassturz“ festgehalten.

Doch diese Künstlerinnen waren mutig genug, eigene Wege zu gehen. Und sie haben sich dabei gegenseitig unterstützt. Ein Netzwerk von Frauen ist entstanden, die sich untereinander gefördert haben. In Paris haben sie sich ihre Ateliers gegenseitig zur Verfügung gestellt und gemeinsam gelebt. Damals war in Paris schon mehr möglich als in Frankfurt. In eigenen Treffen haben sie voneinander gelernt und sich ausgetauscht. In der Verbundenheit untereinander konnten sie aus den patriarchalischen Rollenvorstellungen ihrer Zeit ausbrechen. Und so sind beeindruckende Gemälde entstanden. Und ihr Lebensstil gelangte dann auch nach Frankfurt und inspirierte die dortige Kunstszene.

Auch Maria aus Magdala war eine Frau, die mutig genug war, die Rollenvorstellungen ihrer Zeit hinter sich zu lassen. Heute, am 22. Juli ist ihr Gedenktag. 

Den biblischen Berichten nach war Maria Magdalena die erste, der sich der auferstandene Jesus gezeigt hat. Noch vor Petrus und dem männlichen Kreis der Schüler. Ihr hat der auferstandene Jesus den Auftrag zur Verkündigung gegeben: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen …“ (Joh 20,17). Das war eine überaus große Wertschätzung. Warum hat Jesus gerade eine Frau ausgesucht, um die Nachricht von seiner Auferstehung bekannt zu machen? Das war ein großes Risiko, denn das Zeugnis von Frauen zählte in der damaligen Zeit nichts. Und die Männerwelt der frühen Kirche tat sich damit auch schwer. Warum war nicht Petrus der erste Zeuge der Auferstehung? Mit ihm als Zeuge hätte das Papsttum doch eine legitime Begründung gefunden!

Diese besondere Wertschätzung Jesu hat Maria mutig gemacht. Frühe kirchliche Schriften sagen, sie sei bis Südfrankreich gereist. Sie habe dort missioniert und sogar eine Gemeinschaft geleitet.

Die Geschichte ihrer Begegnung mit Jesus, dem Auferstandenen, wurde in der christlichen Kunst  gern gemalt. Auch in der Galerie „Alte Meister“ in Schloss Wilhelmshöhe hängen zwei dieser Gemälde. Wieviel Zuneigung und Zärtlichkeit aus dieser Geschichte spricht! 

Ich kann verstehen, dass Maria diese Begegnung mit Jesus stark gemacht hat. „Maria!“ Er hat sie bei ihrem Namen gerufen. In der Verbundenheit mit Jesus traut sie sich vieles zu.

Ob die Künstlerinnen zwischen Paris und Frankfurt die Lebensgeschichte der Maria von Magdala kannten? Ich vermute es.

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