Mittwoch, 13. März 2024, 22:55 Uhr auf ARTE
Russland ist ihre Heimat. In Moskau ist sie zu Hause. Sie hat gleichzeitig aber auch ukrainische Wurzeln und sagt, es ist ein Zufall, dass ich nicht in Kiew geboren wurde. Die Historikerin und Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa hat Moskau zu Beginn des Krieges mit der Ukraine Hals über Kopf verlassen. Nur kleines Gepäck nahm sie mit nach Tel Aviv. Noch zwei Tage vor der Abreise hatte sie gesagt: „Ich gehe nie weg!“
In ihrem Buch „Die Hände meines Vaters – eine russische Familiengeschichte“ (Droemer) erzählt sie, die in einer russisch-jüdischen Familie aufgewachsen ist, von der ihr Leben begleitenden Frage ihrer Großmutter: „Was hat uns verschont?“
In den 80er Jahren begründete sie die Menschenrechtsorganisation „Memorial“ mit. Die bedeutendste Menschenrechtsorganisation in Russland, die Stalin-Opfer und deren Angehörige ermutigt, Zeugnis abzulegen. Ende Februar 2022 verfügte ein russisches Gericht in letzter Instanz die Auflösung von „Memorial“. Die Geschäftsstellen wurden durchsucht, verwüstet und geschlossen. Viele Mitglieder wurden verhaftet. Irina wurde in Abwesenheit zur Volksfeindin erklärt.
Die jüdische Intellektuelle, die Russland verlassen musste und heute in Tel Aviv und Berlin lebt, steht für ein europäisches Schicksal in bewegten Zeiten und ist eine der interessantesten und mutigsten Personen der russischen Emigration in Europa.
Eva Gerberding kennt Irina Scherbakowa schon mehr als 30 Jahre. 2002 ist Irina eine der Protagonistinnen in einem ARTE-Film über Moskauer Frauen und 2011 in einem ARTE-Film über Frauen im Gulag. Diese damals gedrehten Bilder werden auch in dem Film gezeigt.
