Erinnern ist Pflicht!

„Die Geschichte ist kaum zu ertragen!“

VON LOTHAR DÄHN

Nachdenklich betrat ich gestern unser kleines nostalgisches Wermelskirchener Kino. Denn kurz zuvor fiel mir der alte Name wieder ein: Reichshalle. Was wurde in dieser Halle zu anderen Zeiten wohl schon alles gesagt und gezeigt? Gestern berichtete hier die ehemalige Wermelskirchener Lehrerin Marie-Louise Lichtenberg dem fast ausverkauften Haus von einer Reise, die sie mit ihren Schülern und zwei Kollegen 2008 nach Ausschwitz unternahm. Produzent und Regisseur Wolfgang Horn war damals von den engagierten jungen Leuten so beeindruckt, dass er über diese ungewöhnliche Schülerreise einen einstündigen Film machte, dessen Titel es auf den Punkt brachte: Die Geschichte ist kaum zu ertragen!

Die Welt erfuhr von dem entsetzlichen, millionenfachen Völkermord der Nazis. Die Bilder und Erzählungen der Überlebenden übersteigen seitdem wohl die Vorstellungskraft der meisten Menschen.

Louise Lichtenberg erzählte den geschichtsinteressierten Kinobesuchern von ihren Schülern, die damals Fragen stellten, die immer mehr wissen wollten und die schließlich den großen Wunsch hatten diesen Ort zu besuchen. Sie waren so nachdrücklich, dass sie und zwei Kollegen sich mit dieser Schulklasse auf den Weg begaben.

Im Film sprachen die jungen Leute von ihren Ängsten und ihren Gefühlen vor dem Betreten dieser Stätte des Grauens. Sie trugen nüchtern einzelne Schicksale von ermordeten Menschen vor. Aber ihre große Betroffenheit war in den Gesichtern abzulesen. Wie gut, dass sie eine Geschichtslehrerin, eine Pädagogin, begleitete, die ihnen empathisch diesen schlimmen Teil der deutschen Geschichte erklärte. Und wie gut, dass sie damals ihren Schülern und auch heute den Zuhörern im Kino sagte, „nein, ihr habt keine Schuld. Aber wir alle haben die Pflicht uns immer wieder zu erinnern.“

Etwas benommen und wieder sehr nachdenklich begab ich mich nach einer kurzen Diskussion mit dem ehemaligen Bürgermeister Erik Weik auf den Heimweg. Ein Satz ging mir nicht aus dem Kopf. „Wie konnte das geschehen, das waren doch ganz normale Leute, fragte eine Schülerin.“ Gemeint hat sie wohl beide, die Opfer und ihre Mörder. Und, so kam mir in den Sinn, was um uns herum heute geschieht? „Was haben die ganz normalen Leute aus dieser unerträglichen Geschichte gelernt?“

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.