VON KATHRIN KELLERMANN
Es sind erschreckende Zahlen, die offenbaren, dass die Gewalt gegen Frauen weiter zunimmt! Fast jeden Tag wird eine Frau von ihrem (Ex)-Partner getötet. Allein im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 938 Mädchen und Frauen Opfer von Tötungsversuchen. 360 von ihnen starben. 2023 wurden mehr als 52.000 Frauen oder Mädchen Opfer von Sexualstraftaten wie Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Nötigung. Zusätzlich dazu ist vor allem digitale Gewalt gegen Frauen stark angestiegen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 17.193 Opfer registriert. 25 Prozent mehr als 2022. In den überwiegenden Fällen ging es um Nötigungen, Bedrohungen und Stalking.
„Wenn die Gewalt nicht aufhört“ ist deshalb Motto des diesjährigen Internationalen Tages gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen am 25. November, zu dem traditionell von „Terre des Femmes“ aufgerufen wird. Um darauf aufmerksam zu machen, dass die Gewalt gegen Frauen weiter zunimmt und um für das Thema zu sensibilisieren, haben Bürgermeisterin Marion Holthaus und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dominique Neschen am internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen die Fahne von Terre des Femmes vor dem Rathaus gehisst.
Zusätzlich dazu hat die Stadt Wermelskirchen nun auch eine „Orange Bank“, die für das Thema sensibilisieren, aber auch informieren soll. „Jede Bank ist mit einer Plakette versehen, die auf regionale Hilfsangebote verweist“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Dominique Neschen. Die Farbe orange ist übrigens bewusst von den Vereinten Nationen als Signalfarbe für die Bänke gewählt worden, um auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen.
„Es ist wichtig, das Thema noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen“, sagt Bürgermeisterin Marion Holthaus. „Niemand darf schweigend zusehen, wenn Frauen und Mädchen und Menschen Gewalt erfahren.“ Zum ersten Mal kommt deshalb die Orange Bank, die in Kooperation mit „Runder Tisch keine Gewalt an Frauen“ angeschafft wurde, nun in Wermelskirchen zum Einsatz. Auf dem Wochenmarkt am Freitag, 29. November, ist die Bank dabei und Interessierte können sich von 11 bis 13 Uhr bei der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt über Hilfsangebote informieren oder Fragen stellen.
Im gesamten Kreis werden die Bänke aufgestellt, um betroffenen Frauen und Mädchen Unterstützung zu signalisieren, die dringend nötig ist, wie die Mitarbeiterinnen der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt im Rheinisch-Bergischen Kreis wissen. Die Brisanz des Themas „Gewalt gegen Frauen“ ist ihnen bewusst, weil die Beratungstermine und Hilfsangebote, die der Verein Frauen-Zimmer e.V. anbietet, fast immer ausgebucht sind.
Seit Jahren leistet der Verein Frauen-Zimmer e.V. in Burscheid wichtige Arbeit, weil dort Frauen und Mädchen anonym Hilfe finden, die unter sexualisierter Gewalt leiden. „In der Öffentlichkeit besteht vielfach die Idee, dass Partnerschaftsgewalt und hierzu zählt auch sexualisierte Gewalt, ein eher seltenes Phänomen ist und einfach beendet werden kann, wenn die Betroffene den Partner verlässt“, wissen Christine Warnung und Anja Haussels von Frauen-Zimmer e.V. „Leider sind beide Annahmen falsch. Frauen, die Gewalt in ihrer Beziehung erleiden, kämpfen mitunter jahrelang darum, aus dieser Beziehung auszusteigen. Gewaltbeziehungen haben eine eigene Dynamik, die in den meisten Fällen zu emotionaler Abhängigkeit führt. Und diese Abhängigkeit ist keine Kleinigkeit, die die Betroffene einfach überwinden könnte, wenn sie nur wollte. Sie ist vergleichbar mit einer Drogenabhängigkeit und der Entzug ist ebenso schwer.“
Hilfe, Verständnis und Unterstützung für Betroffene ist wichtig. Der Verein Frauen-Zimmer e-V. wünscht sich deshalb: „Werden Sie Mitfrau, indem Sie dem Verein beitreten und so Ihre Solidarität mit betroffenen Frauen und Mädchen bekunden.“
Mehr Infos zur Beratungsstelle Frauen-Zimmer e.V. Burscheid, der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt im Rheinisch-Bergischen Kreis gibt es unter www.frauenberatung-burscheid.de im Internet.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wermelskirchen, Dominique Neschen, ist per Mail an d.neschen@wermelskirchen.de oder telefonisch unter 02196 / 710–151 zu erreichen. Sie ist am Freitag, 29. November, in der Zeit von 11 bis 13 Uhr auch persönlich auf dem Wochenmarkt bei der Orange Bank ansprechbar.