VON JOACHIM ZAPPE
ADFC und Stadtradler bringen Bewegung in den Dialog mit Politik und Verwaltung
Premiere in Wermelskirchen. Erstmals kamen Vertreter der Stadt, Mitglieder der Ratsfraktionen, ADFC und Bürger, genau genommen Wermelskirchener Fahrradfahrer und -experten, in einem Praxis-Workshop im Bürgerzentrum zusammen, um konkret am Thema „Fahrradfreundliche Stadt Wermelskirchen“ zu arbeiten. Um es vorweg zu nehmen: Die Veranstaltung in diesem neuen Format wurde von allen Beteiligten als Erfolg und als Startschuss für weitere konstruktive Zusammenkünfte gewertet.
Erster Workshop Fahrradfreundliches Wermelskirchen
Da saß auf der einen Seite mit dem Beigeordneten Hartwig Schüngel, dem Leiter des Tiefbauamtes, Harald Drescher und der Mobilitätsmanagerin der Stadt, Evelyn Schwanke, die geballte Kompetenz der Verwaltung am Tisch. Ihnen gegenüber saßen nicht nur die offiziellen Interessenvertreter und Fahrradexperten des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) der Ortsgruppe Wermelskirchen/Burscheid, mit Sprecherin Sabine Krämer-Kox, sondern auch die “Captains“ der Teams, die dieses Jahr am Stadtradeln teilgenommen hatten, repräsentiert durch Manfred Bansen (Team ADFC) und Lutz Betke (Team Dabringhausen).
Stadtradeln sorgt Bewegung in die Wermelskirchen
Über 88.000 Kilometer wurden insgesamt von den Wermelskirchener Bikern er-radelt. Dabei fiel einiges an Verbesserungspotenzial auf. Manfred Bansen, ADFC-Team-Captain, und Lutz Betke als Captain des über 30-köpfige Teams Dabringhausen hatten im August durch einen offenen Brief an Bürgermeisterin Marion Holthaus mit vielen detaillierten Vorschlägen den Stein für wichtige Verbesserungen der Wermelskirchener Fahrradinfrastruktur ins Rollen gebracht.
Ratsfraktion BüFo BürgerForum und SPD beantragen Workshop
Mitglieder der Ratsfraktionen hörten beim Workshop aufmerksam zu. Anders als in vergangenen Jahren wurde die Initiative der Radfahrer diesmal unmittelbar von der Lokalpolitik aufgenommen. Auf Initiative von Oliver Platt, dem Vorsitzenden des BürgerForums, wurde zusammen mit der SPD ein Arbeitskreis angedacht, der nun in dem vom Ausschuss für Stadtentwicklung (StuV) im September vorgeschlagenen und dem ersten beschlossenen am 14.11.2024 Workshop mündete.
Stadtverwaltung hat bereits Maßnahmen umgesetzt
Die Verwaltung kam nicht mit leeren Händen zum Workshop. Einige der Vorschläge aus dem offenen Brief der Stadtradler wurden nämlich von der Stadt bereits abgearbeitet. Der Leiter des Tiefbauamtes, Harald Drescher, stellte mit Bildmaterial Ergebnisse der städtischen Aktivitäten vor. Exemplarisch sei hier genannt: die gut sichtbare Rot-Markierung von Radwegefurten im Stadtgebiet und Außenlagen (z. B. Grüne Straße/Braunsberg und Ketzberg) sowie im Bereich der Kreuzung Thomas-Mann-Straße/Zenshäuschen (Schutzstreifen/Fahrrad-Aufstellfläche).
Vielzahl von Verbesserungsvorschlägen
Arbeitslos wird die Stadt bei der Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur jedoch auch in Zukunft nicht werden. Das Gegenteil wird der Fall sein. Die Experten von ADFC und der Stadtradlern haben die Zeit genutzt, eine große Anzahl von Vorschlägen in Wort und Bild gesammelt und im Workshop vorgetragen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass bei der Vielzahl der Vorschläge, die in dieser Sitzung bei weitem nicht alle behandelt werden konnten, eine weitere Zusammenkunft sinnvoll ist. Mobilitätsmanagerin Evelyn Schwanke wurde als zentrale Anlaufstelle für weitere Vorschläge und Mängelmeldungen genannt.
Die Stadtvertreter protokollierten fleißig mit und gaben ihre Einschätzung zu kleineren Maßnahmen ab, die Markierungs- und Grünpflegeerfordernisse betreffen. “Wir werden versuchen, die Vorschläge so weit wie es uns möglich ist, zu realisieren“, versprach der Technische Beigeordnete Hartwig Schüngel.
Zuständigkeiten erschweren schnelle Umsetzung
Bei Verbesserungsvorschlägen allerdings, die über die Zuständigkeit der Stadt Wermelskirchen hinausgehen, zum Beispiel Lösungsansätze für den besseren und sicheren Radverkehr an Landes- oder Kreisstraßen, sind der Stadt die Hände gebunden. Dort wird die Umsetzung wohl schwieriger werden. Wie schwer und langwierig es ist, auf Kreis- oder gar auf Landesebene (Straßen.NRW) etwas zu bewegen, davon konnte die Sprecherin des ADFC Wermelskirchen/Burscheid leidvoll berichten. Mit den Ergebnissen des Workshops ist die Frontfrau des ADFC aber zunächst sehr zufrieden. Schließlich kämpft sie wie ihr Vorgänger Frank Schopphoff seit vielen Jahren für das, was jetzt oder in absehbarer Zeit unkompliziert realisiert werden soll. Lange war das vergebene Liebesmüh, aber offensichtlich gibt es in Wermelskirchen so etwas wie eine Zeitenwende im städtischen Radverkehr.
Netzwerk Radverkehr
Im Nachgespräch des Arbeitstreffens waren sich die Teilnehmer einig. Mit der Initiative der Stadtradler/ADFC ist ein Netzwerk von Fahrradexperten für Wermelskirchen entstanden, das das Ziel einer „Fahrradfreundlichen Stadt Wermelskirchen“ konstruktiv verfolgt. Dabei fungieren die über 400 Radler, die beim Stadtradeln dabei sind, als „Mängelmelder“ und als Scouts, die ihre Beobachtungen und Verbesserungsvorschläge an die Stadtverwaltung weiterleiten. Idealer geht es nicht, kein Schlagloch, kein gefährlich hochstehender Kanaldeckel bleibt künftig unentdeckt. Auch der bundesweite ADFC- Fahrradklima-Test (www.fkt.adfc.de), im Rahmen dessen noch bis 30.11. Lob und Kritik geäußert werden können, wird der Stadt Wermelskirchen wichtige Hinweise auf die Behebung von Gefahrenstellen und Verbesserungspotenzial liefern.
Unser Beitragsbild zeigt den neugestalteten Übergang mit einer wesentlich besseren und sicherern Verkehrsführung zur Trasse von der Thomas-Mann-Straße nach Zenshäuschen.