WIE KLINGT RELIGION?

Ein Wort zum Montag, dem 30. September 2024

VON CORNELIA SENG

Mit dem Hörstift tippe ich auf das Symbol, und der Ruf des Muezzins erklingt. Der Runde Tisch der Religionen in Kassel hat eine Ausstellung zusammengestellt mit dem Titel “Der Klang der Religionen”. Neben dem Ruf des Muezzins kann ich den schwingenden Ton einer Klangschale hören sowie Posaunen, Chormusik und die Glöckchen, die zur Wandlung bei der Eucharistiefeier in der katholischen Kirche erklingen. “Was fällt Ihnen zum Klang der Religionen ein?” werde ich zu Beginn gefragt.

Wie klingt “meine” Religion?

Der große alte Theologe Karl Barth meinte, der christliche Glaube sei im eigentlichen Sinne gar keine Religion. Es sei Gott ein Anliegen, sich zu zeigen und uns zum Glauben zu rufen. Der Impuls geht von Gott aus. Wir re-agieren nur. Aber eben auch mit Liedern, Tönen und Glocken. 

Mir fällt der Vers des Propheten Amos ein: “Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach” (Amos 5,23f). Religionskritik in der Bibel! Auch Jesus hat die zur Schau gestellte Frömmigkeit in seiner Zeit heftig kritisiert. Er hat sie mit “übertünchten Gräbern, die von außen hübsch aussehen, aber innen voller Totengebeine und Unrat” sind, verglichen (Mt 23,27). Heftige Worte! –

Seit fünf Jahren schreibe ich das “Wort zum Montag”. Im Oktober 2019 habe ich begonnen und bald darauf das Beitragsbild erklärt. Die Ikone von “Jesus und seinem Freund” sollte das Motto aller Überlegungen sein. (https://forumwk.de/2019/10/12/die-umarmung-jesu-und-die-ikone-der-freundschaft/ ) Wie lebt es sich in der Umarmung Jesu? Das wollte ich an meinem eigenen Erleben überprüfen und Rechenschaft ablegen. Mit nur wenigen Ausnahmen konnte fünf Jahre lang am Beginn jeder neuen Woche ein Beitrag erscheinen. Das hat mich selbst oft überrascht und erstaunt. Ich hatte nie etwas “auf Halde”. Ich habe keine Geschichten erfunden. Es sollte sichtbar werden, wie es sich lebt in der Umarmung Gottes, eben wie meine “Religion klingt”.

Mein Verständnis vom Christsein ist eine Haltung zum Leben. Eine Grundhaltung. Jesus hat immer wieder zum Vertrauen auf Gott eingeladen. Er hat zur Umkehr aufgerufen. Weg von einem Lebensstil, der andere herabsetzt oder ausgrenzt. Hin zum Teilen und zum Miteinander. Und zur Ehrfurcht vor dem Leben. Vor Gott.

Christsein als Grundhaltung zum Leben wird in Zukunft vermutlich auch Widerstand sein. 

Nicht Kampf. Aber gewaltloser Widerstand gegen Menschenfeindlichkeit und Machtgehabe. Gelebte Menschenfreundlichkeit. Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit. Das kann man bei Jesus lernen und sich anstecken lassen von seinem Geist. Wir haben es schriftlich in der Bibel. Zum Nachlesen.

Dies ist nun das letzte “Wort zum Montag”. Fünf Jahre sind genug. Es wollte immer wieder neu zeigen, wie “meine Religion klingt”.

Ich danke allen Lesern und Leserinnen, die das “Wort zum Montag” mit ihrem Interesse begleitet haben. Wenn Sie ab und zu eine Ermutigung in meinen Gedanken gefunden haben, freut sich niemand mehr darüber als 

Eure Cornelia Seng.

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • Gitta Rosenblatt
    • 29.09.24, 8:14 Uhr

    Liebe Cornelia,
    Dein ” Wort zum Montag”zu lesen war ein unverzichtbares Ritual zum Anfang jeder Woche.
    Es wird mir fehlen!
    Danke für Deine Denkanstöße, Mahnungen und Gottes Wort.
    Deine Gitta

    Antworten

      • Cornelia Seng
      • 29.09.24, 12:43 Uhr

      Liebe Gitta,
      so war es gedacht: über die Zeiten und die Entfernung hinweg noch ein wenig in Kontakt bleiben zu können. Wir werden uns anderes ausdenken müssen!
      Herzlichen Gruß!

      Antworten

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