Milliardärssteuer

VON WOLFGANG HORN

Allein in Deutschland gibt es 255 Milliardärshaushalte. Die brasilianische Regierung, die in diesem Jahr die Präsidentschaft der G20, der Vereinigung der 20 größten Volkswirtschaften der Welt, innehat, hat den Vorschlag unterbreitet, weltweit eine Vermögenssteuer einzuführen. Das Konzept dahinter wurde laut Marcel Fratzscher (Fratzschers Verteilungsfragen, Zeit Online: Eine Steuer auf die Rendite der Superreichen) vom französischen Ökonomen Gabriel Zucman ausgearbeitet. Alle Menschen weltweit mit einem Vermögen von mehr als einer Milliarde US-Dollar (das sind umgerechnet knapp 930 Millionen Euro) sollen jährlich zwei Prozent ihres Vermögens als Steuern an den eigenen Staat entrichten. Dies würde summa summarum knapp 250 Milliarden Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen im Jahr für die jeweiligen Regierungen für Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und Klimaschutz bedeuten. Bei der Besteuerung aller Hochvermögenden mit einem Nettovermögen von mehr als 100 Millionen Euro kämen knapp 16,9 Milliarden Euro an zusätzlichen Steuern zusammen.

Fratzscher identifiziert vier Einwände:

  1. Unverhältnismäßigkeit: Eine solche Steuer sei unverhältnismäßig. Es gibt jedoch weltweit kaum ein Land, das Arbeit stärker und Vermögen geringer besteuert als Deutschland. Vermögen wird hierzulande mit rund 0,4 Prozent besteuert, während Kanada oder Großbritannien private Vermögen drei- bis viermal stärker besteuern. Würde Deutschland private Vermögen ebenso stark besteuern, stünden jedes Jahr knapp 80 bis 120 Milliarden Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen zur Verfügung.
  2. Administrativer Aufwand: Geschätzt macht dieser Aufwand vier bis acht Prozent bei Vermögen von ein bis zwei Millionen Euro aus. Dies ist prozentual nicht mehr als die Kosten beispielsweise für die Veranlagung der Einkommensteuer. Bei Milliardenvermögen dürfte der Aufwand sogar deutlich geringer sein. Die Kosten für die öffentliche Verwaltung können also kein Argument gegen eine Milliardärssteuer sein.
  3. Gerechtigkeit: Die meisten deutschen Milliardäre, vor allem solche, die in den vergangenen Jahren dazu geworden sind, haben ihr Vermögen Erbschaften zu verdanken und nicht ihrer eigenen Hände Arbeit. Die vorgeschlagene Milliardärssteuer von zwei Prozent ist nicht exorbitant und würde nur einen kleinen Teil des jährlichen Zuwachses der Vermögen abschöpfen, die somit nur nicht mehr ganz so schnell anwachsen könnten.
  4. Substanzbesteuerung: Auch diese Befürchtung kann leicht ausgeräumt werden. Der Vorschlag der Milliardärssteuer beinhaltet nämlich, dass die bereits gezahlte Einkommensteuer gegengerechnet wird. Selbst der bekannte US-Investor Warren Buffett plädiert seit Jahren für eine stärkere Besteuerung der Superreichen. Im Jahr 2012 belegte er seine Position sehr eindrucksvoll: Seine Sekretärin zahle 36 Prozent ihres Einkommens an Steuern, er selbst als Milliardär lediglich 17 Prozent. Es ist also nicht nur so, dass Milliardäre Steuern auf ihre Vermögen zahlen, sondern sie haben auch meist die Möglichkeit, ihre Einkommensteuer zu minimieren.

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