Derer zu Bosbach: Wie eine Dynastie entstehen könnte

Caroline Bosbach will für die CDU Rhein-Berg in den Bundestag

VON WOLFGANG HORN

Caroline Bosbach, vierunddreißigjährige Tochter von Wolfgang Bosbach, dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten der CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis und zu der Zeit, als Angela Merkel ihr „Wir schaffen das!“ als Aufruf zur übernationalen gemeinschaftlichen Kraftanstrengung und Lösung der Migration allerorten ausrief, gleichsam Dauergast und Merkelgegner in allen politischen Talksendungen gleichzeitig, will Nachfolgerin seines Nachfolgers werden und bewirbt sich bei der CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis für die Kandidatur für den Bundestag im kommenden Jahr. 

Es trifft sich irgendwie gut, daß Dr. Tebroke, Noch-Abgeordneter für den Wahlkreis 100, die Vorzüge des Privatlebens eben dort nachhaltig erfuhr, wo man sie nicht hat, im politischen Dauerbetrieb von Parlament und Hauptstadt, nämlich. Jetzt muß also die Nachfolgerinnenfrage erneut beantwortet werden. In ihrem Bewerbungsschreiben stellt sich Caroline Bosbach Ihren Parteifreunden im Kreis vor, ihren Lebenslauf, ihre politische Einstellungen, ihre Forderungen und ihre Ziele.

Zwei Seiten, erstklassig aufgesetzt, höchst professionell gestaltet, nein: designed, da paßt sich das Blau des Bosbachschen Blazers allerfeinst ein die Standard-Blauwerte, mit denen die Christliche Union ihre Hinweise ans Volk und die Wähler, äh? zu verpacken? Nein, zu gestalten gelernt hat. Kurze, übersichtliche Sätze und Absätze. Gleich, was der Text noch herzugeben vermag, nichts erscheint auf den ersten Blick krawallig oder knallig.

Caroline will mit Vattern im Beipack die CDU wieder auf einen konservativen Kurs zurückführen. Zu lesen bei Instagram, nicht in ihrer Bewerbung. Dort findet sich an inhaltlicher Bestimmtheit kaum etwas. Knapp zwei Seiten Bewerbung, auf den ersten Blick. Aber unendliche Weiten, zudem höchst unscharf formuliert, was die konkrete Beschreibung der politischen Lagen betrifft und wessen Interessen gelten sollen bei deren Veränderung. Ein Kostpröbchen gefällig? Die Interessen der Kreis-CDU in Berlin zu vertreten bedeute für Caroline Bosbach, die Herausforderungen unserer Zeit entschlossen anzugehen. Hä?

Auf knapp zwei Seiten läßt sich nicht die ganze Welt triftig beschreiben. Klar. Aber ein bißchen mehr an politischer Substanz als ein allenfalls in politischen Zusamenhängen an den Tresen dieser Welt vielleicht noch so eben verkraftbarer Satz, wie die Herausforderungen der Zeit nicht nur anzugehen, sondern das auch noch entschlossen, das hätte der Ernsthaftigkeit der Bewerbung gewiß nicht geschadet. Ein klassisches Politiker:innen-Sätzchen. Ich weiß nicht ganz genau, worum es geht, die Herausforderungen der Zeit, aber ich werde mich mit ganzer Kraft einsetzen, entschlossen angehen. 

Eigentlich gibt es für Frau Bosbach nur wenige Politikfelder. Ganz oben: Migration. Zurück zu einer gesteuerten und konsequenten Einwanderungspolitik, jenseits der Asylregelungen, mit scharfen Außengrenzkontrollen. Das ist eindeutig. Bosbach Politics. Daß Caroline Bosbach als Regulierungsmanagerin bei der Stromkontor Rostock GmbH die Energiewirtschaft als bedeutsam wertet, liegt auf der Hand. Daß aber der Klimawandel nicht einmal mit einem kleinen Wörtchen erwähnt wird in ihrer Bewerbung: ebenfalls Bosbach Politics. 

Ich trete ein für eine starke Wirtschaft, ein sicheres Land, und eine gute Zukunft. Nicht einmal der taktische interessante Hinweis, daß sie von den Folgen einer jahrzehntelang verschleppten Klimapolitik ebenso betroffen sein werde wie alle Menschen ihrer Generation, und sich deshalb ein großes Interesse an der Lösung der Klimafrage … Blablabla. Kein Wort. Keine Überraschung. Die Kandidatin der Partei, die das Gendern verbietet, wirft der Politik im Allgemeinen vor, erziehen und belehren zu wollen, statt zu erklären. Ein Allgemeinplätzchen.

Es ist offenbar gar nicht so einfach, trotz eines über die Jahre sehr wirkungsvollen Mandats mit der erstgeborenen Tochter eine Dynastie auf die Beine zu stellen. „Tochter von …“ reicht als Qualifikationsausweis für den hiesigen Politikbetrieb nicht aus. Noch nicht.

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