Ein Wort zum Montag, dem 29. Juli 2024
VON CORNELIA SENG
Bei meiner Runde frühmorgens im Bergpark komme ich an der Teufelsbrücke vorbei. Sie heißt so, weil sie die Schlucht über den Höllenteich überbrückt. In der Grotte neben dem Höllenteich saß ursprünglich Pluto, der römische Gott der Unterwelt. Eine Brücke über den Höllenteich wird eben Teufelsbrücke genannt. Brücke, Wasserfall, Teich und Grotte sind eine gelungene Parkarchitektur. Am Ende des achtzehnten Jahrhunderts erdacht von dem Kasseler Landschaftsarchitekten Heinrich Christoph Jussow. Heute ist die schöne Brücke mit dem eisernen Geländer ein Anziehungspunkt im Bergpark.
Für meine Schülerinnen und Schüler war die Unterrichtsreihe „Gibt es einen Teufel?“ immer von besonders großem Interesse. Schauer und Grusel faszinieren irgendwie. Wie konnte ich ihnen vermitteln, dass die Frage nach Gott viel spannender ist? Der Teufel ist klein, klitzeklein, angesichts der Größe und Macht Gottes. Karl Barth, der Theologe aus der Schweiz, nannte den Gegenspieler Gottes „das Nichtige“. Das Nichts bedroht alles Sein. Trotzdem lohnt es sich nicht, sich für „nichts“ zu interessieren. Aber es ist ganz und gar nicht harmlos. Es kann Menschen in seinen Bann ziehen, Verwirrung stiften und Chaos anrichten.
Einige gelehrte Männer damals in Jerusalem haben Jesus vorgeworfen, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Sie konnten sich seine Anziehungskraft auf die Menschen nicht erklären. Gerade viele kranke Menschen kamen zu Jesus. Menschen, die mit dem Leben nicht zurechtkamen. Sie waren gelähmt, versehrt und verwundet an Leib und Seele. Und er heilte viele. Er vertrieb die krankmachenden Geister. Seine Gesundheit war ansteckend, heilend. Aber den frommen Gelehrten war Jesu Popularität ein Dorn im Auge. Sie versuchten es mit Gerede und falschen Behauptungen: Der steckt ja mit dem Teufel unter einer Decke!! – Der Macht Gottes haben sie die heilende, gesundmachende Kraft Jesu offensichtlich nicht zugetraut.
Würde es mir heute schwerer fallen, den Schülern und Schülerinnen den Teufel klein und nichtig zu machen? Die bösen Gedanken und Absichten so vieler Menschen sind gegenwärtig so offensichtlich. In den Buchhandlung gibt es Bücher mit dem Titel wie „Gegen den Hass“ von Carolin Emcke.
Ich lasse mich nicht anstecken. Die Teufelsbrücke lasse ich hinter mir.
Und halte mit Martin Luther King daran fest:
Wenn unsere Tage verdunkelt sind
und unsere Nächte finsterer
als tausend Mitternächte,
so wollen wir stets daran denken,
dass es in der Welt eine große,
segnende Kraft gibt, die Gott heißt.
Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen.
Er will das dunkle Gestern
in ein helles Morgen verwandeln –
zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit.
Martin Luther King
Die Teufelsbrücke im Bergpark Wilhelmshöhe heute – und im Herbst