ZU GUTER LETZT

Ein Wort zum Montag, dem 15.Juli 2024

VON CORNELIA SENG

„So möchte ich nicht beerdigt werden“. – Wir kommen von einer Trauerfeier. Die Cousine ist sichtlich irritiert. Christliche Lieder aus dem Gesangbuch wurden nicht gesungen. Stattdessen „Im schönsten Wiesengrunde“, ein deutsches Volkslied über den Abschiedsschmerz. Und Frank Sinatras „I did it my way“ hat eine Sängerin zu Gehör gebracht. Immerhin: wir wurden an die Geschichte über die Hochzeit zu Kana erinnert. Damals hat Jesus auf einem Fest Wasser in Wein verwandelt. – Auch mein verstorbener Cousin hat gerne und großzügig gefeiert. 

Auch ich wünsche mir meine Beerdigung anders. Was zu guter Letzt über mein Leben gesagt und dabei gesungen wird, ist mir doch nicht ganz egal.

Manche Menschen legen bei Lebzeiten fest, wie ihre Trauerfeier gestaltet werden soll. Mir fällt Tante Elly ein, eine alleinstehende Freundin meiner Mutter. Sie hat die Lieder und Bibelverse selbst ausgesucht. Und auch den ganzen Ablauf. 

Bisher war mir dieser Gedanke fremd, meine Trauerfeier selber gestalten zu wollen. Wenn ich tot bin, habe ich nichts mehr zu sagen, dachte ich immer. Abschied nehmen andere. Das ist ihre Sache. Sie werden ohne mich weiterleben. 

Zum ersten Mal kommen mir jetzt Zweifel. Ganz egal ist es mir offenbar doch nicht, was zu guter Letzt gesagt werden wird. Und in welchem Geist meine Kinder und Weggefährten beim Abschied begleitet werden. 

Es sollte schon gesagt werden, aus welcher Hoffnung ich gelebt habe. „Der HERR ist meines Lebens Kraft“, sage ich mit den Betern der Psalmen. Der Glaube an die Vergebung durch Jesu Hingabe am Kreuz bestimmt mein Leben. Wertende Urteile über mein Leben sind allein Gottes Sache. Das ist mir wichtig.

Mir fällt ein Satz meiner Mutter ein. Damals war ich gerade konfirmiert. Der junge Pfarrer verließ die Gemeinde wieder und übernahm eine andere Aufgabe. Beim Abschied sagte meine Mutter zu ihm: „Und ich hatte gehofft, sie würden mich mal beerdigen“. Jetzt verstehe ich sie gut. Sie wusste, dass er es in ihrem Sinne machen würde.

Als Mutter schon alt war, hat sie mir oft ein Lied aus dem Gesangbuch aufgesagt. Sie hatte es im Konfirmandenunterricht gelernt:

Ich bin getauft auf deinen Namen,
Gott Vater, Sohn und Heilger Geist;
ich bin gezählt zu deinem Samen,
zum Volk, das dir geheiligt heißt.
Ich bin in Christus eingesenkt,
ich bin mit seinem Geist beschenkt. (eg 200)

Das haben wir dann bei ihrer Trauerfeier auch gesungen. Ich bin sicher, es war ihr recht. 

Vielleicht sollte ich doch schon mal festlegen, dass es zu guter Letzt auch bei meiner Beerdigung gesungen wird. 

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.