Aus dem „Bufdi“-Jahr in die Ausbildung

VON KATHRIN KELLERMANN 

Die Fragen: „Was will ich eigentlich nach dem Abitur machen und wo ist meine berufliche Zukunft?“, haben Jasmin Kunstmann (20) schon in den letzten Monaten vor den Prüfungen am Gymnasium umgetrieben: lieber ein Studium oder doch eher eine Ausbildung? Und wenn letzteres, dann welche? „Ich wusste, dass ich in meiner beruflichen Laufbahn gerne im medizinischen Bereich arbeiten wollte, aber was genau ich da machen möchte, war mir noch unklar“, gibt sie offen zu.

So wie Jasmin Kunstmann ergeht es vielen Schulabgängerinnen und Schulabgängern, die sich nach dem Abschluss erstmal orientieren möchten, damit der Plan für die eigene berufliche Zukunft reifen kann. „Ich habe etwas gesucht, wo ich ‚reinschnuppern’ kann“, erinnert sich die 20-Jährige.

Für sie kam deshalb eine freie „Bufdi“-Stelle im Rettungsdienst der Feuer- und Rettungswache in Wermelskirchen wie gerufen. Der Bundesfreiwilligendienst überbrückt nicht nur Wartezeiten, sondern bietet vor allem auch die Möglichkeit, während des Jahres eigene Fähigkeiten zu entdecken und weiterzuentwickeln.

Viel Freizeit hatte Jasmin Kunstmann im vergangenen Jahr nicht, bevor sie als „Bufdi“ in der Rettungswache einrückte: „Eine Woche nach der Abitur-Übergabe ging‘s gleich los mit dem vierwöchigen Kursus zur Rettungshelferin auf dem Krankentransportwagen“, erzählt sie. Und schnell wurde aus dem „Reinschnuppern“ eine Entscheidung für die Zukunft: „Für mich war klar, dass ich jetzt die Ausbildung zur Notfallsanitäterin mache“, sagt Jasmin Kunstmann, die den Eignungs- und Sporttest bestanden hat, ihr Bundesfreiwilligenjahr am 18. Juni beendet und am 1. September 2024 in die Rettungswache als Auszubildende zurückkehrt.

Dass sie unbedingt ab Herbst Industrie-Design studieren möchte, steht hingegen für Leana Koch (19) fest. Allerdings hat auch sie das vergangene Jahr nach dem Abitur genutzt, um sich ehrenamtlich als „Bufdi“ im Rettungsdienst einzubringen. „Und ich habe mich parallel bei der Freiwilligen Feuerwehr eingeschrieben“, sagt sie. Den Schritt, vor dem Studium ein Jahr als „Bufdi“ zu absolvieren, hat sie nicht bereut. „Es war und ist toll, den Rettungsdienst und auch den Brandschutz von innen kennenzulernen und bei den anstehenden Tagesaufgaben zu unterstützen.“

Besonders gefallen hat beiden, dass „wir hier wirklich eingebunden wurden und uns einbringen konnten. Außerdem sind wir immer sehr wertschätzend behandelt und nicht nur als billige Arbeitskraft angesehen worden“, sind sie sich einig.

„Bufdis sind auch für die Einsatzstellen eine große Hilfe, weil sie sehr unterstützen“, sagt Simon Felbick, Sachgebietsleiter des Rettungsdienstes. „Und mit den beiden haben wir großes Glück, weil sie Teamspirit mitbringen und großes Engagement, sich selbst zu organisieren. Das ist eine große Entlastung im Dienst-Alltag.“

Weiterer Vorteil für Feuerwehr und Rettungsdienst: „Aktuell gibt es massive Nachwuchsprobleme in unserem Bereich. Deshalb bieten wir mehr Ausbildungsplätze an, damit wir genug gute Leute im Rettungsdienst haben.“ Aktuell absolvieren gerade sechs junge Leute ihre Ausbildung zur Notfallsanitäterin oder zum Notfallsanitäter in der Feuer- und Rettungswache Am Bahndamm.

Außerdem gibt es zwei „Bufdi“-Stellen, die neu besetzt werden müssen. „Wir freuen uns immer über interessierte und engagierte junge Menschen, die bei uns ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren möchten“, betont Simon Felbick. Wichtigste Voraussetzung, um „Bufdi“ im Rettungsdienst zu werden: „Man braucht einen Führerschein, weil auch mal Transportfahrten anstehen“, sagen Leana und Jasmin. Dafür gibt’s ein „Taschengeld“ von etwa 300 Euro monatlich für den Freiwilligendienst, zusätzlich wird die Einsatzkleidung gestellt. Fünf Wochen des „Bufdi“-Jahres sind außerdem für Lehrgänge im Bundesministerium reserviert, deren Kosten übernommen werden, und in denen unter anderem Seminare zur Kompetenzstärkung und politischer Bildung angeboten werden. „Das ist sehr spannend, weil dann alle Bufdies zusammenkommen und wir so auch die Chance haben, die anderen Bereiche kennenzulernen“, erklären Jasmin und Leana.

Info: Der Bundesfreiwilligendienst ist 2011 auf Initiative des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend eingeführt worden. Ziel ist es, mehr Menschen für freiwilliges Engagement zu gewinnen.

„Bufdi“-Stellen bei der Stadt Wermelskirchen:

Insgesamt gibt es in der Stadt Wermelskirchen 17 Bundesfreiwilligendienst-Stellen in den verschiedensten Bereichen wie den städtischen Kindertagesstätten, Grundschulen, im Rettungsdienst, in der Kattwinkelschen Fabrik oder in der Stadtbücherei. Einige Stellen sind aktuell noch bis zum Sommer 2024 besetzt. Aber vor allem im städtischen Kita-Bereich und Veranstaltungs-Bereich der Katt sind auch ab sofort Plätze frei.

Im Amt für Brandschutz und Rettungsdienst sind zwei „Bufdi“-Stellen zu vergeben. Eine zum 19. Juni 2024 und die zweite zum 1.10.2024.

Auf der städtischen Website gibt es unter
www.wermelskirchen.de/aktuelles/stellenangebote
Informationen zum Bundesfreiwilligendienst und auch die Möglichkeit, sich online zu bewerben.

Interessierte können sich aber auch bei Jil Heidemeyer per Mail an j.heidemeyer@wermelskirchen.de oder telefonisch unter 02196 / 710–108 melden.

Beitragsfoto: Jasmin Kunstmann (links) und Leana Koch arbeiten als „Bufdi“ im Rettungsdienst, Amt für Brandschutz und Rettungsdienst der Stadt Wermelskirchen. Beide Fotos © Stadt Wermelskirchen / Kellermann

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