Die Mitteilung des DRK für die AG Freie Wohlfahrtspflege entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung dem Bürgerportal Bergisch Gladbach
Weite Teile der sozialen Infrastruktur stehen mit dem Rücken zur Wand, warnen die Wohlfahrtsverbände in Rhein-Berg. Die Lage in Einrichtungen und Diensten quer über alle Handlungsfelder sei dramatisch, konstatiert die AG Freie Wohlfahrtspflege. Wenn die Politik jetzt nicht endlich reagiere werde es zur Reduzierung von Öffnungszeiten und Schließungen kommen. Wer davon alles betroffen ist, darüber wollen die Verbände jetzt auf der Straße informieren.
Von Kita und Offenem Ganztag über Pflege bis zu Präventionsangeboten und Jugendhilfeeinrichtungen: Durch Personalmangel und Unterfinanzierung steht die Fortführung vieler Angebote der sozialen Einrichtungen auf der Kippe.
Bereits im Herbst 2023 hatten die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege die Initiative „NRW bleib sozial!“ angestoßen und ca. 25.000 Menschen aus der Wohlfahrtspflege protestierten am 19.10.2023 vor dem Landtag; auch zahlreiche Vertreter:innen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis waren damals in die Landeshauptstadt gereist.
Verändert hat sich seitdem nicht viel, so dass sich die Vertreter:innen der Freien Wohlfahrtspflege des Rheinisch-Bergischen Kreises zu weiteren Aktionen auf lokaler Ebene entschieden haben. Hierzu werden sich die Vertreter:innen in der Zeit vom 8. Mai bis 5. Juni jeden Mittwoch in der Nähe des Bergisch Gladbacher Wochenmarktes präsentieren und für eine auskömmliche Finanzierung in den sozialen Bereichen stark machen.
Hintergrund: In Deutschland gibt es sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Caritasverband (DCV), das Diakonische Werk (Diakonie), der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Rote Kreuz (DRK) und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST).
Jede Woche widmet sich dabei einem anderen Themenbereich und wird durch dezentrale Aktionen in den Einrichtungen und Kommunen im Rheinisch-Bergischen Kreis begleitet.
Folgende Themenwochen sind geplant:
- 6.-12. Mai (Präsentation am 08. Mai vor H&M): Jugendhilfe
- 13.-19. Mai (Präsentation am 15. Mai auf der Johann-Wilhelm-Lindlar Straße): Beratungsdienste
- 20.-26. Mai (Präsentation am 22. Mai auf der Johann-Wilhelm-Lindlar Straße): Kindertagesstätten
- Mai – 02. Juni (Präsentation am 29. Mai vor H&M): Behinderten- und Eingliederungshilfe
- 3.-9. Juni (Präsentation am 05. Juni vor H&M): Offene Ganztagsschulen
Doch warum das Ganze?
In vielen Büchern des Sozialrechtes ist der sogenannte Subsidiaritätsgrundsatz beschrieben. Dieser besagt, dass der Staat nur nachrangig soziale Aufgaben übernehmen soll. Stattdessen sollen beispielsweise Verbände der Wohlfahrtspflege finanziell unterstützt werden, um diese gesellschaftlichen Aufgaben (Kindertagesstätten, Offene Ganztagsschulen, Sozialberatung, Behindertenhilfe etc.) erfüllen zu können.
Diese Unterstützung reicht seit vielen Jahren nicht mehr aus. Während die Ausgaben für Personal, Sachmittel und Energie erheblich gestiegen sind, wurden die Zuschüsse nur geringfügig erhöht. Die für die meisten Träger verpflichtende Umsetzung der Tariferhöhungen verschärft die Situation.
„Wenn wir jetzt nicht handeln, könnte es schon bald zu spät sein,“ so DRK-Kreisgeschäftsführer Reinhold Feistl, der in den Jahren 2023/24 den Vorsitz der AG Freie Wohlfahrtspflege im Rheinisch-Bergischen Kreis innehat. „Viele Einrichtungen und Träger stehen mit dem Rücken zur Wand und können die steigenden Kosten bald nicht mehr aus den Rücklagen finanzieren. Wenn der Haushalt für das nächste Jahr nicht stärker in den Sozialbereich investiert, wird die soziale Infrastruktur kaputtgespart.“
Die Folge: Reduzierung von Öffnungszeiten, Schließung von Angeboten und drohende Insolvenzen. Die politisch Verantwortlichen müssen jetzt handeln, sonst drohen durch den Wegfall zahlreicher sozialer Angebote große gesellschaftliche und politische Nöte.
Deswegen fordern die Träger der Freien Wohlfahrtsverbände
- Die Unsicherheit über die Zukunft sozialer Dienstleistungen ist so groß wie nie. Das Durchhaltevermögen der Träger, Angestellten und Ehrenamtlichen ist erschöpft. Wir fordern eine gesicherte, langfristige Finanzierung unserer Angebote und Dienstleistungen!
- Mittelkürzungen und knapper werdende Haushaltsmittel engen unsere Möglichkeiten ein, uns für die Menschen einzusetzen. Wir fordern einen Erhalt der sozialen Angebote der Freien Wohlfahrtspflege in NRW!
- Wir brauchen personelle Rahmenbedingungen, die eine funktionierende Arbeit ermöglichen. Wir fordern Arbeitsbedingungen, die es uns ermöglichen, mit guten Kräften die Daseinsvorsorge sichern zu können.
- Unsere Einrichtungen leiden unter einem Bürokratie-Burnout. Wir fordern eine schlanke und effiziente Bürokratie für die Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege.
Was leisten die Träger der Freien Wohlfahrtspflege im Rheinisch-Bergischen Kreis?
Die freie Wohlfahrtspflege im Rheinisch-Bergischen Kreis und vergleichbare gemeinnützige Träger
- bieten Bildungs-, Förder-, Betreuungs- und Beratungsangebote für Kinder und ihre Familien
- betreiben Jugendtreffs, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen
- bieten ambulante und stationäre Pflege-, Unterstützungs- und Begegnungsangebote für Senior:innen
- betreiben Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen
- stellen Wohn-, Arbeits- und Beratungsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen
- betreiben Kindertagesstätten und Offene Ganztagsgrundschulen
Gleichzeitig sichern die gemeinnützigen Verbände und Träger in ihrer Vielfalt die soziale Infrastruktur und wichtige Angebote der Daseinsvorsorge im Rheinisch-Bergischen Kreis. Allen Menschen, die Hilfen und Unterstützung suchen, ermöglichen sie das Angebot ihrer Wahl in Anspruch nehmen zu können.
Unterstützer:innen gesucht!
Gemeinsam fordern die Träger der Freien Wohlfahrtspflege einen sofortigen Kurswechsel und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, um die Qualität in den Einrichtungen auch zukünftig aufrecht erhalten zu können. Wer diese Forderungen unterstützen möchte, kann dies schnell und unkompliziert unter diesem Link machen.
Dokumentation
Beitragsfoto: Reinhold Feistl ist Geschäftsführer des DRK RheinBerg und Sprecher der AG Freie Wohlfahrtspflege © Thomas Merkenich