Trauriger Rekord: Mehr als jedes fünfte Kind lebt in Armut

Paritätischer Armutsbericht: 14,2 Millionen Menschen von Armut betroffen

Es ist von Menschen die Rede, die in dieser reichen Gesellschaft oft nur mit Mühe und Not über die Runden kommen. „Mehr als jedes fünfte Kind ist mittlerweile von Armut betroffen“, resümiert Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Das sei ein „trauriger Rekordwert“, den der Armutsbericht seines Verbands zutage fördert. Demnach waren 14,2 Millionen Menschen in Deutschland im Jahr 2022 von Armut betroffen – 100 000 Menschen mehr als 2021 und fast eine Million mehr als im Vor-Pandemiejahr 2019.

Die Ergebnisse zur Kinderarmut lösten insbesondere bei Sozialverbänden Entsetzen aus. Sie seien eine „Schande für so ein reiches Land“, erklärte etwa die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele. Sie forderte die Bundesregierung auf, bei der geplanten Kindergrundsicherung nachzubessern. „Mit der Kindergrundsicherung, wie sie im Moment geplant ist, können wir die Kinderarmut in Deutschland nicht bekämpfen.“

Jede Person, die mit ihrem verfügbaren Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt, wird als einkommensarm eingestuft. Ein Single-Haushalt ohne Kinder erreicht die Armutsschwelle demnach etwa bei weniger als 1186 Euro verfügbarem Einkommen im Monat. Eine Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gilt entsprechend der Staffelung als arm, wenn sie weniger als 1542 Euro monatlich zur Verfügung hat.

16,8 Prozent der Bevölkerung leben nach den jüngsten Zahlen in Armut, wobei sich im Vergleich der Bundesländer große regionale Unterschiede zeigen. Während in Bayern jede achte Person von Armut betroffen ist, ist es in Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Hamburg jede fünfte Person, in Bremen sogar fast jede dritte. Deutschland driftet auseinander. Ärmere Bundesländer würden immer ärmer, reiche immer reicher.

Von den 14,2 Millionen Betroffenen seien mehr als ein Viertel erwerbstätig, ein weiteres knappes Viertel seien Rentnerinnen und Rentner. Die Gruppe der Erwerbslosen mache 2022 gerade einmal knapp fünf Prozent der armen Menschen aus. Insbesondere Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Menschen mit schlechten Bildungsabschlüssen oder ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind von Armut betroffen. Zu den Hauptforderungen des Verbands zählen daher eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro, der Ausbau der Kinderbetreuung, eine Kindergrundsicherung, die vor Armut schützt, und eine solidarische Pflegeversicherung als Vollversicherung sowie eine „Bürgerrentenversicherung“, in die alle einzahlen sollen – auch Selbstständige und Beamte.

Beitragsfoto © Kelly-Ann Tan auf Unsplash

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