Photovoltaik auf Gewerbedächern: Da geht noch was!

VON LISA BARTKOWIAK UND SILKE RATTE

„Bisher habe ich gedacht, dass Photovoltaik keine Option für unser Unternehmen ist. Diese Meinung habe ich mit der heutigen Veranstaltung vielleicht geändert“, so das Fazit eines Teilnehmers an der Infoveranstaltung „Mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern in Rhein-Berg“ am 01. Februar 2024. Und das heißt für die Veranstalter „Ziel erreicht!“

In Kooperation mit der Energie & Klima Koordinierungsstelle (EKKO) des Rheinisch-Bergischen Kreises und der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz NRW.Energy4Climate hatte die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (RBW) in den TechnologiePark Bergisch Gladbach eingeladen. Rund 50 Gäste folgten der Einladung und informierten sich.

Noch viele offen Fragen zur Photovoltaik

Spätestens im Jahr 2023 haben viele Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis Maßnahmen getroffen, um der Energiekrise und den damit einhergehenden steigenden Energiepreisen zu begegnen. Alternative Möglichkeiten der Energieversorgung wie der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen werden zunehmend nachgefragt. Allerdings existieren bei der operativen Umsetzung noch zahlreiche Fragen z.B. nach der Eignung des eigenen Daches, dem Umgang mit regnerischen Tagen, der Datenerfassung oder der möglichen Förderungen. Der Blick auf die Gewerbedächer im Rheinisch-Bergischen Kreis bestätigt, dass noch viel ungenutztes Potenzial vorhanden ist. Das Solardachkataster macht es deutlich.

Nach der Begrüßung durch RBW-Geschäftsführer Volker Suermann hielt Carl-Georg Buquoy, Geschäftsführer der 4D-Solar GmbH & Co KG in Mühlheim a.d. Ruhr, im Auftrag der NRW.Energy4Climate den Impulsvortrag „Möglichkeiten der Photovoltaik im Gewerbe“. Frank Kasper, Geschäftsführer der contour Veranstaltungsservice GmbH in Bergisch Gladbach, ergänzte mit seinem Erfahrungsbericht zu drei Jahren mit der eigenen PV-Anlage. Im Anschluss erfolgte eine kurze Vorstellung des Solardachkatasters des Rheinisch-Bergischen Kreises durch RBW-Projektleiterin Lisa Bartkowiak, die den erkrankten Klimaschutzmanager des Kreises Martin Beulker vertrat.

RBW-Geschäftsführer Volker Suermann erklärt in seiner Begrüßung das Angebot innerhalb der Projektgruppe “Nachhaltig Wirtschaften” 

„Es gibt noch genug zu tun“

Carl-Georg Buquoy

So das Eingangsstatement von Carl-Georg Buquoy. „Aber wir haben immer noch eine gute Aussicht, die Klimaschutz- und Photovoltaik-Ziele zu erreichen“, fügt er hinzu. Denn der Zubau von PV-Anlagen habe insbesondere im letzten Jahr deutlich zugenommen. Dennoch sieht Buquoy ein enormes Ausweitungspotenzial. Außerdem gäbe es keine andere Technik, die in der Ausgangsleistung über Jahre hinweg so stabil ist wie PV. Und die Entwicklung schreite beständig voran, sodass immer mehr individuellere Lösungen geboten werden könnten. Der Experte verweist auf die Möglichkeiten, die PV-Anlagen auch an Fassaden, auf dem Carport oder auf Freiflächen zu installieren. Wenn es das Dach wird, empfiehlt er möglichst das gesamte Dach zu belegen, was die Beispielrechnung im Vortag belegt (die Präsentation steht hier zum Download bereit).

Auf die Frage nach den ersten Schritten, die Unternehmen bedenken müssten, rät er, zunächst die Statik des Gebäudes prüfen zu lassen. Auch müsse man prüfen, ob Genehmigungen einzuholen sind, denn dies sei nicht immer erforderlich. Wichtig sei hingegen die Netzverträglichkeitsprüfung über Netzbetreiber.

Seine Präsentation beinhaltet Informationen zur Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen sowie aktuelle Zahlen zu Stromgestehungskosten, Einspeisevergütung und Direktvermarktung. „Denken Sie das Thema weiter“, so sein Tipp. Das kann in Richtung Elektromobilität oder der Kopplung mit Kühlung oder Wärmeerzeugung gehen. Die Förderungen seien zwar im Moment ausgesetzt, würden aber sicher in Kürze wieder aufgenommen. Die RBW wird darüber informieren. Zum Ende seiner Präsentation appelliert Buquoy an die Teilnehmenden: „Setzen Sie sich spätestens jetzt mit PV auseinander!“

Das Best Practice aus der Region

Frank Kasper

Einer, der das getan hat und sich selbst einen „leidenschaftlichen PV-Inhaber“ nennt, ist Frank Kasper. Seit drei Jahren betreibt sein Unternehmen contour Veranstaltungstechnik im Gewerbegebiet Obereschbach in Bergisch Gladbach eine PV-Anlage. Installiert sind 320 Panels in Ost-/West- und Süd-Ausrichtung mit 99 kwp Leistung. Und Kasper hat das Thema weitergedacht. Eine ganze Flotte von E-Autos, die die Mitarbeitenden teils auch privat nutzen, wird am Standort über mehrere E-Ladesäulen versorgt. Die Sensibilisierung ist gelungen: „Unsere Mitarbeitenden achten darauf, dass die erzeugte Energie auch selbst genutzt wird, z.B. beim Laden der Autos und E-Bikes“. Außerdem sei die Mitarbeiterbindung ein positiver Nebeneffekt. „Die ganze Mannschaft ist stolz darauf, dass wir einen Beitrag zum Umweltschutz leisten“, so Kaspers Erfahrung.

Und die Thematik „macht richtig Laune“. Spätestens bei der Nutzung der Live-App (man könnte es auch als „neues Spielzeug“ bezeichnen, Anmerkung der Redakteurinnen) kommt Freude auf. Zwar ist es bei der Live-Schaltung aus der Veranstaltung heraus schon dunkel, aber Kasper präsentiert die Ergebnisse aus Juni und Oktober 2023 sowie Januar 2024 und zeigt unterschiedliche Szenarien (die Präsentation steht hier zum Download bereit). Er berichtet über bis zu 99% Autarkie! Sechs Batteriespeicher sind installiert, um diese günstige Energie möglichst bei sich zu behalten und für Zeiten mit weniger Sonne oder höherem Bedarf aufzuheben. Das macht sich in den Zahlen bemerkbar: Trotz einer deutlichen Vergrößerung der E-Flotte und damit einem höheren Energiebedarf ist der Zukauf von Energie gleichgeblieben, was im Publikum Staunen hervorruft. „Wenn es jedoch schneit, wie die zwei Tage im Januar, lohnt sich auch kein Schippen. Das dauert zu lang und es zerkratzt die Module“, resümiert Kasper. Dennoch hatte man im Januar eine verhältnismäßig hohe Energieerzeugung.

Die Live-Ap zeigt Stromerzeugung, Einspeisung und Verbräuche⁄

Das Solardachkataster im Rheinisch-Bergischen Kreis

Wie bereits erwähnt, steht für das Kreisgebiet ein Solardachkataster zur Verfügung, in dem sich Hausbesitzer und Unternehmen über das Solarpotenzial des Daches ihres Gebäudes informieren können. Das Projekt wurde gemeinsam vom Rheinisch-Bergischen Kreis, der VR Bank eG Bergisch Gladbach-Leverkusen, der Bensberger Bank, der Volksbank Rhein-Wupper und der Volksbank Remscheid-Solingen umgesetzt.

Das Internetportal zeigt im ersten Schritt anhand eines Ampel-Systems, inwiefern das Dach für die Nutzung der Sonneneinstrahlung geeignet ist. Im zweiten Schritt werden weitere Informationen wie Größe der Nutzungsfläche und Investitionskosten angezeigt. Damit ist es sehr hilfreich für Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich dem Thema annähern und eine erste Einschätzung haben möchten.

Eine gelungene Informationsveranstaltung finden Referenten und Veranstalter

„Wir hoffen, wir konnten einige Fragen heute Abend beantworten und haben Sie neugierig gemacht auf die Potenziale der Photovoltaik“, schließt Volker Suermann den Abend. In seinem Ausblick, den er mit dem Dank an die Referenten verbindet, hofft er auf zahlreiche Best Practices und technologische Fortschritte. „Ich wünsche mir für den Kreis noch viel mehr leidenschaftliche PV-Inhaber.“

Die Infoveranstaltung fand statt im Rahmen der RBW-Projektgruppe „Nachhaltig Wirtschaften“. Damit sollen die Unternehmen bei den drängenden strategischen Herausforderungen der Transformation z.B. in den Bereichen Klimarisiken, Energiewende, Ressourcenverbrauch und zirkuläre Wertschöpfung unterstützt werden. Mehr darüber und den Kontakt für Anregungen und Fragen finden Sie auf der Homepage der RBW. 

Rund 50 Gäste nahmen mit großem Interesse teil

Alle Fotos © RBW

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