Ein Tag für die Geschichtsbücher in Wermelskirchen

VON JOACHIM ZAPPE

Der 27.Januar 2024 wird in die Geschichte der Stadt Wermelskirchen eingehen. Nie zuvor kamen mehr Bürger in die Innenstadt, um ein klares Zeichen gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus, Hass und Hetze und für Toleranz und Demokratie zu setzen. Am seit 1996 verankerten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus waren es nach Schätzung der Veranstalter 2500 bis 3000 Wermelskirchener, die dem Aufruf „Nie wieder ist jetzt“ folgten.

Noch vor Beginn der Veranstaltung waren der Rathausvorplatz und Teile der Telegrafenstraße proppenvoll. Alle Altersklassen waren vertreten, überall aussagekräftige und kreative Transparente, angeregte Diskussionen und ein deutlich spürbares Gemeinschaftsgefühl beherrschten das Geschehen. „Nie wieder ist jetzt“ – besser konnte dieses Solidaritäts- und Entschlossenheitsgefühl niemand so umsetzen und darstellen wie die Menschen vor dem Rathaus.

Spontan hatte sich in der letzten Woche ein Bündnis „Wermelskirchen gegen  Rechts“ gegründet. Dieses sprang ein, weil die junge Frau, die die Demonstration offiziell angemeldet hatte, in der Öffentlichkeit aus Angst vor Repressalien nicht auftreten und genannt werden wollte. Willkommen in Wermelskirchen, das AJZ Bahndamm, die Evangelische Kirche Wermelskirchen und weitere Vereine und Gruppen sprangen in die Bresche und sorgten für den organisatorischen Rahmen und das Programm. Dazu gab es rockige  Live-Musik von der Wermelskirchener Band “Bratsche“

Beeindruckend die Protagonisten mit ihren Appellen auf der Bühne. Andreas Jung vom AJZ Bahndamm, Matthias Pahl für den BUND und die Boulfreunde Wermelskirchen sowie Dorothea Hoffrogge  von Willkommen in Wermelskirchen – sie alle beeindruckten mit ihren Appellen für das Kämpfen für unsere Demokratie, für Weltoffenheit und Vielfalt und dafür, dass die Wermelskirchener Gesellschaft keinen Millimeter ihres gesellschaftlichen Zusammenhaltes aufgeben werde.

Und einmal mehr Armin Himmelrath als Moderator, ohne den man sich in Wermelskirchen eigentlich keine Großveranstaltung diese Art mehr vorstellen kann. Himmelrath stellt noch einmal dar, was die Enthüllungen der Correctiv-Recherche über die rassistischen Ziele von Neonazis, Identitären, Rechtsextremisten und hohen Funktionären der AfD und Werteunion  ausgelöst haben. Er findet wie immer die richtigen motivierenden Worte und bewegt die Zuhörer: „In Wermelskirchen ist kein Platz für Nazis und Antisemiten!

Er und Bürgermeisterin Marion Lück bewegen die vielen Menschen an diesem Nachmittag, weil sie für jeden sicht- und hörbar selber emotional sehr angefasst sind. Die Bürgermeisterin kämpft mit den Tränen, als sie sichtlich bewegt und kämpferisch aus dem Grundgesetz zitiert: „Die Würde des Menschen ist unantastbar und niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt werden“ !

Wie bunt Wermelskirchen auch im Kampf gegen rechts ist, zeigt sich darin, dass die Redner auf der Bühne spontan einen Orden verliehen bekommen. Die Dhünnschen Jecken, die im Bürgerzentrum zur heißen Demonstrationszeit ihr lange geplante Karnevalssitzung feiern, verliehen spontan vor dem großen Publikum ihre Karnevalsorden an die Redner. Diesmal nicht gegen den „tierischen Ernst“, sondern „gegen Rechts“. Ein starkes Zeichen der Karnevalisten!

Unvergessen bleiben wird das Bild des bunten Demonstrationszuges durch die Stadt. Bürger aller Altersklassen, verschiedener Parteibücher, verschiedener Herkunft und Lebensentwürfe marschieren friedlich durch die Stadt um zu zeigen „Nie wieder ist jetzt!“

Danke den Organisatoren!

Comments (5) Write a comment

    • Marie-Louise Lichtenberg
    • 28.01.24, 11:47 Uhr

    Vielen Dank für diesen guten Bericht und die beeindruckenden Bilder. Auch ich bin überwältigt von dieser hohen Zahl an Menschen, die öffentlich ihre Haltung zeigen. Total erfreulich auch, wie viele meiner ehemaligen Schülerinnen und Schüler dabei waren. Danke an alle, die diese Demonstration ermöglicht und organisiert haben.

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    • Michael Dierks
    • 28.01.24, 13:03 Uhr

    Vielen Dank und ein großes Kompliment an:
    die junge Frau, die diese dem Zusammenhalt unserer demokratischen Gesellschaft so wohltuenden Demonstration ins Leben gerufen hat,
    die Vereine, Initiativen und Einzelpersonen, die den Mut hatten, die Verantwortung für die Umsetzung zu übernehmen und der Veranstaltung ihre Stimme zu geben, an die gut 3.000 Menschen, die aufgestanden sind, unsere Demokratie zu schützen und sich dazu öffentlich zu bekennen.
    Ein guter, ein sehr guter Anfang. Wird das aber in diesem Wahljahr reichen? Es ist ein mutmachender Aufruf an alle demokratischen Kräfte, Initiativen und Vereine unserer immer liebenswerter werdenden Stadt, sich dem “Werwelskirchener Bündnis gegen Rechts” anzuschließen.
    “Nie wieder” ist nicht nur jetzt. Auch morgen!
    Dank an dieses Forum und seinen Gründer, der sich unermüdlich für den Erhalt unserer Werte einsetzt.

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    • Klaus E. Ulinski
    • 28.01.24, 18:30 Uhr

    Vielen Dank an die Initiatoren. Vielen Dank an all diejenigen, die noch daran glauben, dass es Anstand und Aufrichtigkeit gibt. Vielen Dank an alle, die dieses Land lieben und es nicht skrupellosen, niederträchtigen Leuten überlassen wollen.

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    • Dietmar Selbach
    • 28.01.24, 19:47 Uhr

    Ich, der ich in Wermelskirchen-Dabringshausen aufgewachsen bin, möchte euch auch danken. Das war super. Als ich bis 1980 dort lebte, gab es sowas glaueb ich gar nicht.

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    • Eric Weik
    • 29.01.24, 15:58 Uhr

    Danke sage ich an die, die den Impuls gesetzt haben. Danke an Armin Himmelrath und alle RednerInnen und an alle WermelskirchenerInnen, die gezeigt haben, wo die Menschen in unserer Stadt stehen. Wir sind fremdenfreundlich, aufgeschlossen, bunt. und Rassismus hat in Wermelskirchern keinen Platz.

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