Ein Wort zum Montag, dem 22. Januar 2024
VON CORNELIA SENG
Er wollte kein Geld von uns für die Behandlung. Ob Lungenentzündung oder Krupp-Husten, als junge Pfarrfamilie hatten wir nichts zu bezahlen. Er habe in seinem langen Leben so viel profitiert von den Menschen in der Kirche, sagte er, es sei ihm nun eine Ehre, unsere Familie ohne Bezahlung zu behandeln. Einfach so – eine Ehre. Damals staunten wir und genossen die Zuwendung des alten Doktors.
Ganz anders Gehasi, der Diener des Propheten Elisa. Im Ersten Testament, im hebräischen Teil der Bibel wird von ihm erzählt. Nachzulesen in 2. Könige 5.
Durch Vermittlung des Propheten ist der reiche Mann aus dem fremden Volk gesund geworden. Auch Elisa lehnte jede Bezahlung strikt ab. Gott lässt sich nicht bezahlen!
Aber der Diener des Propheten, Gehasi, war korrupt. Warum das schöne Geld ablehnen? Heimlich folgte er dem reichen fremden Mann. Ohne Wissen und Beauftragung des Propheten. Dabei log er: „Mein Herr hat mich gesandt und lässt dir sagen: Eben sind zwei junge Männer, Schüler, zu mir gekommen. Gib ihnen doch etwas Silber und von den schönen Gewändern“! (V22). Gehasi erhielt tatsächlich einen Teil der angebotenen Bezahlung. Die nahm er mit in sein eigenes Haus.
Lüge und Korruption – die lagen schon immer dicht beieinander.
Die Geschichte ist nicht gut ausgegangen für den Diener Gehasi. Der Prophet weiß um den Betrug und stellt ihn zur Rede. Gehasi und seine Familie werden dieselbe Krankheit erleiden, von der der reiche Fremde geheilt worden war !
Ein Schüler Rembrandts hat die Szene gemalt. In der Gemäldegalerie in Schloss Wilhelmshöhe hängt das Bild.
Erschrocken weicht Gehasi zurück. Ganz klein wird er vor der Geste des Propheten, verliert sich ins Dunkel.
Ob es den korrupten Politikern und unehrlichen Einflussreichen dieser Welt auch einmal so gehen wird?
Vor Gottes Macht und Entschiedenheit kann man nur klein werden und verschwinden.
Wie wohltuend dagegen die Souveränität und Zuwendung des alten Doktors. Sie beeindruckt mich heute noch.