Ein Wort zum Montag, am Christfest 2023
VON CORNELIA SENG
Mit den Weihnachtsgrüßen der Freundin aus Köln kam ein Foto von „dem Schwebenden“, dem Friedensmal von Ernst Barlach. Ursprünglich hatte Ernst Barlach den Engel 1927 in Güstrow als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs gestaltet. Ein Freund hatte heimlich einen Nachguss angefertigt, bevor die Nazis das Original als „entartete Kunst“ zerstörten. Jetzt hängt die Skulptur als Friedensmal in Köln. Ein weiterer Nachguss hängt in Güstrow im Dom an dem Platz, für den das Werk von Barlach ursprünglich vorgesehen war. Es ist ein ernster, stiller Engel über unseren Köpfen! Auch Weihnachten 2023!
Wie lange beten wir nun schon wieder für den Frieden! Im benachbarten Altenheim jeden Montag Morgen. Mich erinnern die anhaltenden Friedensgebete an die Aufforderung des Apostels Paulus: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet“ (Rm 12,12).
Weihnachten macht die Beharrlichkeit einfacher.
„Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf“, haben wir im Friedensgebet gesungen. Jochen Klepper hat das Lied 1938 gedichtet. Weihnachten ist wie ein trotziger Gegenentwurf zur dunklen Welt. Von diesem „Gegenentwurf“ Gottes leben wir! Gott hat sich uns verbündet! Hass, Rache und Zerstörung werden nicht das letzte Wort haben. Diese Welt mit Gewalt und Zerstörung ist schon im Schwinden. Beharrlich singen wir Weihnachtslieder vom Kommen Gottes in diese Welt. Wir geben uns nicht zufrieden mit dem Vorfindlichen.
Wir machen uns zum Stall auf. Dort werden wir das Heil finden. Jesus.
Und getrost und fröhlich mit seinem Frieden im Herzen leben. Mitten in dieser dunklen Welt. Gegen diese dunkle Welt. Wir lassen dem Hass und der Rache nicht das letzte Wort. Beharrlich beten wir: „Dein Reich komme!“ Der Engel Gottes schwebt über uns.
Allen ein frohes, gesegnetes Christfest!
(Der „Schwebende“ von Ernst Barlach in Köln und im Dom zu Güstro.)