Putsch gegen Kreisdirektor abgesagt

CDU und Grüne haben sich verrannt

VON WOLFGANG HORN

Wegen der zahlreichen Zuschauer ist am gestrigen Abend die Kreistagssitzung in das Foyer des Kreishauses verlegt worden. Mehr als 200 Personen, vor allem wohl Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Kreisverwaltung, wollten dabei sein und solidarisch mit dem Kreisdirektor, wenn CDU und Grüne gemeinsam Dr. Erik Weidel den Stuhl vor die Türen des Kreishauses setzen. Doch zu Beginn der Sitzung verlas Landrat Stephan Santelmann, CDU-interner Hauptgegner des Kreisdirektors, den knappen Satz: „Tagesordnungspunkt 3 ist von den Antragstellern, CDU und Grünen, heute zurückgezogen worden und wird nicht verhandelt.“ Bei Probeabstimmungen am Tag zuvor ist wohl klar geworden, dass es dafür in den eigenen Reihen nicht genug Stimmen geben werde. Das berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger

„Die Grünen haben uns daraufhin klar gemacht, dass damit für sie die Koalition zu Ende sei“, zitiert der Kölner Stadt-Anzeiger einen CDU-Insider. Unter großem Beifall gratulierten zahlreiche Mitarbeiter dem Kreisdirektor vor den Türen des Foyers.

Der Kölner Stadt-Anzeiger zitiert ein namentlich nicht genanntes Kreistagsmitglied mit den Worten: „Das war einfach nicht zu machen. Wir haben uns da in was verrannt.“ Ein weiterer CDU-Politiker bekennt seine Ratlosigkeit mit den Worten: „Ich habe auch schon daran gedacht, alles hinzuschmeißen.“ Das Thema Abschaffung des Kreisdirektors, so eine andere Stimme aus den Reihen, werde jedenfalls nicht weiter verfolgt. Die Grünen, so heißt es in der Zeitung, „gaben sich am Rande der Sitzung zugeknöpft“. 

Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag, Johannes Dünner, schreibt in einer Mitteilung, daß die CDU den Antrag „maßgeblich auf Bestreben unseres Koalitionspartners“ in den Kreistag eingebracht habe und es nach wie vor gute Gründe für ihn gebe. Nunmehr aber bleibe die Position des Kreisdirektors erhalten und die (Wieder-)Wahl werde voraussichtlich in der kommenden Kreistagssitzung im Frühjahr erfolgen.

Im Grunde ist es gleichgültig, wer in diesem Falle wen vor sich hergetrieben haben soll. Beide Parteien zeichnet aus, in dieser Causa politisch völlig instinktlos gehandelt zu haben. Wer nach den diversen Beben im Kreishaus um den Landrat den Garanten für eine funktionierende Kreisverwaltung in pandemischen Zeiten schassen will, sollte das vorbereiten und vor allem nachvollziehbare Argumente liefern. Macht und Pöstchen sind das nicht.

„Ich bin nur eine Bürgerin“, zitiert der Stadt-Anzeiger eine Besucherin, „aber auch uns kann doch nicht egal sein, was hier im Kreishaus vor sich geht. Und bei so etwas, da muss man doch einfach aufstehen.“

So ist das.

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