Der politische Coup als Lehrstück

VON WOLFGANG HORN

Als „Politischen Coup“ bezeichnet Guido Wagner im Kölner Stadtanzeiger die jüngsten Vorgänge im Kreishaus in Bergisch Gladbach. Die Grünen und die CDU wollen gemeinsam den von der CDU gestellten Kreisdirektor stürzen. Den Mann, der den ganzen Laden zusammenhielt, als der Landrat die Behörde chaotisiert hatte.

Man erinnert sich an pandemische Zeiten, als der Kreisdirektor Dr. Erik Werdel klaren Kopf und Kurs behielt, während sich der Landrat um Kopf und Kragen salbaderte und Mitarbeiter und die Mitarbeitervertretung mit nepoleonischem Gebaren heftigst gegen sich aufbrachte. Nun will Schwarz-Grün das Amt des Kreisdirektors in Rhein-Berg abschaffen und damit Kreisdirektor Dr. Erik Werdel (CDU) aus dem Kreishaus expedieren. Denn seine aktuelle achtjährige Amtszeit läuft im Mai aus, und wenn sein Amt nicht mehr existiert, kann er sich nicht erneut bewerben. „Ich hätte sehr gerne weitergemacht, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses und die Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis.“ So der 54-Jährige Kreisdirektor, der bereits zweimal vom Kreistag gewählt worden war.

In einem „bislang so nicht dagewesenen Brandbrief“ – so der Kölner Stadt-Anzeiger – hat sich der Personalrat gestern an alle Kreistagsmitglieder gewendet. „All diese Mitarbeitenden äußerten ihr Unverständnis über diese Entscheidung“, heißt es in dem Brief des Personalrats. Die „Doppelspitze“ von Landrat und Kreisdirektor mit unterschiedlichen Wahlzeiten habe sich bewährt. Gerade in der „heutigen sehr schnelllebigen Zeit“ sei „Kontinuität in der Spitze eines Unternehmens und somit auch der Verwaltung ein hohes Gut“. Der Weggang von Dr. Erik Werdel als anerkannte, hochqualifizierte und erfahrene Führungskraft wäre ein großer Verlust für die Kreisverwaltung. Offenbar wollten CDU und Grüne eine „verdiente Führungskraft ohne inhaltliche Diskussion absetzen“. Das sei für den Personalrat „sehr enttäuschend“. Und: „Dieser Eindruck ist für die Außendarstellung und das Image unserer Kreisverwaltung fatal.“

Guido Wagner ist zuzustimmen, daß man so nicht mit jemandem umspringt, der in turbulenten Zeiten die Kreisverwaltung zusammengehalten und die Krise nicht mit, sondern gegen das krisenverschärfende Verhalten des Landrats gemanagt habe. Menschlich sei das Vorgehen von CDU und Grünen ein Unding, es sei schäbig.

Ein angeschlagener Landrat scheint einer starken Verwaltung auf Kreisebene vorzuziehen zu sein. So nämlich lassen sich politische Überlegungen offenbar leichter durchsetzen. Das ist die Lektion, die CDU und Grüne ihren Mitgliedern erteilen und den Bürgerinnen und Bürgern im ganzen Kreis. Ein Lehrstück. Politik, wie sie nicht sein soll.

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