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Zum Stichtag 30. Juni 2023 lebten in Deutschland nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 1,57 Millionen Menschen, die in Deutschland Schutz bekommen haben. Etwa ein Drittel von ihnen (31 Prozent) sind Minderjährige. Ungefähr 67 Prozent von ihnen leben seit mehr als sechs Jahren in Deutschland.
Darunter sind:
- 44.455 Asylberechtigte nach Artikel 16a des Grundgesetzes
- 755.626 Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention
- 307.471 subsidiär Schutzberechtigte
- 178.845 Menschen, für die ein Abschiebeverbot gilt.
- Weitere 292.000 Menschen haben Schutz aufgrund unterschiedlicher Umstände bekommen – etwa, weil sie einem Beruf nachgehen oder weil sie aus humanitären Gründen nicht abgeschoben werden können.
Zudem lebten rund 276.512 Asylbewerber:innen mit offenem Schutzstatus und etwa 169.907 “ausreisepflichtige” Personen mit einem abgelehnten Asylantrag, die sich aus unterschiedlichen Gründen noch in Deutschland aufhalten. In der Summe ergibt das rund 2 Millionen Schutzsuchende.
Hinzu kommen rund eine Million Geflüchtete aus der Ukraine, die Stand: 30. Juni 2023 im Ausländerzentralregister beim Bundesverwaltungsamt AZR erfasst sind. Etwa ein Drittel von ihnen sind Minderjährige. Von den geflüchteten aus der Ukraine haben 80 Prozent eine Aufenthaltserlaubnis nach §24 AufenthG (vorübergehenden Schutz). Neun Prozent haben diese beantragt und noch nicht erhalten – acht Prozent haben einen Asylantrag gestellt. Rund drei Prozent haben noch keinen Aufenthaltstitel bekommen.
Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland
(Stand 31. Oktober) Derzeit halten sich dem Ausländerzentralregister (AZR) zufolge hierzulande 1.099.905 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auf (Stand: 30. September 2023). Die Zahl umfasst vollständig wie auch vorläufig registrierte Personen. Davon haben derzeit:
- 893.325 einen Aufenthalt nach §24 AufenthG
- 84.863 eine Fiktionsbescheinigung (d.h. es wurde noch nicht über Antrag entschieden)
- 68.041 Personen nur ein Schutzgesuch geäußert
- 16.883 haben einen Antrag auf §24 Aufenthaltsgesetz gestellt
- 36.793 noch kein Schutzgesuch oder Titelerteilung.
Rund 270.000 Personen, die zwischen Kriegsbeginn bis Mitte August 2023 nach Deutschland flohen, sind inzwischen wieder ausgereist – sie können in ein weiteres Land gezogen oder in die Ukraine zurückgekehrt sein (Stand: 15. September 2023).
Hinweise zu den Zahlen: Wie viele Personen genau Deutschland erreicht beziehungsweise verlassen haben, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Das hat mehrere Gründe: Zum einen können ukrainische Staatsbürger:innen ohne Visum in die Europäische Union einreisen und sich in EU-Mitgliedstaaten des Schengen-Raums frei bewegen. Zum anderen melden Ausländerbehörden die Zahlen der Personen, die sich in Deutschland aufhalten beziehungsweise das Land verlassen, zu unterschiedlichen Zeitpunkten im bundesweiten Register, da sie beispielsweise verzögert von einer Ausreise erfahren.
Was weiß man über die Flüchtlinge aus der Ukraine?
Von den im AZR registrieren Geflüchteten aus der Ukraine sind (Stand 30. September 2023):
- Rund 96 Prozent ukrainische Staatsbürger*innen.
- Unter den Erwachsenen sind etwa 66 Prozent Frauen, rund 34 Prozent Männer.
- Rund 347.000 sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, davon die meisten (38 Prozent) im Grundschulalter (6–11 Jahre).
Im Rahmen der Studie ‘Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland’ wurden Kriegsflüchtlinge zuletzt im Frühjahr (Januar bis März 2023) zum zweiten Mal infolge zu ihrer Lebenssituation befragt. Eine erste, umfassendere Befragung (von August bis Oktober 2022) erschien im Februar 2023.
- Alter: Das Durchschnittsalter der aktuell Befragten betrug 40 Jahre. Der ersten Untersuchung zufolge waren die meisten Geflüchteten aus der Ukraine 30–39 Jahre alt. Verglichen mit dem Durchschnittsalter der Ukrainer:innen im Heimatland waren sie damit jünger.
- Geschlecht: 80 Prozent der Geflüchteten beider Befragungsdurchläufe waren Frauen.
- Familie: Im Spätsommer gaben 77 Prozent an, ohne Partner nach Deutschland gekommen zu sein. Fast die Hälfte der erwachsenen Geflüchteten reiste mit Kindern (48 Prozent) ein.
Wo wohnen sie?
Nahezu 80 Prozent aller Geflüchteten aus der Ukraine wohnen inzwischen in privaten Wohnungen und Häusern, wie die zweite Befragungswelle der Untersuchung ‘Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland’ ergab. Im Vergleich zum Spätherbst ist ihr Anteil um fünf Prozentpunkte gestiegen, damals waren es 74 Prozent. 13 Prozent der Geflüchteten leben in “sonstigen Unterkünften” wie etwa Hotels, lediglich 8 Prozent in Gemeinschaftsunterkünften (Stand: Juli 2023).
Wie viele von ihnen wollen bleiben?
Der aktuellen IAB-Untersuchung zufolge planen insgesamt 44 Prozent der Befragten längerfristig in Deutschland zu bleiben, ein Zuwachs um 5 Prozent verglichen mit der Befragung aus dem Spätsommer 2022. Auch möchten 31 Prozent der Geflüchteten bis Kriegsende in Deutschland bleiben, nur zwei Prozent wollen innerhalb eines Jahres zurückzukehren.
Einem Bericht des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zufolge gaben rund 35 Prozent der Befragten an, bis Kriegsende in Deutschland bleiben zu wollen. Knapp 28 Prozent planen, mindestens fünf Jahre zu bleiben, während 26 Prozent keine konkreten Pläne hatte.
Außerdem gab die Hälfte der vom DJI befragten Mütter an, zunächst am jetzigen Wohnort bleiben zu wollen, etwa 11 Prozent würden lieber innerhalb Deutschlands umziehen. Nur 1,4 Prozent der Befragten wollte von Deutschland aus in ein anderes Land ziehen.
Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts
Die Zahlen des Innenministeriums basieren auf Einträge im Ausländerzentralregister (AZR). Die können jedoch veraltet oder unvollständig sein. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht deshalb eine Sonderauswertung der AZR-Daten. Demnach lebten zum Stichtag 31.12.2022 etwa 3,1 Millionen Schutzsuchende in Deutschland. Als Schutzsuchende gelten laut Statistischem Bundesamt alle Ausländer:innen, die sich unter Berufung auf humanitäre Gründe in Deutschland aufhalten. Dazu zählen auch Asylbewerberinnen im Verfahren sowie abgelehnte Asylbewerber:innen. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,14 Millionen Menschen. Die meisten Schutzsuchende, die 2022 nach Deutschland kamen, kommen aus der Ukraine.
Rund 2,25 Millionen von ihnen verfügten über einen humanitären Aufenthaltstitel, also einen anerkannten Schutzstatus.
Seit 2022 ist die gewöhnlichste Schutzform der “vorübergehende Schutz” gemäß der sogenannten “Massenzustrom-Richtlinie” der Europäischen Union (EU-Richtlinie 2001/55/EG). Diesen Schutzstatus hatten insgesamt 724.000 Personen, darunter etwa 703.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge.
Weitere Schutzformen sind Schutz nach Artikel 16 des Grundgesetzes, Schutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention, subsidiärer Schutz und das Abschiebeverbot.
In Deutschland leben (Zahlen gerundet):
- 14.610 Asylberechtigte nach Artikel 16a des Grundgesetzes.
- 573.645 Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien und dem Irak und sind überwiegend in den letzten fünf Jahren nach Deutschland gekommen.
- 286.355 subsidiär Schutzberechtigte. Auch von ihnen kommen die meisten aus Syrien und dem Irak und sind erst vor kurzem nach Deutschland eingereist.
- 157.335 Menschen, für die ein Abschiebeverbot gilt. Die meisten von ihnen kommen aus Afghanistan.
Schutzbedürftige Ausländer:innen können auch ohne einen positiven Asylbescheid Schutz in Deutschland erhalten. Zu den rund 3,1 Millionen Menschen, die Schutz bekommen haben, gehören auch:
- 23.200 Personen, denen eine Aufenthalts- oder Niederlassungserlaubnis “zur Wahrung besonders gelagerter politischer Interessen der Bundesrepublik Deutschland” erteilt wurde (AufenthG §23 Absatz 2). Die meisten von ihnen leben schon seit langem in Deutschland und kommen aus der ehemaligen Sowjetunion.
- 19.600 Menschen, denen die Bundesländer aus besonderen humanitären Gründen Schutz gewährt haben. Das ist zum Beispiel der Fall bei Syrer:innen, die im Rahmen der Aufnahmeprogramme der Länder eingereist sind.
- 39.600 ausreisepflichtigen Ausländer, deren Ausreise „aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen“ seit mehr als 18 Monaten nicht möglich ist. Die meisten von ihnen sind abgelehnte Asylbewerber.
Darüber hinaus leben in Deutschland rund 570.000 Personen mit einem offenen Schutzstatus – darunter 271.000 Ukrainer:innen. Auch leben in der Bundesrepublik rund 255.000 Personen, deren Asylgesuch abgelehnt wurde oder die ihren Schutzstatus verloren haben. 86 Prozent von ihnen leben als sogenannte Geduldete in Deutschland.
Nachsatz: Zwischen 12 und 14 Millionen Menschen sind nach dem Zweiten Weltkrieg aus den sogenannten Ostgebieten und Polen als Flüchtlinge und Vertriebene nach Westdeutschland gekommen, in ein zerbombtes Land, ohne jegliche Ressourcen, ohne Wohnungen und Infrastruktur, ohne funktionierende Industrie. Es gab Probleme bei der Aufnahme, aber in vergleichsweise kurzer Zeit ist die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen gelungen.
Beitragsfoto © Markus Spiske