Nachdenkliche Töne und dann ein herzliches Dankschön
Den Beitrag über die gestrige Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit in unserer Nachbarstadt Remscheid entnehmen wir dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid
Die Rede von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz in der heutigen Feierstunde im Teo Otto-Theater zum Tag der Deutschen Einheit:
Herzlich willkommen zur diesjährigen Feierstunde aus Anlass des Tages der deutschen Einheit in unserer guten Stube, dem Teo Otto Theater. Herzlichen Dank an unsere Bergischen Symphoniker unter Leitung von Generalmusikdirektor Daniel Huppert. Schön, dass Sie uns auch heute begleiten, schön, dass wir dieses Orchester haben. Und das soll so bleiben!
Einigkeit und Recht und Freiheit, mit diesen Worten beginnt unsere Nationalhymne. Starke Worte! Doch wie steht es mit diesen? Sind wir ein einig Volk?
Naja, wenn ich den sogenannten sozialen Medien nachgehe oder mir die Kommentare von Vertretern der AfD anschaue, müssten mir eigentlich Zweifel kommen. Denn wenn man das alles glauben würde, was man liest oder hört, dann leben wir in einem ganz anderen Land, weder einig noch frei.
Ich will Herausforderungen unseres Staates nicht bagatellisieren:
Der Ukrainekrieg und seine Auswirkungen sind eine große Belastung für die Wirtschaft, für die Städte, für die Bevölkerung. Wir müssen Inflation und Energiekrise stemmen.
Ich will die aktuellen Herausforderungen der Flüchtlingskrise nicht verleugnen. Es wird immer schwieriger, zu uns kommende Menschen vernünftig unterzubringen. Erforderlich sind die Bekämpfung von Fluchtursachen in den Herkunftsländern und klare Regelungen hier zum Thema Verbleib oder Nicht-Verbleib.
Ich will die wirtschaftlichen Herausforderungen nicht kleinreden. Unser Staat, unsere Stadt funktionieren nur, wenn es der Wirtschaft gut geht.
Ich will das Thema Armut nicht kleinreden. Ich werde mich weder an Altersarmut noch an die Tatsache gewöhnen, wie viele Kinder in schwierigen und ärmlichen Verhältnissen leben.
Ich will das Thema Bildung und Betreuung unterstreichen. Wir müssen alles dafür tun, damit wir genügend und gute Betreuungsplätze anbieten können und unsere Schulen fit machen.
Ich will das Thema Nachhaltigkeit nicht verschweigen. Wir leben so, als gäbe es mehr als eine Erde. Wir verbrauchen Energie und Rohstoffe für nachfolgende Generationen mit.
Ich will das Thema Klimawandel verdeutlichen. Wenn wir so weitermachen, wird es in vielen Landstrichen nicht mehr möglich sein zu leben.
Meine Damen und Herren, es gibt einen massiven Vertrauensverlust zu allen staatlichen Ebenen. Das ist beängstigend. Wenn Politikerinnen und Politiker unisono als Betrüger dargestellt werden, wenn keinerlei Respekt mehr für diejenigen aufgebracht wird, die Land und Bund durch diese schwierige Zeit steuern, dann müssen wir aufpassen. Denn dies ist eine Zeit für Populisten. Wer alles Bisherige ablehnt, ist empfänglich für einfache Antworten. Auch wenn klar ist, dass es diese einfachen Antworten nicht gibt. Ich bin entsetzt darüber, wie viele Menschen den falschen Versprechungen auf den Leim gehen.
Ich bin geprägt durch eine politische Zeit, in der man mehr Demokratie wagen wollte, mitmachen und mit anpacken wollte, damit aus diesem Land mein und unser Land würde. Dieses Angebot, mitzugestalten, nicht tatenlos zuzuschauen und nur zu kritisieren, gilt heute gleichermaßen und muss offenbar immer wieder wiederholt werden. Es kostet Zeit und Energie, macht aber auch Freude. Herausforderungen stemmt man nicht dadurch, indem man sagt, man müsste, man könnte, man sollte. Nein. Herausforderungen stemmt man, indem man sagt, ich mache mit, ich tue.
Es gibt so viele Menschen in unserer Stadt, die eben dies tun. Kein Verein, keine Kirchengemeinde, keine Partei könnte ohne diese Mitmachenden arbeiten. Kein Staat würde ohne diese Menschen funktionieren. Mein und unser großer Dank gilt all denjenigen, die uns ihre Zeit, ihr Engagement, ihr Geld schenken, damit dieses Land, dieser Staat funktioniert. An diesen wunderbaren Menschen müssen wir uns orientieren, nicht an denjenigen, die alles schlechtreden, unseren Staat verachten, einen anderen wollen. Drei dieser wunderbaren Menschen darf ich heute auf der Basis eines Ratsbeschlusses vom 19. Juni dieses Jahres die Bürgermedaille überreichen und sie damit für ihr großes Engagement für unsere Stadt auszeichnen:
Miriam Starke, komme bitte zu mir.
Meine Damen und Herren, Frau Starke darf man zu fast jeder Tageszeit anrufen. Nicht zum Plaudern, sondern immer dann, wenn es darum geht, Lebensmittel zu retten. Sie engagiert sich bei den Foodsaver, Menschen, die zu Recht nicht zuschauen wollen, wie viele Lebensmittel im Müll landen. Die Arbeit der Foodsaver ist keine Konkurrenz zur Tafel, sondern ergänzt diese. Ich habe zu Hause gelernt, dass es eine Sünde sei, Lebensmittel wegzuwerfen, und begrüße daher das Engagement von Frau Starke und all den anderen, die sich als Lebensmittelretterinnen und -retter einsetzen, sehr. Frau Starke ist damit Vorbild, Vorbild für uns alle, was den Einsatz für unsere Stadt betrifft, Vorbild, was den Umgang mit Lebensmitteln betrifft, Vorbild dafür, wie man sich sinnvoll und erfüllend für unsere Stadt und für mehr schonenden Umgang mit der Schöpfung einsetzen kann. Der Bundespräsident hat Miriam Starke zu Recht als die Repräsentantin des Ehrenamtes in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr nach Berlin ins Schloss Bellevue eingeladen.
Liebe Miriam Starke, ich darf dich mit der Bürgermedaille der Stadt Remscheid auszeichnen.
Ich darf nun ein wunderbares Ehepaar nach vorne bitten: Dr. Britta und Dr. Peter Wurm.
Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob es den beiden wirklich recht ist, dass sie jetzt hier auf der Bühne stehen. Denn ich kenne kaum bescheidenere Menschen, die so viel Gutes tun, ohne davon irgendein Aufsehen zu machen. Liebe Frau Dr. Wurm, liebe Britta, lieber Herr Dr. Wurm, lieber Peter, bei Frau Starke sprach ich eben davon, dass man sie anrufen kann. Das habe ich bei euch auch getan und um Hilfe für ein wichtiges Projekt gebeten. Ihr habt nicht nur diese Hilfe direkt zugesagt, sondern mich beraten, wie man denn noch weitere Unterstützung gewinnen könne.
Das Ehepaar Wurm steht sehr für das Bergische. Nicht laut auf das Geleistete hinweisen, sondern bescheiden da zu sein, wenn Hilfe und Unterstützung nötig ist. Beide haben sehr erfolgreich ihr Unternehmen in die Zukunft geführt. Noch letztes Jahr durften wir dies feiern aus Anlass des 150. Geburtstags des Unternehmens. Das Unternehmen ist eine typische Bergische Erfolgsgeschichte. Als Werkzeugunternehmen gegründet, ist es heute ein weltweit agierender Player in der Steuerung von Kühltechnik. Vom Hasten ist es längst in das Morsbachtal umgezogen.
Britta und Peter Wurm unterstützen mit ihrer Stiftung kulturelle und Bildungsprojekte. Ohne sie würde es viele wunderbare Angebote nicht geben. Wir brauchen gar nicht so weit zu schauen. Frau Dr. Wurm ist im Kuratorium der Orchester-Akademie tätig, beide sind Mitglieder der Orchesterfreunde, beide unterstützen die Stiftung. Sie machen dies ohne großes Aufsehen. Ich habe die beiden als Menschen kennengelernt, die viel Herzblut für unsere Stadt aufbringen, ohne den Blick für Herausforderungen und Fehlentwicklungen zu verlieren. Sie sind gleichzeitig Mahner und Unterstützer. Sie machen dies mit einer Herzlichkeit, die sehr gewinnend ist. Dafür sind wir ihnen zu großem Dank verpflichtet.
Ich darf euch jetzt für euer tolles Engagement mit der Bürgermedaille der Stadt auszeichnen
Bürgerehrung 2023. Im Bild v. li. n. re. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, Dr. Britta Wurm und Dr. Peter Wurm sowie Miriam Starke. Foto: Thomas E. Wunsch.