Buhnen und Insel als wertvolle Strukturelemente des lebendigen Gewässers
Ab dem 4. September starten die Arbeiten am Wupperufer im Bereich des Balkhauser Kottens in Solingen. Dann wird ein Unternehmen im Auftrag des Wupperverbandes den Uferbereich sichern. Bereits ab dieser Woche erfolgen die Baustelleneinrichtung und die erste Materiallieferung. Die Arbeiten dauern je nach Witterung und Wasserführung der Wupper ca. sechs Wochen.
Bei dem Extremhochwasser im Juli 2021 haben die enormen Wassermengen dazu geführt, dass sich das Flussbett der Wupper im Bereich Balkhauser Kotten verlagert hat. Dadurch ging ein Teil der zum Kotten gehörenden Wiese verloren, denn die Wupper ist näher an das Gebäude gerückt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Kiesbank entstanden.
Um zu vermeiden, dass die Erosion des Ufers im Bereich des denkmalgeschützten Kottens weiter voranschreitet, wird die Uferlinie mit großen Wasserbausteinen gesichert und mit Wupperkies hinterfüllt.
Außerdem wird die Strömung von der Uferseite des Kottens weg umgelenkt. Dies geschieht durch so genannte Buhnen – das sind in den Fluss hineinragende Anschüttungen von Wasserbausteinen und Kies. Die Buhnen werden im Bereich des ausgespülten Ufers und auch weiter stromaufwärts angelegt.
Gleichzeitig wird die bestehende Kiesablagerung als Insel erhalten und am Ufer gegenüber des Kottens zur Erhöhung der Strukturvielfalt ein neuer Gewässerarm ausgehoben.
Die aktuell vorhandene Aufweitung des Flussbetts bleibt erhalten bei gleichzeitiger Sicherung des Uferbereichs am Kotten. So erhält die Wupper im Sinne des grünen Hochwasserschutzes mehr Raum.
Das Projekt ist Bestandteil des Zukunftsprogramms Hochwasserschutz des Wupperverbandes: https://www.wupperverband.de/zukunftsprogramm-hochwasserschutz
Der Förderverein des Balkhauser Kottens wird einige vorhandene Erlen, die im Bergischen Land eine wichtige Baumart an Fließgewässern sind, entnehmen und nach Abschluss der Arbeiten wieder am Ufer anpflanzen.
Kompromiss von Ufersicherung und naturnaher Gewässerentwicklung
Dem Projektstart gingen umfangreiche Abstimmungen unter anderen mit Vertretern der Bezirksregierung Düsseldorf, der Stadt Solingen und des Kotten-Kuratoriums voraus. Hierbei wurde ein für alle tragbarer Kompromiss aus Ufersicherung einerseits und Erhalt der wertvollen natürlichen Gewässerstrukturen andererseits gefunden. Dieser Abschnitt der Wupper ist FFH-Gebiet und somit besonders geschützt. Die durch das Hochwasser entstandene Uferlinie nahe des Kottens und die Kiesbank sind für den Lebensraum Gewässer wertvolle Strukturen, die für einen natürlichen Fluss mit großer Artenvielfalt wünschenswert sind. Denn solche Strukturen sorgen für Abwechslung und Dynamik und bieten Unterschlupf und Nistmöglichkeiten. In Steilufern z. B. können Eisvögel ihre Bruthölen anlegen. Aber durch die Nähe zum denkmalgeschützten Gebäude des Kottens besteht an diesem konkreten Standort Handlungsbedarf, damit die Erosion nicht noch weiter in Richtung des Bauwerks voranschreitet und das Grundstück gesichert wird.
Nach umfangreichen Planungen, Gutachten und Genehmigungen kann nun die Umsetzung des Projektes erfolgen. Die Maßnahme ist Bestandteil im Wiederaufbauplan des Wupperverbands und wird somit vom Land NRW im Rahmen der Landesrichtlinie Wiederaufbau NRW unterstützt.
Beitragsfoto © Wupperverband