Ein Wort zum Montag, dem 19.6.2023
VON CORNELIA SENG
Mit Räumen kenne ich mich jetzt aus. Vorige Woche war ich auf dem Kirchentag in Nürnberg. Immer war ich unterwegs, um einen Raum zu finden. Mal war es ein Raum in den Messehallen, ein Gemeinderaum, ein Kirchenraum. Auch wenn es manchmal sehr voll war und wir dicht gedrängt gestanden haben, – es war immer genügend Raum da. Raum zum Atmen, Raum für Begegnungen. Lebensraum. Der Kirchentag war hervorragend organisiert.
Bei der Trialogbibelarbeit sagte der Rabbiner: “Vor Beginn der Welt war Gott alles in allem, dann hat er der Schöpfung Platz gemacht, er hat ihr Raum gegeben. Raum für Pflanzen, Tiere und Menschen.” ‘Du stellst meine Füße auf weiten Raum’ (Ps 31,8-9), das war 2001 Motto des Kirchentages in Frankfurt. Ich spüre die Freude am Leben, die hinter diesem Gedanken steht. Wie gut, dass so viele Menschen Platz hatten in der Stadt Nürnberg! Immer habe ich meinen Raum gefunden.
Im Workshop “Straßenexerzitien” wurden wir angeleitet, den Straßenraum abzuschreiten. Wo und wie spricht Gott zu mir in dem Raum meines Lebens? Wie erfahre ich seine Präsenz? Ich glaube an seine Gegenwart auch heute. Mitten in dieser Stadt. Er gibt mir Lebensraum.
Damals hat Jesus seinen Schülern und Schülerinnen eine Geschichte erzählt, die “Geschichte vom großen Aberndmahl” heißt sie. Jemand hat zu einem Festmahl eingeladen. Doch die eingeladenen Gäste lassen sich alle nacheinander entschuldigen. Statt das Fest nun abzusagen, lädt er Menschen von der Straße ein. “Denn es ist noch Raum da”, heißt es in der Bibel (Lk 14,22). So ist es bei Gott! Bei Gott ist Raum, sagt Jesus.
Gott lässt niemanden im Mittelmeer ertrinken, Gott weist keinen ab, sperrt Kinder nicht in Lager. Das machen alleine wir Menschen. Beim Gespräch unter uns OMAS GEGEN RECHTS sind wir uns einig: Die Pläne zur Reform des EU-Asylrechts sind ein Rückschritt! Ein Ausverkauf der Menschenrechte in Europa. Diesen Gesetzen werden wir widerstehen.
Warum können wir einander nicht Raum zum Leben geben? Der Raum, den Gott uns gibt, ist für alle da. Auf dem Kirchentag war es zu spüren.