GANZ OHNE ANGST

Ein Wort zum Montag, dem 24. April 2023

VON CORNELIA SENG

“Hilf uns, ganz ohne Angst zu leben wie die neugeborenen Kinder”, betet der Pfarrer im Gottesdienst. Mit neugeborenen Kindern kenne ich mich aus. Unser jüngster Enkel ist gerade sechs Wochen alt. Er wird liebevoll umsorgt von seinen Eltern. Wovor sollte er Angst haben? “Er lebt ganz im Augenblick”, sagt meine Tochter. Hat Jesus deshalb die Kinder als Beispiel gewählt?

Auf der Zugfahrt von Berlin zurück höre ich einen Podcast über die “German Angst”. Aus Angst vor einem großen Stromausfall z.B. bereiten sich Menschen auf das Überleben im Wald vor. Und sie steigern sich in einen “Worst Case” hinein. Sie packen einen Überlebens-Rucksack mit Pfeil und Bogen für das Leben in der Wildnis. Andere wiederum machen mit der Angst Geschäfte und schüren sie. Den Populisten rechter Parteien kommt Angst gelegen. 

Der Klimawandel und der “Putinismus” können einem schon Angst machen. Ich kann sie verstehen, aber ich will mich nicht anstecken lassen.

“Gott siegt in seinen Niederlagen. Nach Karfreitag kommt Ostern. Ob wir das endlich begriffen haben”, fragt der Pfarrer in der Kirche. Natürlich, er kann keine heile Welt versprechen. Aber die Nähe des auferstandenen Jesus. Und Gottes ganze Kraft und seine Rückenstärkung. Mit Gott im Rücken lässt es sich fröhlich und zuversichtlich leben. Jeden Tag aufs Neue. Im Gebet bittet der Pfarrer um ein Stück Brot, einen Schluck Wein und eine liebende Hand. Das reicht zum Leben. In diesem Vertrauen zu leben, will ich üben. Und ich freue mich an den zarten Sonnenstrahlen am Müggelsee. 

Der Segen in der Kirche schließt dieses Mal anders: “Die Liebe Gottes, die Schönheit Jesu Christi und das Lachen des Heiligen Geistes sei mit Euch allen”, sagt der alte Pfarrer. Er weiß, wovon er spricht. Die Gegenwart Gottes lässt uns fröhlich und getrost der Zukunft entgegensehen. 

Und sie hilft, ganz im Augenblick zu leben. Wie Johan August, mein kleiner Enkel. 

“Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit” (2 Tim 1,7).

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