Ein Wort zum Montag, dem 27. März 2023
VON CORNELIA SENG
Manchmal saß ich einfach nur still in der Ecke. Die Freunde wussten Bescheid. „Wenn Cornelia kommt, sucht sie Klarheit und Frieden“, sagten sie. Im Keller der Freunde traf sich jeden Sonntagabend die „Teestube“. Menschen aus dem Caritas-Wohnheim in der Stadt kamen zusammen, um zu singen und zu beten und um gemeinsam Tee zu trinken. Menschen mit Einschränkungen. Der Keller war voll. Der Gesang war schrecklich schief, jemand hatte eine Flöte dabei und pustete wahllose Töne. Und auch das Beten geriet oft durcheinander. Manchmal, ehe ich mich versah, drückte mir jemand einen feuchten Schmatz auf die Wange, einfach so im Vorbeigehen.
Und hier suchte ich Klarheit und Frieden? Friedrich von Bodelschwingh hat 1938 in einem Passionslied gedichtet:
„Nun gehören unsere Herzen ganz dem Mann von Golgatha, der in bittren Todesschmerzen das Geheimnis Gottes sah, …“.
Es ist das Geheimnis Gottes, dass er sich mit dem leidenden, gekreuzigten Jesus verbunden hat. Und es bleibt sein Geheimnis, dass er den leidenden Menschen unserer Tage nahe ist, den Armen und Kranken und ebenso den Menschen mit Einschränkungen. Es war von Anfang an das Anliegen Jesu, sich ihnen zuzuwenden. „Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken“, hat er gesagt (Mt 9,12) und sich um die Menschen am Rand der Gesellschaft gekümmert.
Habe ich seinen Geist in dieser Gruppe gespürt? Beweisen konnte ich es nicht, nicht mal mir selbst konnte ich es erklären. Manchmal wusste ich nach dem Treffen einfach, was zu tun war. „Es wurde mir klar“, sagen wir dann. Und ich hatte wieder Kraft und Mut genug, um das anzugehen, was notwendig war.
Gerade hier unter den Menschen mit Handicap fand ich Klarheit?
Unter meinen täglichen Mails war in diesen Tagen ein Satz von dem Theologieprofessor Hans-Joachim Eckstein: „Wir kommen nicht durch die Vernunft zum Glauben, sondern durch den Glauben zur Vernunft“. So war es wohl.
Es ist Passionszeit.