Die Wermelskirchener Jogginghose

VON WOLFGANG HORN

Man kommt nicht dran vorbei. In nachgerade allen sozialen Medien in Wermelskirchen ist die Rede vom Skandal, besser: Skandälchen um die Schulkleidung in der Sekundarschule. Dort waren Schüler nach Hause geschickt worden, weil sie in Jogginghose am Unterricht teilnehmen wollten und dies von den gemeinschaftlich beschlossenen Standards der Schulkleidung nicht gedeckt ist. So weit, so gut. Jetzt entbrennt ein Kommentarkrieg für und wider diese Maßnahme, für und wider Kleidungsstandards für Schule und Unterricht. Das ist gut so. Ein altes Thema zwar, ausgelutscht, wie man meinen sollte, das kaum mehr Möglichkeiten für wirklich neue Aspekte enthält. Mir scheint alles gesagt zu sein, was man zum Thema Kleidung in der Schule, öffentliches Outfit, die Einhaltung von Regeln im sozialen Umgang innerhalb gesellschaftlicher Einrichtungen sagen kann. Gleichwohl: die Debatte läuft. Mal wieder. Und kontroverse Debatten, öffentlich angeführte Argumente, gehaltvoller Streit bei respektablem Umgang sind gleichsam das Salz in der Suppe der Demokratie. Von gehaltvoll, von respektabel, von umgänglich kann aber in vielen Fällen dieser Dispute in Wermelskirchen nicht die Rede sein. Da wird geschimpft und getobt, beleidigt und geschmäht, was das Zeug hält. Der Schule und den Lehrern wird der Erziehungsauftrag abgesprochen, Verbote seien zu mißachten wegen Verstoßes gegen individuelle Freiheitsrechte, Urteile gegen Schule und Schulleitung pendeln zwischen „Schwachsinn“ und „Diktatur“. Nein, das ist alles kein Lehrstück in Sachen, friedlich einen Streit auszufechten. Leider. Hier regiert die Keule. Ziel ist meist nicht, zu überzeugen. Vielfach geht es nur noch um den Mundtod. Die Überwältigung des anderen mit der anderen Meinung. Schade. Das erinnert leider doch allzu sehr an die Form der Debatte ums Impfen in Coronazeiten. Da wurde und wird mehr geschmäht denn argumentiert, mehr behauptet als verstanden, mehr verdammt als zugehört.

Kommentare (6) Schreibe einen Kommentar

  1. Ich habe wissentlich keine Kinder und kann zum Thema Jogginghose in der Schule nichts produktives beitragen, aber ich kann sagen, dass ich noch nie in einer Jogginghose joggen war, obwohl das nahe läge.

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    • Nina
    • 23.03.23, 15:43 Uhr

    Ich finde, dass die Schule dort richtig durchgreift. Es ist doch ein Ort um zu lernen, also darf die Schule doch auch mit ihren Hausregeln dazu beitragen. In der Freizeit gibt es doch genug Möglichkeiten eine Jogginghose, ohne Sport zu betreiben, zu tragen. Nein wir brauchen keine Schuluniformen mehr, haben mit dem Kleidungsangebot genug Möglichkeit uns individuell zu kleiden und auszudrücken, aber ein wenig Anstand darf es doch sein oder? Oder ist es auch normal geworden Sonntags im Jogger in die Kirche zu gehen, oder in ein Restaurant ? Wird das alles so geduldet ? Haben die Eltern den Blick dafür verloren ?
    Ich finde die Jugend hat sich so massiv ins negative, respektlose und luschige entwickelt, Erziehung scheint ein hohes Gut zu sein, was kaum mehr einer anständig (in meinen Augen, pardon) genießen darf, antiautoritäre Erziehung.. prima 😉
    Verstehe Sie mich nicht falsch, ich bin 31, ohne Kinder, aber meine Jugend ist noch nicht sooo lange her, als dass ich nicht darüber urteilen dürfte und doch bin ich eine andere Generation, die die Entwicklung der heutigen Jugend wirklich misstrauisch beäugt und leider ständig mit dem Kopf schüttelt.. Ähnlich wie bei unserer Regierung..
    Nunja, uns haben Regeln und eine “strengere”Erziehung mit Werten wie Respekt und Moral jedenfalls gut getan.. finde ich.
    Herzlichen Dank fürs Lesen!

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      • Max
      • 23.03.23, 16:54 Uhr

      Ich frage mich bei solchen Aussagen immer was ein einer Hose aus Stoff so respektlos ist?
      Wie bereits gesagt: die Schule ist ein Ort des Lernens, ich sehe aber keinen Grund dafür, dass einen die Jogginghose vom Lernen abhält. Man muss Jogginghosen nicht schön und passend finden, man sollte sich dann bloß eingestehen, dass es eigenes Empfinden ist und eine Hose nichts mit Respekt und Anstand zutun hat? Lehrer, die aber mit schlabberiger Harems-Hose unterrichten sind dann geduldet – Doppelmoral.
      Die Diskussion über Jogginghosen oder nicht ist maximal unnötig und nicht zielführend, solange ein Schüler sauber gekleidet ist und nicht anstößige Klamotten trägt sollte es jedem Schüler selbst überlassen sein, was und wie er etwas trägt.
      Wenn ich an die Outfits meiner Lehrer “damals” denke, ja Prost Mahlzeit, debattieren wir dann auch in Zukunft darüber Lehrer vom Unterricht zu befreien die hautenge Lederhosen tragen, die eher nach Fetisch-Party aussehen?

      Und Kirche und Schule vergleichen, das ist so sinnvoll wie ein Haus in Flammen mit Gardena-Schlauch löschen – nämlich gar nicht.

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      • M. Rautenbach
      • 23.03.23, 18:57 Uhr

      Denke, heute wird vieles zu hochgekocht. Kenne viele nette junge Leute, die nicht frecher sind als wir es waren, die nicht schlechter angezogen sind, als wir es waren. Gut, sie hören Schlager. Das geht garnicht. Aber sei’s drum. Die Jogginghose macht niemanden gleich zum schlechten Menschen. Ist morgen was anderes in, tragen sie die eh nicht mehr.

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        • Kerstin
        • 27.03.23, 1:03 Uhr

        Warum nicht Trainingsanzüge als Schuluniform. Es wäre praktisch, bequem, nicht aufregend oder diskriminierend, bezahlbar und Markendruck und Neid und viele andere Dinge würden der Vergangenheit angehören…..

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      • Haralabus
      • 24.03.23, 12:52 Uhr

      Sehr guter Beitrag Nina, ich sehe das genauso.

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