Querfront

VON WOLFGANG HORN

Querfront. Damit ist unter Historikern die antidemokratische Strategie bezeichnet, die Ideologien Nationalismus und Sozialismus miteinander zu verbinden, um die politische Macht zu erringen. Im weiteren Sinne wird heute die Zusammenarbeit oder Vermischung linker und rechter Positionen mit dem Begriff Querfront belegt. War das nun eine Querfont-Veranstaltung am Wochenende in Berlin, zu der Sarah Wagenknecht aufgerufen und zu der sich auch Rechtsextremisten zumindest um das Magazin Compact herum eingefunden hatten? Zahlreiche Mitglieder der AfD waren vor Ort, unter ihnen auch der sächsische AfD-Chef Jörg Urban. Isabelle Casel, bei der letzten Bundestagswahl Direkt-Kandidatin der Partei Die Linke im Rheinisch-Bergischen Kreis, hält die Veranstaltung mit 50.000 Teilnehmern, die Polizei hingegen sprach von 13.000 Demonstranten, für einen „guten Auftakt für das Wiedererstarken der Friedensbewegung“. Kann es sich wirklich um eine Friedensbewegung handeln, wenn Björn Höcke, AfD-Chef in Thüringen, Sarah Wagenknecht auffordert, Mitglied der AfD zu werden? „Ich bitte Sie, kommen Sie zu uns“, so Höcke laut „Bild“ am Freitagabend in Dresden an Wagenknecht gerichtet ins Mikrofon. Das Publikum auf einer Kundgebung der AfD mit Pegida applaudierte. In der AfD könne sie die Politik, von der sie in der Linken nur träume, verwirklichen. „Vielleicht wächst der Mut“, so wünsche er es sich. Mut? Nein. Zum Mut gehört die Charakterstärke zum entschiedenen „Nein“. Es bleibt die Kühnheit. Der fehlt als Kämpfertugend das Abwägende, die Risikobetrachtung. Querfront bleibt Querfront. Gleich, welchen Begriff man noch finden wird. Wer mit Rechten paktiert, sie hoffähig macht, hat für die Entwicklung demokratischer Positionen und Strategien ausgedient. Querfront ist auch: Unterwerfung.

Beitragsfoto © Lutz Balschuweit

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